Das Revuemädchen
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2009
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- Droemer-Knaur, 2009, Titel: 'Das Revuemädchen', Originalausgabe
Ein Künstlerleben in brisanter Zeit
Im Jahr 1925 träumt Amy Kennedy ihren großen Traum: Revuetänzerin will sie werden. Ihr Eltern sind alles andere als begeistert, arbeitet doch gerade die Mutter als Näherin der berühmten Minsky-Show und weiß vom Treiben hinter der Bühne. Dennoch sehen sie, das Amy mehr Talent zum Tanzen als zum Nähen hat, und so tanz sie, viel zu jung, beim großen Meister vor.
Nach einiger Zeit des Aufbaus folgt eine steile Karriere, die Amy zur beliebtesten Tänzerin macht, was natürlich auch Neider hervorruft. Der eingebildeten Tänzerin Carry stiehlt sie so nicht nur die Show, sondern scheinbar auch den Geliebten. Amy lässt sich mit dem Lebemann Jack ein, und zunächst scheint es für beide die große Liebe zu sein. Jack jedoch ist sehr an der Fliegerei interessiert, und schon bald gehen ihre Wege auseinander.
Nach Minskys Tod geht es mit der Revue in New York nicht mehr voran, und so entschließt sich Amy, den Schritt nach Europa zu wagen. Dort jedoch braut sich in den 1930er Jahren etwas weltpolitisches zusammen, das auch Amys Leben durcheinanderwirbeln wird.
Das unbefriedigende Leben eines Showstars
Julia von Droste taucht mit ihrem Debütroman in eine Welt ein, die mehr Schein ist als Sein, jedenfalls für die, die tatsächlich hinter der Bühne arbeiten. Sie versteht es, das Treiben in einem Theater vor, hinter und auf der Bühne für den Leser erlebbar zu machen und schafft so eine ganz eigentümliche Atmosphäre. Der Weg nach oben ist steinig, das merkt auch Amy, obwohl es für sie glatter geht, als es auch hätte sein können.
Da wie so üblich das Problem in dieser Branche erst mit den Männern anfängt, verliebt sie sich in Jack, und er in sie, oder auch nicht, man weiß es nicht genau, und doch weiß man es natürlich genau. Immer wieder denkt sie an ihn, mal mehr, mal weniger, und das weiß die Autorin auch dem Leser zu vermitteln. Sie erzählt die Geschichte anhand von Amys Leben, und das bedeutet allerdings auf der anderen Seite, dass Amy sehr mit dem Kopf in ihrem Beruf steckt und teilweise wenig Sinn für das Geschehen außerhalb des Theaters und deren Menschen hat. Nur gelegentlich blitzen so Daten auf, die den Roman in diese Zeit setzen, wie der Börsencrash in New York 1929. Amys Schwager hat darunter zu leiden, allerdings nimmt dieses Ereignis nicht die Stellung ein, die man eigentlich vermuten könnte.
Man mag dies als das ein Manko des Buches bezeichnen, dass das große Weltgeschehen, gerade in dieser spannenden Zeit, nicht genug Raum bekommt. Auch werden manche Erzählstränge nicht befriedigend zu Ende geführt - was geschieht am Ende mit Carry, was mit Ella, der großen schwarzen Sängerin, mit der sie sich anfreundet und die sie nach Europa vermittelt?
Mehr Zeitgeschehen wäre wünschenswert gewesen
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ist Amy sehr mit sich beschäftigt, zu sehr, denn bis dahin steht ihr Beruf und natürlich Jack im Mittelpunkt der Erzählung. Erst während des Krieges gerät das in den Hintergrund, und sie beginnt, ein normaler Mensch wie jeder andere auch zu werden. Nicht, dass sie keine Schicksalsschläge erlitten hätte, keineswegs, auch ihr Leben ist nicht immer glatt gelaufen. Aber man merkt als Leser doch deutlich, dass sie endlich eine Entwicklung mitmacht, zu der sie sich selber entschieden hat und die unabhängig vom Showgeschäft einen anderen Menschen in ihr zeigt.
Die Figuren sind allesamt gut beschrieben, von ihren Eltern, ihrer Schwester und ihrem Schwager mit der Wäschereinigung, über Jack und die natürlich spät wieder auftauchende Carry, Ella, Mr. Minsky und all die kuriosen Figuren, die die Theaterwelt so mit sich bringt. Die Stimmung der Zeit ist gut eingefangen, selbst durch die Beschreibung der Musik, und man bekommt durchaus einen Einblick in das Showleben und die Welt des Glamours. Dazu kommen Jacks Erfahrungen mit der Fliegerei, die auch einen gewissen Fortschritt der Technik aufzeigt, wenngleich dieser anderen Zwecken dient.
Ein leider viel zu kurzes Nachwort ist neben dem Dank die einzige Ergänzung, die das Buch abschließt. Hier hätte man sich ein etwas ausführlicheres Kalendarium gewünscht, das den Leser mehr in diese den meisten unbekannte Zeit eingeführt hätte. Alles in allem ist Das Revuemädchen ein lesenswerter Roman, gut und flüssig zu lesen, dem dennoch ein wenig mehr Zeitgeschehen drum herum durchaus gut getan hätte.
Julia Drosten, Droemer-Knaur
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