Quipu
- dtv
- Erschienen: Januar 2009
- 3
- dtv, 2008, Titel: 'Nudo de Sangre', Originalausgabe
Unterhaltsame Jagd nach dem Schatz der Inkas
Kurzgefasst:
1573. Bei Nacht und Nebel nähert sich ein geheimnisvolles schwarzes Schiff der spanischen Küste, an Bord ein Jesuit und eine Inka-Prinzessin, unterwegs in geheimer Mission. 1780. Nach Jahren fern von Madrid kehrt Sebastián de Fonseca zurück in die spanische Hauptstadt. Doch in seinem Elternhaus erwartet den jungen Militäringenieur Schreckliches: Sein Vater ist mit einem bizarr geknüpften Strick stranguliert worden. Kurz darauf wird auch sein Onkel, Jesuitenpater Álvaro de Fonseca, erdrosselt. Hat ihr Tod etwas mit der alten Chronik aus den ersten Jahren des Vizekönigreiches Peru zu tun, die sie zu entschlüsseln suchten? Oder mit dem seltsamen Quipu, einer roten Knotenschnur der Inka, mit der das Manuskript zugebunden ist? Zusammen mit der schönen Mestizin Umina begibt sich Sebastián auf eine abenteuerliche Reise nach Vilcabamba, der letzten Bergfeste der Inka.
Im Jahr 1780 kehrt Sebastián de Fonseca aus Zaragoza nach Madrid zurück. Es ist Karneval, und er geht ins Theater, wo er in einer Loge eine geheimnisvolle, gutaussehende Frau entdeckt. Als der Direktor des Theaters ermordet aufgefunden wird, kehrt er in das Haus seines Vaters, eines Seilers, zurück, wo er diesen ermordet vorfindet. In der Hand seines Vaters findet er eine Karte mit dem Wort "Quipu" darauf und wird von seinem verschollen geglaubten Onkel in eine faszinierende Welt der Inka eingeführt, mit deren Geschichte die von Sebastián auf geheimnisvolle Weise zusammen zu hängen scheint. Er erhält ein Quipu, eine alte Knotenschnur, deren Bedeutung er nicht versteht, die er aber mitnimmt.
Auf der Flucht vor den Jesuiten verschwindet Sebastián, nunmehr auf sich allein gestellt, auf ein Schiff, das sich auf den Weg nach Südamerika macht. An Bord ist auch der vermeintliche Mörder seines Vaters, Montilla, und sein Handlanger befinden. Diese sind auf dem Weg nach Peru in die alte Inkastadt Cuzco. Als blinder Passagier versucht er, so viele Informationen wie möglich zu bekommen, und so trifft er auch wieder auf Umina, die geheimnisumwitterte Peruanerin, die er bereits im Theater in Madrid gesehen hatte. Gemeinsam mit ihrem stummen Gefährten Qaytu machen sie sich schließlich in Amerika auf den Weg über Lima nach Cuzco, und sie sind nicht die einzigen, die glauben, dem Schatz der Inkas auf der Spur zu sein.
Spannend, unterhaltsam und lehrreich
Mit Quipu legt Agustín Sánchez Vidal einen Roman vor, der spannend, unterhaltsam und zudem auch noch lehrreich ist. In zwei Zeitebenen erzählt er das Ende der Inka-Dynastie in Peru im späten 16. Jahrhundert und die Suche nach dem legendären Schatz der Inkas zweihundert Jahre später. Geschickt werden die beiden Zeitebenen miteinander verwoben, wobei der Inka-Teil mehr nacherzählt wird. Dies allerdings so verständlich und so schlüssig, dass man dies gerne noch ausführlicher erfahren hätte.
Verbindung zwischen all diesen Verwebungen sind Quipus, Knotenschnüre, deren wirklichen Sinn und Zweck man bis heute noch nicht sicher entschlüsselt hat. Von besonderer Bedeutung ist dabei eine rote Knotenschnur, getränkt mit Blut, daher auch der Originaltitel des Buches "Nudo de Sangre" (= "Blutknoten"). Beide Titel verweisen bereits darauf, dass der Leser hier etwas ganz besonderes erzählt bekommt.
Spannung auf zwei Zeitebenen
Von Anfang an wird die verwobene Geschichte, wie ein Quipu, in mehreren Ebenen erzählt und dies mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit durchhält. Der Held des Buches, Sebastián de Fonseca, ist ein junger Mann, der das Abenteuer seines Lebens erlebt und sich dabei - natürlich - auch in die junge Umina verliebt. Die Hauptcharaktere sind schlüssig und gut beschrieben, einzig bei den "Bösewichten" hätte man noch etwas nachlegen können. Aber das fällt nicht sonderlich ins Gewicht.
Geschickt fügt der Autor die Geschichte der Inkas in die Handlung ein, und angesichts der wirklich spannenden Historie fragt man sich, warum es nicht mehr Romane mit der Thematik Inka und Azteken gibt. Hier gibt es noch viele Geschichten zu erzählen, und dass man zu wenig darüber weiß, ist ja auch in anderen Bereichen kein Hinderungsgrund...
Auch wenn der Roman zum Ende hin mehr das Gefühl verbreitet, eine peruanische Version von Indiana Jones zu sein, so bleibt doch die Faszination, diese alte, mysteriöse und untergegangene Kultur kennen gelernt zu haben. Doch auch die Zeit zweihundert Jahre später ist treffend geschildert. Gerade die Überfahrt über den Atlantik auf der "África" zeigt das Leben an Bord eines Schiffes, wie man es sich vorstellt. Es ist interessant und dabei schön, dass sich der Autor die Zeit nimmt, es mit seinen Sitten und Gebräuchen ausführlich zu schildern.
Lobenswerter Aufbau und liebevolle Extras
Die drei großen Kapitel sind jeweils mit drei großen Bildern zu Beginn eingeführt, was das Eintauchen in die Zeit und in den Ort erleichtert. Vor dem ersten Teil steht ein anonymes Bild einer Cuzco-Schule aus dem 17. Jahrhundert, vor dem zweiten Teil ein Querschnitt durch ein Schiff und vor dem dritten ein Karte von Peru mit den Regionen Cuzco und Vilcabamba. Eine etwas genauere Karte, die nicht einen wichtigen Teil in der Buchseitenmitte verschwinden lässt, wäre allerings wünschenswert gewesen. Die Stammbäume der letzten Inkas sind geschickt, weil aufbauend, in den Roman integriert, und ein Nachwort über Knotenschnüre und Inkas des Autors runden einen Roman ab, der es allein aufgrund seiner wunderschönen Aufmachung auch verdient gehabt hätte, als Hardcover zu erscheinen.
Wer eine Abenteuergeschichte sucht, die auf ungewohntem Terrain spielt, die Fantasie beflügelt und doch lehrreich ist, der macht mit Quipu einen sicheren Griff. Kleinere Übertreibungen und leichte Klischeebedienungen von Abenteuerromanen fallen da kaum ins Gewicht. Ein spannender Roman, wie man ihn lange nicht zu lesen bekam.
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