Und stehe auf von den Toten
- Heyne
- Erschienen: Januar 2009
- 4
- Heyne, 2009, Titel: 'Und stehe auf von den Toten', Originalausgabe
Prospero Lambertinis zweiter Fall
Kurzgefasst:
Rom 1701: "Wunderdetektiv" Prospero Lambertini sitzt an einem Bericht zur Heiligsprechung. Die tote Frau muss nur noch exhumiert werden. Eine reine Formsache, denkt er, als ein Freund in sein Zimmer stürzt: Seine Schwester sei verschwunden. Sie ist das vierte junge Mädchen in kurzer Zeit. Mord oder Entführung? Und wie ist zu erklären, dass eine vermeintlich Heilige beim Öffnen des Sargs einen Pfahl in der Brust hat und zwei spitze, lange Zähne zeigt?
Rom Im Jahr 1701. Während des Karnevals verschwinden Mädchen und werden nie wieder gesehen. Auch wird die Angelegenheit totgeschwiegen, was allein schon verdächtig ist. Derweil bekommt Prospero Lambertini, Hilfsauditor der Rota, wiederum vom Papst persönlich den Auftrag, den Heiligsprechungsprozess einer Frau voranzutreiben. Allerdings stellt sich sehr bald heraus, dass zu den entführten Mädchen auch Cäcilia, die Schwester seines Freundes Velloni gehört, und so beginnt Prospero zu ermitteln.
Schnell wird dabei klar, dass auch höchste Kreise in diesen Fall verwickelt sind. Und als sei dies alles noch nicht genug, Hat sein Freund Valenti eine Einladung zum Duell - mit David von Fünen, einem Juden und Rabbinersohn aus Prag, von dem sich bald herausstellt, dass er der Verlobte von Deborah ist, der Frau, für die Prospero mehr empfindet, als gut für ihn ist.
Prospero ermittelt an verschiedenen Fronten und bedarf mehr als sonst die Hilfe seiner Freunde. Und die Nachforschungen gehen bald in einen unglaublichen Bereich, über den man damals noch nicht sehr viel wusste und der einige Schauerlichkeiten bereit hält.
Alte Bekannte werden aktiv
Prospero Lambertinis zweiter Fall schließt fast nahtlos an den ersten an, und es ist schön, auch die bekannten Figuren wieder zu treffen, so die Juden im Getto, die Prospero so viel zu verdanken haben, und auch seine beiden leicht konfusen Freunde Velloni und Valenti kommen wieder vor. Sie erhalten mehr Raum als im Vorgänger, und das tut der Geschichte auch gut. Der Fall selber ist verzwickt und geschickt konstruiert, auch werden gehörig falsche Fährten gelegt, was ja das Salz einer jeden Suppe ist.
Nicholas Lessing versteht es, den Leser in die Zeit zu entführen, und gerade der Blick auf die Vampirgeschichte ist besonders interessant, denn die Geschichte spielt weit vor den Schauerromanen aus dem 19. Jahrhundert, und so hat man eine ungewohntere Herangehensweise an den Vampirismus. Sprachlich am beeindruckendsten ist sicherlich die Stelle, wo die Familien um ihre toten Töchter trauern, hier kann es einem als Leser schon kalt den Rücken herunter laufen und man muss doch das eine oder andere Mal schlucken.
Leichte Abstriche gegen Ende
Sehr schön ist auch die Einbindung der Erzählung in das Leben Prosperos als Papst Benedikt XIV. So wird der Fall ausschließlich zur Rückschau und wird aus einer reflektierten Perspektive erzählt. Dieser Rahmen hat etwas cineastisches, und er verleiht der Reihe noch mehr Realismus.
Wenn man einen Schwachpunkt im Roman ausmachen will, so ist das sicherlich das Ende, wo Prospero noch einmal wegreitet, von einer Räuberbande überfallen wird usw. Hier sind einige unnötige Begebenheiten, die zur Lösung nicht gebraucht wurden und die zu schnell abgehandelt werden, als dass sie eine gewisse Wichtigkeit hätten.
Eine Personenliste und ein Nachwort des Autors ergänzen das Buch. Ohne weitere Einzelheiten zu verraten, ist Prospero Lambertinis zweiter Fall sicher ein thematisch ungewöhnlicher, aber er ist ein würdiger Nachfolger von Sein Blut komme über uns. Nicholas Lessing hat bereits Ideen für weitere Fälle, und auch diese wird sich der geneigte Leser wieder gerne vornehmen. Diese Reihe hat noch viel Potenzial, das man wohl noch gar nicht ahnen kann. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Fall!
Nicholas Lessing, Heyne
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