Der schwarze Papst

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2009
  • 3
  • Blanvalet, 2009, Titel: 'Der schwarze Papst', Originalausgabe
Der schwarze Papst
Der schwarze Papst
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Volker Faßnacht
871001

Histo-Couch Rezension vonSep 2009

Mord im Collegium Germanicum zu Rom

Kurzgefasst:

Rom 1552. Warum stirbt ein Schüler während der Eröffnung des Collegium Germanicum, der deutschen Schule der Jesuiten, durch Gift? Und wer hat Carlotta aus dem Fenster gestürzt? Der junge Jesuit Sandro Carissimi ermittelt mit der Unterstützung der lebenslustigen Glasmalerin Antonia Bender, die er wie Carlotta in Triest kennen gelernt hat. Die Nachforschungen sind heikel, führen sie doch in die allerheiligsten Gemächer des Vatikans, wo den Mächtigen mehr an den Geheimnissen der Kirche, als an den Geboten Gottes liegt...

 

Eric Walz legt mit Der schwarze Papst bei seinen Kriminalromanen um Sandro Carissimi einen dritten Teil nach. Handelten Die Glasmalerin noch während des Konsils von Triest im Herbst 1551 vom geplanten Mord am Sohn des Papstes und Die Hure von Rom von dem unnatürlichen und vorzeitigen Ableben der Geliebten des Papstes Anfang 1552 im unmittelbaren Dunstkreises des Papstes, so beschäftigt sich der neue Fall nun um den Mord an einem Schüler der eben erst gegründeten Deutschen Schule des Jesuitenordens in Rom.

Wer aber könnte einen Grund gehabt haben, diesen jungen, vor wenigen Tagen erst aus Bayern angereisten Schüler umzubringen? Ging es dabei im Streit um die Gunst eines jungen Mädchens, der in tödliche Rivalität umgeschlagen war? Sollte der Schule bzw. dem Jesuitenorden an sich geschadet werden? Immerhin machten sich die Jesuiten bei den Mächtigen der Welt nicht gerade beliebt, waren sie doch ein Bettelorden, der sich für die Menschenrechte der Armen und Schwachen eingesetzt hat. Ein Dorn also in den Augen der Renaissance-Herrscher, die sich in einem Punkt absolut ähnlich waren: Sie liebten den Prunk und frönten der Verschwendungssucht, während ihre Untertanen kaum das Notwendigste zum Überleben hatten.

Fürchteten die alten Mönchs-Orden um ihren Einfluss und wollten so ihren neuen Widersacher in Misskredit bringen? Oder ging es gar um das ganze große Spiel an sich: Um Macht, um deren Erhalt oder deren Mehrung im Kirchenstaat?

Große Erzählkunst und viel kriminalistische Spannung

Eric Walz' Erzählkunst ist bereits in seinen ersten Werken zutage getreten und trifft auch wieder auf diesen Roman zu. Die Figuren werden von ihm sehr sorgfältig eingeführt und vielschichtig beschrieben. Und so leben seine Geschichten immer von den Protagonisten, von den Handlungen und den ebenso liebevoll beschriebenen äußeren Umständen.

Der schwarze Papst profitiert als Kriminalroman noch mehr von diesem angenehmen und profunden Erzählstil. Das Ermittlerteam um Carissimi ist sehr scharfsinnig, und obwohl bereits nach wenigen Seiten überraschend einer der Mörder seine Maske gegenüber dem Publikum fallen lässt, so wird dadurch auch dem aufmerksamen Leser kein Stückchen der Gesamtauflösung gezeigt. Nur eben gerade so viel, wie es der Autor für notwendig erachtet, vielmehr noch, ist man als Leser doch aufgeheizt und glaubt der Auflösung des Rätsels nahe zu sein.

Der Spannungsbogen jedoch bleibt bis zum Schluss erhalten. Die Auflösung selbst ist zunächst sehr überraschend, wird aber mit den Gedankengängen, die Carissimi gegenüber dem Mörder erläutert - weil der natürlich selbst nicht glauben kann, dass dieser unscheinbare Mönch, der Visitator des Papstes, einfach so hinter die Gründe für diesen Mord gekommen sein konnte - zunehmend klarer.

Die heimliche Liebe zu Antonia als roter Faden zwischen den drei Carissimi-Bänden

Natürlich ist auch dieser Roman, obwohl als Teil einer dreiteiligen Romanserie angelegt, mühelos als Stand-alone zu verstehen. Man muss nicht die beiden anderen Bücher vorher gelesen haben, um die Protagonisten und deren Handlungsweisen nachvollziehen zu können.

Allerdings - und auch das ist oft bei den mehrteiligen Romanserien so - gibt es doch einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Bänden. Bei Der schwarze Papst ist es die heimliche Beziehung der Glasmalerin Antonia Bender und Sandro Carissimi, der sich seit ihrer Begegnung in Trient lieben, er sie jedoch als Jesuitenmönch nicht lieben darf und Milo, dem Sohn einer römischen Hurenhaus-Betreiberin, quasi dem lachenden Dritten, der im zweiten Teil mit Antonia anbandeln konnte. Zusammen mit Luis de Soto, Julius III., Hauptmann Forli und Angelo begegnet der Leserschaft eine ganze Menge alter Bekannter.

Eric Walz vollendet den vorliegenden Roman, wie bei fast allen seinen Romanen, mit einem Nachwort, in dem er erläutert, was historische Fakten und was Fiktion in seiner Geschichte darstellen, sowie einem Personenregister. Für die Fans von Sandro Carissimi und Antonia Bender lässt er offen, ob es möglicherweise noch einen weiteren Teil mit diesen Protagonisten geben könnte. Zu wünschen wäre es allemal.

 

Der schwarze Papst

Eric Walz, Blanvalet

Der schwarze Papst

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