Paradies in Flammen
- dtv
- Erschienen: Januar 2009
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- dtv, 2009, Titel: 'Paradies in Flammen', Originalausgabe
Zwangsheirat und glühende Lavaströme
Kurzgefasst:
"Diesen Mann soll ich heiraten?" Java 1883. Um ihren bankrotten Vater zu retten, stimmt die junge Helena von Odenhofen einer Ehe mit dem reichen Jonah Aldermann zu, dessen Familie auf Java eine Plantage besitzt. Doch auf der Reise in das ferne Land erfährt Helena, dass ihr weitaus Schlimmeres bevorsteht als die Ehe mit einem unbekannten Mann. Allein und schutzlos, wird sie zum Opfer einer teuflischen Intrige. Da bricht die Katastrophe über die javanischen Küstenstädte herein: die Jahrhunderteruption des Vulkans Krakatau. In dem Inferno aus Feuer, Asche und tödlichen Tsunamis gelten keine Konventionen mehr...
In ihrem zweiten Roman widmet sich die österreichische Autorin Charlotte Sandmann der "Zwangsheirat". Die nach einem belastenden Erlebnis verstummte Helena soll auf Druck ihres Vaters nach Java reisen, um den reichen Jonah Aldermann zu heiraten. Begleitet wird sie dabei einzig von ihrer Adoptivschwester Mathilda, einer Javanerin, die Helenas Vater vor Jahren mit nach Hamburg gebracht hatte und von der man annimmt, die illegitime Halbschwester Helenas zu sein. Die beiden jungen Frauen brechen 1883 mit dem Schiff von Hamburg auf - und ahnen nicht, dass der smarte Ruben Kosminsky, der sich ihnen bald näher vorstellt, den Auftrag hat, Helenas Herz zu erringen. Durch ihre Heirat mit Jonah Aldermann wird dieser nämlich sein Erbe, einen sagenhaften Juwelenschatz, antreten können und Ruben soll in den Besitz dieser Juwelen gelangen. Während der Seereise erfährt Helena auch per Zufall, dass ihr künftiger Ehemann ein gravierendes Handicap hat. Sie beginnt zu erahnen, wie groß der Verrat ist, den ihr Vater an ihr mit dieser Heirat begangen hat.
Den eigenen Weg gehen
Subtil zeigt Charlotte Sandmann die Zwänge auf, unter denen sich Helena zu einer Heirat verpflichtet, die ihr aus tiefstem Herzen zuwider ist. Die Autorin macht das Machtgefüge des ausgehenden 19. Jahrhunderts deutlich, das einer Frau kaum Rechte zubilligt und sie zu einer reinen Handelsware degradiert. Doch tut die Autorin dies nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern durch Helenas Erlebnisse. Die junge Frau schafft es immer wieder, den eigenen Weg zu gehen, wird dadurch aber mit Gewalt und Verachtung konfrontiert. Ihre stumme Hilflosigkeit liefert sie der Familie in einem Masse aus, die oft unerträglich scheint.
Bildhafte Sprache
Sowohl Helena als auch ihr Ehemann Jonah sind ausgesprochen feinfühlig gezeichnet und oft glaubt man, ihnen direkt gegenüber zu stehen und ihre Wut über die erzwungene Heirat zu spüren. Generell schafft es Charlotte Sandmann mit ihrer bildhaften Sprache, eine überzeugende Atmosphäre zu erzeugen. Die fein eingewebten Beschreibungen der Geräusche, Gerüche und Ansichten lassen das Gefühl aufkommen, mitten im javanesischen Urwald zu stehen. Der Höhepunkt des Buches ist aber nicht Helenas Geschichte, die manch unerwartete Wendung nimmt, sondern der Ausbruch des Vulkans Krakatau. Hier werden die Beschreibungen so intensiv, dass man keinen Moment bezweifelt, mitten in der Katastrophe zu stecken und um sein Leben bangen zu müssen.
Nicht nur für Frauen
Obwohl Paradies in Flammen vornehmlich Frauen ansprechen dürfte, hat es so viel zu bieten, dass es nicht nur ein Buch für Frauen ist, sondern durchaus auch einer männlichen Leserschaft gefallen könnte. Der Verzicht auf allzu süße Liebesgeschichten, das feine Sittengemälde und der wuchtige Vulkanausbruch wie auch die durch den Kampf um die Juwelen erzeugte Spannung machen Paradies in Flammen zu einem Lesegenuss auch für eine nicht auf historische Romane spezialisierte Leserschaft. Gleichzeitig regt es an zum Nachdenken über gesellschaftliche Normen, ohne den Mahnfinger zu heben oder zu viel Moralin zu versprühen.
Die vorgelegte Leistung der Autorin lässt mit Spannung die kommenden Bücher der Österreicherin erwarten.
Charlotte Sandmann, dtv
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