Die falsche Herrin

  • Nagel & Kimche
  • Erschienen: Januar 2008
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  • Nagel & Kimche, 2008, Titel: 'Die falsche Herrin', Originalausgabe
Die falsche Herrin
Die falsche Herrin
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Rita Dell'Agnese
571001

Histo-Couch Rezension vonNov 2009

139 Seiten lang eine sprachliche Herausforderung

Kurzgefasst:

Frankreich im Jahre 1724. In Lumpen gehüllt und des Französischen nicht mächtig, klopft die Achtzehnjährige, wegen Diebstahls verurteilte Waise Anna Maria Inderbitzin bei einer wohlhabenden Adelsfamilie an. Und sie gibt, durch genaue Beobachtung geschult, eine wahrhaft meisterliche Vorstellung. Sie wird als verirrte Tochter aus angesehenem Hause aufgenommen, gepflegt und in die besten Kreise eingeführt. Aber die ehrgeizige junge Frau will mehr: Ins Zentrum der Welt, an den Hof in Versailles. Kurz bevor sie ihr Ziel erreicht, wird sie entlarvt, nach Schwyz geschleppt und zum Tode verurteilt. Da taucht überraschend ein junger deutscher Gerber auf, der sie vom Galgen weg zu ehelichen begehrt, wie es ein altes Gesetz erlaubt.

 

Anna Maria Inderbitzin will hoch hinaus. Die junge Wäscherin steht 1724 vor den Toren eines französischen Adelshauses und begehrt Einlass. Nach anfänglichem Zögern wird das Mädchen aufgenommen, hat sie sich doch als Tochter eines wohlhabenden Schweizers ausgegeben. Das vornehme Auftreten der jungen Hochstaplerin - sie hat es bei ihrem Vorbild, der wahren Reding-Tochter, einstudiert, bei der sie kurze Zeit in Diensten stand - überzeugt die Adelsfamilie von ihrer Herkunft. Geduldig warten sie darauf, dass sich der wohlhabende Papa erkenntlich zeigt, die aufgelaufenen Schulden der Tochter begleicht und sie zurück holt. Doch Anna Maria Inderbitzin hat andere Pläne, sie will an den Hof von Versailles. Kurz vor ihrem Ziel wird sie jedoch entlarvt und in ihre Heimat gebracht. Dort droht ihr der Galgen. Doch im letzten Moment taucht ein junger Mann auf und begehrt die zum Tode Verurteilte zur Frau. Dabei kann er sich auf ein altes Gesetz berufen.

Historischer Hintergrund

Die Autorin Margrit Schriber hat ihrem Roman eine historisch verbürgte Geschichte zugrunde gelegt. Sie zeigt darin auf, wie klein die Chancen der Waise und Wäscherin Anna Maria Inderbitzin gewesen sind, sich von dem vom Vormund aus Eigeninteresse bestimmten Leben zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen. Zunächst ist sie eine selbstbewusste junge Frau, die versucht, das Joch abzuschütteln und ihren Weg zu gehen. Doch da sie ihrer Zeit weit voraus ist, scheitert sie an den strengen, von Männern beherrschten Gesetzen. Einmal verurteilt, nimmt sie keine Rücksicht mehr. Diese Entwicklung zeigt die Autorin sehr gekonnt auf.

Nur schwer verständlich

Während die Geschichte selber höchst reizvoll ist und großes Potential hat, ist die sprachliche Umsetzung nicht nur höchst gewöhnungsbedürftig, sondern in einigen Passagen auch nur mühsam verständlich. Selbst das Glossar am Ende des Buches vermag diese sprachlichen Klippen nicht zu entschärfen. So bleibt ob der eigenwilligen Erzählweise vieles verschleiert, man mag der "Bitzenin" nicht wirklich näher kommen, bleibt sie doch im Grunde eine absolut zweidimensionale Person. Das etwas harzige Verstehen des Textes schränkt den Genuss an der Geschichte so sehr ein, dass mancher versucht sein dürfte, das Buch frühzeitig wegzulegen, obwohl es mit 139 Seiten wahrlich nicht zu den umfangreichsten Romanen gehört.

Verzicht auf Tiefe

Bedauerlicherweise verzichtet Autorin Margrit Schriber bei den meisten ihrer Protagonisten auf Tiefe, die es dem Leser ermöglicht, sich ein vielschichtiges Bild der Persönlichkeiten zu machen. So bleibt bei Die falsche Herrin das Bedürfnis, mehr die einzelnen Charaktere zu erfahren, gänzlich unbefriedigt und es mag nicht erstaunen, dass nach dem Schluss eine etwas ratlose und enttäuschte Stimmung vorherrscht.

 

Die falsche Herrin

Margrit Schriber, Nagel & Kimche

Die falsche Herrin

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