Die Spur der Hexe

  • Scherz
  • Erschienen: Januar 2009
  • 0
  • Scherz, 2007, Titel: 'Ars Magica', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
761001

Histo-Couch Rezension vonNov 2009

Man nehme ein Stück Papier, Graphit und einen Rest Seidenstoff...

Kurzgefasst:

Spanien, 1610: Die Geschichte der jungen Hexe Mayo, die - gemeinsam mit ihrem verzauberten Esel Beltrán - auf der Suche nach ihrer Ziehmutter ist. Und die des Inquisitors Salazar, der die Heilige Inquisition herausfordert, da er trotz seines Amtes nicht an Hexen und andere Teufelswesen glaubt. Als sich die beiden begegnen, gerät ihre Welt ins Wanken.

 

Eine Hexe, die einen Inquisitor beschützen möchte - ein Inquisitor, der nicht an Hexen und Teufel glaubt - eine Bevölkerung, die in Angst lebt und etliche undurchsichtige Gestalten, die aus ganz persönlichen Gründen die Angst vor Hexerei, Teufelsanbetung und Zauberei schüren: In ihrem Roman Die Spur der Hexe lässt die im Baskenland geborene Autorin Nerea Riesco nichts aus. Sie legt jedoch ein Werk vor, das ambivalente Gefühle weckt. Sei es nun durch die Absurdität der Situation - etwa in der Figur des weitherum als unerbittlich gefürchteten Inquisitors Alonso Salazar y Frias, dessen Ziel es in Tat und Wahrheit ist, mittels wissenschaftlichen Methoden zu beweisen, dass alles nur Aberglaube ist. Oder sei es durch die immer wieder eingestreuten, sehr genauen Anleitungen, wie Amulette und Zaubertränke herzustellen sind. Letzteres rückt den Roman stark in Richtung Esoterik, was ihm nicht besonders gut tut.

Mit einer Prise Humor

Geschrieben ist Die Spur der Hexe mit einer Prise Humor. Die Charaktere sind sehr bildlich ausgearbeitet und es gelingt mühelos, vor dem inneren Auge etwa ein Bild des vor Angst bibbernden Gehilfen Salazars, Iñigo, entstehen zu lassen. Nicht ganz greifbar bleiben jedoch die beiden Frauenfiguren Mayo und Ederra. Die junge Hexe Mayo ist überzeugt davon, ein Kind des Teufels zu sein und zieht mit dem Esel Beltran - von dem sie glaubt, es handle sich um einen verzauberten Menschen - auf der Suche nach ihrer Ziehmutter Ederra durch die Dörfer des Baskenlandes. Ederra war von der Inquisition verschleppt worden und danach verschwunden. Besorgt über Ederras Schicksal heftet sich Mayo an die Fersen von Alonso Salazar y Frias, der sie, so die Hoffnung Mayos, zu Ederra führen soll.

Gewöhnungsbedürftiger Aufbau

Durch den ständigen Wechsel zwischen Roman und esoterisch ausgerichtetem Hexenbuch ist der Plot in seinem Aufbau recht gewöhnungsbedürftig. So braucht es streckenweise Durchhaltewillen, um der Geschichte zu folgen, andere Passagen lesen sich flüssig und lassen durchaus Spannung aufkommen. Allerdings vermag man sich in einigen Belangen des Eindrucks nicht ganz zu erwehren, dass für einen Teil der Figuren der Kinderbuchklassiker Pinocchio Pate gestanden hat - insbesondere was die im Geiste beschränkten Helfer der "Bösen" betrifft. Durch diese Überzeichnung taucht in vielem die Frage auf, ob man denn nun die Geschichte als historischen Roman ernst nehmen soll, oder ob es sich hier um ein Werk handelt, das sich eher der Karikatur verschrieben hat und deshalb mit solchen, teilweise schon fast ins Lächerliche gezogenen, Figuren arbeitet.

Hierzulande wenig bekannte Region

Attraktiv ist der Schauplatz des Romans. Hierzulande ist wenig über das Baskenland zu lesen, und so bietet Nerea Riesco durchaus einen Einblick in wenig bekannte historische Ereignisse. Der Konflikt zwischen den Machthabern südlich der Pyrenäen mit den französischen Nachbarn im Norden hat Potential für eine gute Geschichte. Nerea Riesco streift diese Konflikte jedoch nur am Rande. Dafür webt sie geschickt die Geschichte um die unglückliche Spanische Königin Margarete ein, die sich von Spionen überwacht und bedrängt fühlt und ihrem Herzen in Briefen Luft macht, die zufällig in Salazars Händen landen. Diesem Strang des Romans wohnt denn auch die eigentliche Feinheit des Buches inne. Bedauerlicherweise wird diese tiefer gehende Geschichte aber immer wieder durch die ganze Hexenbeschreibung in den Hintergrund gedrängt.

Um sich dem Buch Die Spur der Hexe hinzugeben, braucht es eine recht große Portion Toleranz und Bereitschaft, auch zwischen den Zeilen zu lesen und die vermeintlichen Nebenschauplätze als die wirklichen Perlen des Buches zu erkennen.

 

Die Spur der Hexe

Nerea Riesco, Scherz

Die Spur der Hexe

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