Marcus - Soldat Roms
- Ammianus
- Erschienen: Januar 2008
- 1
- Ammianus , 2008, Titel: 'Marcus - Soldat Roms I', Originalausgabe
Wechselhaftes Schicksal eines römischen Offiziers
Kurzgefasst:
Wir schreiben das Jahr 355 nach Christus. Schwer verwundet rettet sich der Centurio Marcus Junius Maximus mit einer wichtigen Botschaft aus dem brennenden Kastell Gelduba und schlägt sich mit wenigen Getreuen nach Aachen durch. Die Kunst der Ärzte rettet sein Leben, und endlich genesen, kann er den gefahrvollen Heimweg durch die unwegsamen Wälder der Eifel in die Heimat antreten. Mit dem wegekundigen Galerius, seinem treuen Führer und Begleiter, meistert er aufregende Abenteuer und entkommt nur mit knapper Not den plündernden Horden der Franken. Er erreicht voller Glück das väterliche Weingut in der Nähe von Trier und muss leidvoll erleben, dass der Krieg ihm gefolgt ist. Es beginnt ein gnadenloser Kampf um die Heimat, und er erkennt, dass er durch den Besitz seines persönlichen Schutzzaubers, einen golden Armreif, in schicksalhafte Vorgänge verstrickt ist, deren Ursprünge weit in die Vergangenheit reichen. Tapferkeit, Liebe, Treue und die fromme Hingabe zu den alten Göttern lassen ihn gegen eine Welt bestehen, in der die ehrwürdigen Tugenden Roms verblassen und das Christentum seinen Siegeszug angetreten hat.
Das Jahr 355 nach Christus: Das Römische Reich geht durch turbulente Zeiten. Immer wieder kommt zu Kämpfen zwischen Römern und alemannischen und fränkischen Scharen. In dieser Zeit soll der Centurio Marcus Junius Maximus eine wichtige Botschaft überbringen und erleidet an der Grenzfestung Gelduba schwere Verletzungen. Nur knapp gelingt es den Ärzten, ihm das Leben zu retten.
Nach seiner Genesung tritt er die gefahrenvolle Heimreise an. Bis Tolbiacum begleitet ihn seine neue Bekanntschaft, die schöne Germanin Bissula, von der er sich nur ungern trennt. Eine Prophezeiung gibt ihm die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Den Rest des Weges unternimmt er gemeinsam mit seinem Begleiter Galerius, der ihm nach und nach auch ein guter Freund wird.
Ein Überfall durch die Franken wird den beiden fast zum tödlichen Verhängnis. Schließlich aber erreichen sie endlich die Villa Vineta, Marcus' Heimatort in der Nähe von Trier. Doch zu Marcus' Kummer hat auch hier der Krieg zugeschlagen. Marcus setzt Galerius als seinen Verwalter ein und zieht zurück zur Legion, um seine Aufgabe zu vollenden ...
Aus dem Leben eines Centurios
Der erste Teil der Trilogie, die sich mit dem wechselhaften Leben und Schicksal des Offiziers Marcus befasst, nimmt sich eine interessante Epoche als historischen Hintergrund. Kaiser Constantinus II. ernennt seinen Vetter Julian zum "Caesar des Westens", um Unterstützung in Gallien zu erhalten. Das Leben von Marcus Junius Maximus wird entscheidend durch diese turbulenten politischen Zeiten geprägt. Recht reizvoll ist seine Darstellung als wahrlich nicht perfekter Centurio. Marcus kennt Zweifel, Angst und Kummer und erscheint nicht als makelloser Held, der sich mühelos durch die Schlachten kämpft. Die Freundschaft zu Galerius bietet einen gelungenen Gegenpart, vor allem ist erfreulich, dass sich dieses Band zwischen den beiden nicht zu schnell ergibt. Eine ansprechende Nebenfigur ist beispielsweise der Soldat Rufus, ein Freund von Galerius, der positive wie negative Facetten in sich vereint. Zu den interessant dargestellten historischen Figuren gehört vor allem Charietto, ein gebürtiger Franke, der sein Volk verlassen musste und sich zunächst in einer Räuberbande verdingt und später als Anführer einer Spezialeinheit in römischen Diensten bewährt. Trotz dieser positiven Ansätze wird das Potential dieses ersten Bandes der Trilogie wahrlich nicht ausgeschöpft. Es braucht ein wenig zu lange, bis der Leser Hintergründe über das Leben von Marcus erfährt und seine Charakterzüge näher kennen lernt. Eine höchst brisante Situation, in der man gespannt auf Marcus' Entscheidung wartet, wird dann quasi durch einen Zufall gelöst. Die wörtliche Rede ist viele Male ein wenig zu gestelzt geraten, um realistisch zu wirken, die Figuren reden oft unnötigerweise wie gedruckt.
Der Stil verrät, dass der Autor bislang noch nicht im Romanbereich tätig war. Teils recht blumige Beschreibungen, die vor allem bei Schlachtszenen oder Naturschilderungen gerne ein wenig über das Ziel hinausschießen, wechseln sich mit eher trockenen und nüchternen Formulierungen ab. Gewöhnungsbedürftig sind die ausgefallenen Inquit-Formeln, mit der wörtliche Rede der Figuren eingeleitet oder beschlossen werden. Statt sich auf das einfache und zugleich bewährte "sagt" oder ähnliche Alternativen zu verlassen, wird beinah für jeden Satz eine neue Wendung gebraucht, eine fast krampfhaft anmutende Suche nach möglichst abwechslungsreichen Synonymen, die oftmals mit der Redefunktion nichts mehr zu tun haben - und das ist bei Sätzen wie "Nichts da", legte ich meine Hand auf das zusammen gefaltete und versiegelte Pergament", "Und kaum fühlst du dich besser", fuchtelte mein Gegenüber mit den Händen in der Luft herum und "Du bist Centurio und kommst von der Front", ruhte ihr Blick auf meiner silbernen Fibel auf Dauer fast unfreiwillig komisch.
Ungewöhnlich ausführlich ist der Anhang, weit mehr als die üblichen Worterklärungen historischer Romane. Mehr als hundert Seiten befassen sich ausführlich mit einer "Spurensuche" durch das 4. Jahrhundert an Rhein und Mosel. Der Autor zeichnet hier detailgenau den Weg seines Protagonisten nach, geht auf die einzelnen Stationen mit geographischen Erläuterungen und Beschreibungen der Gebäudekomplexe inklusive genauer Auflistungen der damaligen Ausstattung. Einige Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die heutigen Ortschaften, als Kontrast dazu gibt es, wenn auch handwerklich wenig geschickte, Zeichnungen zu der historischen Situation. Im Anschluss daran folgen noch ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen sowie eine Zeittafel, angefangen bei der Eroberung Galliens durch Julius Caesar bis zum Zeitpunkt der Handlung. Besonders interessant ist der Anhang für Ortskundige, die sicherlich viele antike Sehenswürdigkeiten von Rhein und Mosel wiedererkennen. Bei den vielen Ortswechseln im Laufe der Handlung bewährt sich der Anhang für den Leser und ist auch nach der Lektüre als Reiseführer durchaus brauchbar.
Als Fazit bleibt ein Roman zur Spätantike, der sich eines interessanten Themas annimmt, sein Potential aber nicht wirklich entfalten kann. Den teils gelungenen Charakteren stehen eine oft hölzerne Sprache gegenüber, Spannungsmomente werden teils enttäuschend aufgelöst. Erfreulich ist dagegen wiederum der sehr ausführliche Anhang mit detaillierten Informationen zu den historischen Stätten.
Michael Kuhn, Ammianus
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