Hexenwahn

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2009
  • 6
  • Emons, 2009, Titel: 'Hexenwahn', Originalausgabe
Hexenwahn
Hexenwahn
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Birgit Stöckel
741001

Histo-Couch Rezension vonNov 2009

Hexenwerk in Neuss

Kurzgefasst:

Man schreibt das Jahr 1509. Unheimliche Dinge geschehen in Neuss: Kinder verschwinden spurlos, Ungeziefer taucht aus dem Nichts auf, man munkelt von Schadenzauber und Teufelswerk. Zwei Frauen werden der Hexerei bezichtigt und in den Blutturm gesperrt. Ein zu diesem Zweck einberufener "Hexenausschuss" setzt sich zum Ziel, die beiden auf den Scheiterhaufen zu bringen. Doch es finden sich Widersacher: ein buckliger Weinhändler, ein schwergewichtiger Barbier und ein einbeiniger Schustermeister halten die beiden Frauen für unschuldig - und kommen einem Verbrechen auf die Spur, wie es teuflischer nicht sein könnte...

 

Neuss im Jahre 1509: Als in der Stadt Kinder verschwinden und sich noch weitere seltsame Dinge ereignen, werden die Hebamme Aleidis Wintz und ihre Schülerin Elsbeth der Hexerei angeklagt und in den Kerker geworfen. Dort werden sie immer wieder der peinlichen Befragung unterzogen, um sie zu einem Geständnis zu zwingen und sie danach zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilen zu können. Doch die beiden Frauen widerstehen der Folter länger als gedacht, währenddessen sich der Ratsherr und Weinhändler Augustin Jordis mit zwei Freunden fieberhaft dran macht, die Unschuld der beiden zu beweisen und die wahren Schuldigen hinter den Vorkommnissen zu entlarven.

Nicht zu grausame Schilderungen

Christina Döhlings hat sich mit ihrem Debütroman eines Themas angenommen, dass in historischen Romanen schon oft bemüht wurde und daher von einem Teil der Leserschaft äußerst kritisch beäugt wird. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Autorin hätte es deutlich schlechter machen können.

Sie verzichtet auf Effekthascherei und überbordende, ausschweifende Grausamkeiten. Natürlich kommen einige unschöne Szenen vor, schließlich werden die beiden inhaftierten Frauen gefoltert, doch sind diese Passagen jedes Mal nicht allzu lange gehalten und die Beschreibungen gehen wohltuender weise nicht allzu sehr ins Detail. Dennoch transportieren sie das Leid und den Schrecken, welche die Folter verbreitete, sehr gut.

Das eigentliche Hauptaugenmerk liegt auf den Ermittlungen und dem ungleichen Trio, welches sie durchführt: Der bucklige Weinhändler Augustin Jordis, der einbeinige Schuster Rutger Jansen und der fettleibige Barbier Hannes Kreitfisch. Diese drei sind es auch, die die Geschichte tragen und vorantreiben. Durch ihr Äußeres sind sie Argwohn, Misstrauen und auch Vorurteile gewohnt und somit werden sie von ihnen nicht so leicht geblendet. Daher wollen sie den Dingen auf den Grund gehen. Dabei gibt es immer wieder amüsante Plänkeleien zu lesen, während sich die drei langsam besser kennen lernen und zu Freunden werden. Dieser humorvolle Unterton macht einen großen Teil des Reizes dieses Buchs aus.

Lineare Nachforschungen

Der eigentliche Kriminalteil ist sehr gradlinig gehalten, es gibt kaum überraschende Wendungen, sondern die Informationen werden Stück für Stück gesammelt und setzten so nach und nach das Bild zusammen. Hindernisse gibt es wenig und sind die drei doch einmal in einer Sackgasse gelandet, so hilft ihnen kurz darauf der Zufall oder eine Zufallsbekanntschaft weiter. Das wiederum nimmt dem Kriminalfall einiges an Spannung und Tiefe und somit ist dieses Buch für eingefleischte Krimifans nur bedingt geeignet. Zumal die Auflösung mit keinen großen Überraschungen aufwartet und auch der Täter relativ leicht zu erraten ist. Trotzdem liest es sich interessant, wie die ganzen Dinge zusammenhängen und wer hinter den Vorkommnissen steckt.

Schade ist, dass man über die Mitglieder des Hexenausschusses, die die beiden Frauen "befragen", und deren Motivation so gut wie nichts erfährt. So erscheinen diese Männer als reine Bösewichte in dem Roman ohne Facetten oder tiefergehende Charakterisierung. Gerade hier hätte noch einiges herausgeholt werden können, indem der Leser Einblicke und Erklärungen für die Überzeugungen und Handlungen dieser Männer erhält.

Insgesamt ist Hexenwahn ein leicht zu lesendes Buch, das besonders Kenner der Stadt Neuss erfreuen dürfte. Doch auch Ortsunkundige können bei diesem Buch auf ihre Kosten kommen, wenn sie mehr Wert auf sympathische Ermittler als auf den eigentlichen Kriminalfall legen und einfach mal leichte, aber gut geschriebene Lektüre genießen wollen.

 

Hexenwahn

Christina Döhlings, Emons

Hexenwahn

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