Pergamentum
- Rütten und Loening
- Erschienen: Januar 2009
- 4
- Rütten und Loening, 2009, Titel: 'Pergamentum', Originalausgabe
Ein Kirchenthriller, dem es manchmal etwas an Spannung fehlt
Kurzgefasst:
Eine junge Frau kämpft gegen einen teuflischen Feind. Sie muss einen Mörder finden, um das Erbe Hildegards von Bingen zu bewahren - und den Untergang der ganzen Christenheit zu verhindern. An einem Abend im Jahr 1188 klopft ein Mönch, ausgemergelt und mit fratzenhafter Miene, an die Pforte des Klosters Eibingen. Die Nonnen glauben, der Antichrist sei gekommen. Doch es ist Bruder Adalbert, früher ein gern gesehener Gast bei der seligen Hildegard von Bingen. Am nächsten Morgen liegt der Mönch tot im Skriptorium, in der Hand ein rätselhaftes Pergament. Gegen ihren Willen soll die Adelige Elysa als zukünftige Novizin den Mord aufklären. Als sie das Kloster erreicht, brennt die Kirche und eine Nonne wird tot aufgefunden. Der einzige Hinweis ist das Pergament, auf dem Worte in der Geheimsprache Hildegards abgefasst sind. Bald ahnt Elysa, dass es nicht nur um einen Kampf zwischen Gut und Böse, sondern um das Überleben der gesamten christlichen Welt geht.
Pergamentum liebäugelt gleich mit mehreren bekannten Eckdaten. Einerseits wurde von Heike Koschyk als Handlungsort eines jener Klöster gewählt, das Hildegard von Bingen nahe stand, andererseits hat die Autorin - ob bewusst oder unbewusst - ihren Roman nach einem ähnlichen Muster aufgebaut wie der wohl berühmteste Kirchenthriller Der Name der Rose. Doch vermag sich Pergamentum keineswegs über die Massen von historischen Krimis zu erheben. Selbst das Geheimnis, eine wegweisende Prophezeiung von Hildegard von Bingen, ist nicht so prickelnd, dass über die ganzen mehreren hundert Seiten hinweg die Spannung gehalten werden könnte.
Unglaubwürdige Heldin
Im Mittelpunkt steht Elysa, eine junge Adlige, die eigentlich einem traurigen Schicksal auf der Burg ihres ungeliebten Bruders entgegen sah. Sie wird, weitestgehend ohne ihr Zutun, ins Kloster Eiblingen eingeschleust, wo sie für ihren väterlichen Freund Kanonikus Clemens von Hagen Licht ins Dunkel einiger Todesfälle bringen soll. Zu diesem Zweck soll sich die junge Frau als Novizin ausgeben. Schnell fällt aber die mangelnde Demut Elysas auf, und sie erregt durch ihre Schnüffelei bald das Misstrauen der Klosterführung. Zu dieser zählt auch Radulf von Braunshorn, der sich als geistlicher Vater in der Krypta einquartiert hat, in Wahrheit aber einer undurchsichtigen Mission zu folgen scheint. Elysa, die unvermittelt ins kalte Wasser geworfen wird, entpuppt sich schnell als furchtlose junge Frau mit großer geistiger Beweglichkeit. Doch bleibt sie über den ganzen Thriller hinweg unglaubwürdig und konturlos. Merkwürdigerweise lässt man sie im ansonsten streng geführten Kloster unbehelligt recherchieren, was nicht so richtig ins Gesamtbild hinein passen will.
Ambivalentes Verhältnis
Obwohl Hildegard von Bingen neun Jahre nach ihrem Tod noch immer glühend verehrt wird, will sich kein richtiger Bezug zur später Heiliggesprochenen einstellen. Autorin Heike Koschyk schafft durch ihr großes Fachwissen, mit dem sie an mehreren Stellen allzu offen kokettiert, Distanz. So kommen einige Szenen denn auch sehr einschläfernd und monoton daher, fast als würde lehrerhaft Wissen vermittelt. Dem Thriller Pergamentum fehlt es denn nicht nur am gewissen Etwas, das ihn zu einem besonderen Werk machen würde, es fehlt ihm auch am Feuer, das bei einem Krimi eigentlich erwartet werden dürfte. Leider bleibt trotz dem Fachwissen der Autorin die Geschichte um Hildegard von Bingen selber eher schmückendes Beiwerk, so dass nicht mehr als ein ambivalentes Verhältnis zur Prophetin entstehen kann.
Erfrischend anders
Während der Thriller im Aufbau wie auch vom Inhalt her in gewohnter Manier daher kommt, präsentiert sich das Äußere des Romans erfrischend anders. Beim Cover wurde auf das gängige Schema verzichtet und auch die begleitende Grundriss-Skizze zum Kloster ist ein Plus. Gut gelungen ist letztlich auch der sprachliche Duktus.
Zu Pergamentum greifen sollte nur, wer weniger einen Spannungsbogen sucht denn trockene Erklärungen zu Geheimschriften und Prophezeiungen. Auch Fans von Hildegard von Bingen dürften hier nicht wirklich auf ihre Kosten kommen.
Heike Koschyk, Rütten und Loening
Deine Meinung zu »Pergamentum«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!