Das Geheimnis von Meißen
- List
- Erschienen: Januar 2009
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- List, 2007, Titel: 'El secreto de la porcelana', Originalausgabe
Wettlauf um das Geheimnis der Porzellanherstellung
Kurzgefasst:
Zwei Männer versuchen gleichzeitig, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu lüften. Während in Meißen Johann Friedrich Böttger nach der Formel sucht, macht sich der junge Spanier Ossorio auf den Weg nach China, um dort hinter das Geheimnis zu kommen. Doch fast vergisst er über den Landschaften, Bauten, Menschen und fremden Bräuchen seine Mission. Und er verliebt sich unsterblich in Jade, die Geliebte des Rebellen Feng, seines wichtigsten Verbündeten. Wird er den Wettlauf gegen Böttger gewinnen?
Gelingt es dem Spanier Ossorio, eines der bestgehüteten Geheimnisse Chinas - Die Herstellung von Porzellan - zu lüften? Oder wird der Alchimist Johann Friedrich Böttger in Meißen die Formel für die Porzellan-Herstellung zuerst in Händen halten? Die Rivalen, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Motiven - beide nicht ganz freiwillig - nach der Formel trachten, wissen nichts voneinander. Beide wissen, dass sie das Scheitern das Leben kosten wird. Und so nimmt der Spanier Ossorio viele Mühen und Gefahren auf sich, um hinter das Geheimnis des chinesischen Porzellans zu kommen, während Johann Friedrich Böttger seine Studien immer wieder unerwartet und zwangsweise unterbrechen muss.
Wirrwarr von Erzählsträngen
So faszinierend sich die Ausgangslage präsentiert, so mühsam ist der Einstieg in die Geschichte. Der in Málaga geborene Autor Emilio Calderón gefällt sich darin, gleich zu Beginn mehrere Erzählstränge zu knüpfen. Um die Verwirrung komplett zum machen, sind alle drei den Spanier Ossario betreffenden Stränge in Ich-Form geschrieben, während die Suche Johan Friedrich Böttgers nur in jeweils wenigen Seiten überhaupt angesprochen wird. So braucht es vor allem im ersten Drittel des Buches großen Durchhaltewillen, um Das Geheimnis von Meißen nicht entnervt beiseite zu legen. Die Geschichten der Erzählenden sind so stark ineinander hinein geschoben, dass es zunächst sehr mühsam ist, sich auf die jeweilige Schilderung einzulassen.
Faszinierende Schilderung
Wer sich durch die verschiedenen Hüllen hindurch gekämpft hat und beim Kern der Geschichte angelangt ist, wird sich der faszinierenden Schilderung jedoch kaum mehr entziehen können. So begegnet der Spanier Ossario auf seinem gefahrvollen Weg nicht nur vielen unbekannten Seiten Chinas, er verliebt sich auch in die junge Chinesin Jade, die durch ihre gebunden Füße Sklavin des unberechenbaren und brutalen Gu Feng ist. Manchmal ist es nur diese Liebe, die Ossario davor bewahrt, sich aufzugeben. Hier kommt das Erzähltalent Calderóns zum Ausdruck. Es gelingt ihm, die Gefühle des Spaniers ebenso sichtbar zu machen, wie die Ohnmacht Jades. Zudem beleuchtet er die chinesische Kultur, ohne sie in eine Schublade zu stecken.
Ambivalentes Vergnügen
Das Geheimnis von Meißen ist sprachlich zwar nicht außerordentlich anspruchsvoll, dennoch ist es kein Buch, zu dem man greifen sollte, wenn man plätschernde Unterhaltung sucht. Es stellt an den Leser einige Ansprüche und stellt insgesamt ein recht ambivalentes Lesevergnügen dar. Dies umso mehr, als dass jeder, der aufgrund des Klappentextes zum Buch greift, enttäuscht werden dürfte. Denn hier hat der Verlag seine Hausaufgaben nicht gemacht - mit dem Titel Das Geheimnis von Meißen wie mit dem Klappentext selber werden Erwartungen geschürt, die zwangsläufig enttäuscht werden müssen. Denn grundsätzlich liegt hier nur in groben Zügen eine Schilderung der Geschichte der Porzellanmanufaktur Meißen vor - viel mehr handelt es sich um einen Roman über das China des 18. Jahrhunderts und dessen Kultur.
Wer sich allerdings weder von Titel und unpassendem Cover noch von der verwirrenden Ich-Erzählweise abhalten lässt, sieht sich plötzlich mitten in einer starken Schilderung und kann sich dem Reiz des Romans kaum mehr entziehen.
Emilio Calderón, List
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