Die Tochter des Münzmeisters
- Ullstein
- Erschienen: Januar 2009
- 4
- Ullstein, 2009, Titel: 'Die Tochter des Münzmeisters', Originalausgabe
Frauen, Liebe und die Familienehre
Kurzgefasst:
Goslar im 11. Jahrhundert: Die junge Hemma, Tochter des Vogts, muss nach der Enteignung der Familie und dem Tod des Vaters durch die Hand eines adligen Verehrers aus Not den Sohn des örtlichen Münzmeisters heiraten. Gleich bei der Geburt ihres ersten Kindes stirbt Hemma. Ihre Tochter Henrika wächst ohne Mutter bei dem sie liebevoll umsorgenden Vater auf. Als Henrika sich in einen Gefolgsmann des Königs verliebt, erlangt sie Zugang zu gesellschaftlichen Kreisen, in denen sich auch der Mörder ihres Großvaters bewegt...
Die Tochter des Münzmeisters ist Marion Henneberg's zweiter Roman. 1056, die Familie wird durch eine Intrige entehrt. Die Tochter des Hauses - Hemma - muss sich völlig unter ihrem eigentlichen Stand mit dem Sohn des Münzmeisters verheiraten. Die Geburt ihrer Tochter überlebt sie indessen nicht. 16 Jahre später - Henrika, Hemma's Tochter ist geborgen bei ihrem Vater aufgewachsen, bis zu dem Tag, als der König verfügt, dass sie verheiratet werden soll. Dass es ausgerechnet der Sohn des Mannes sein soll, der damals ihren Großvater ins Unglück gestoßen hat - welch Hohn des Schicksals!
Und doch, Marion Henneberg's Frauengestalt ist wie bereits in der Figur der Eilika in ihrem ersten Roman Die Entscheidung der Magd eine starke Person, die sich jedoch fügen will:
Entschlossen straffte die junge Frau die Schultern und wischte sich mit einer resoluten Handbewegung die Tränen weg. Sollte es der Wunsch des Königs sein, dass sie diese alte Familienfehde mit einer Heirat beendete, dann würde sie sich nicht durch unbedachtes Verhalten der Verantwortung entziehen.
Allerdings kennt sie zu dem Zeitpunkt ihre Familiengeschichte noch gar nicht. Und so setzen sich für sie und die Leserschaft langsam die Teile des Puzzles zusammen. Marion Henneberg erzählt diese Geschichte portionsweise in Rückblenden.
Tolle Mischung von geschichtlichen Ereignissen, Fiktion und Liebe
Die Autorin bleibt dicht an dem, durch den gewählten Zeitraum vorgegebenen Handlungsrahmen. Das mittelalterliche Goslar erwacht ebenso zum Leben, wie auch die Schilderung der Menschen, der Bauernhöfe und Burgen. Eine schöne Fähigkeit der Autorin, die sie auch schon in ihrem ersten Buch immer wieder erfolgreich eingesetzt hat. Ein vielfarbiges Bild mit einer guten Mischung von Intriganten, Fieslingen, Lichtgestalten (die jedoch niemals zu grell gezeichnet sind) und Personen, die nicht sofort einzusortieren sind. Eine spannende und tragische Liebesgeschichte, die in einer interessanten und nicht allzu häufig erzählten Epoche handelt.
Schade ist allerdings, dass der Zugang zum Buch etwas schleppend ist und leicht zu Verwirrungen führen kann, wenn man nicht konsequent am Roman bleibt. Das wird bedingt durch die immer wieder einfließenden Rückblenden, sowie die Tatsache, dass die Leser genauso wie die Hauptprotagonistin Henrika zunächst im Dunkeln tappen. Jedoch ist das kein größeres Problem, denn der Roman macht Spaß und verleitet dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.
Für alle Historienfans gibt es im Anhang noch eine kleine tabellarische Aufstellung der historischen Vorkommnisse, die von dem Roman tangiert werden.
Marion Henneberg, Ullstein
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