Herrin wider Willen
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2010
- 5
- Goldmann, 2010, Titel: 'Herrin wider Willen', Originalausgabe
Wenig Historie, wenig Tiefgang, wenig Handlung
Kurzgefasst:
Lüneburg im 30-jährigen Krieg: Um einer arrangierten Wiederverheiratung zu entgehen, ehelicht die junge Witwe Ada den ihr unbekannten Grafensohn und Soldaten Lenz. Beiden ist bewusst, dass er die Schlacht am nächsten Tag wohl nicht überstehen wird. Trotzdem genießen sie eine leidenschaftliche Hochzeitsnacht. Wie durch ein Wunder überlebt Lenz schwer verletzt, und Ada zieht mit ihm auf sein Gut. Aber Lenz fühlt sich schon bald in seiner Ehe gefangen und beschließt, Ada allein als Herrin auf dem Anwesen zurückzulassen. Und dann wird das Gut überfallen...
Die junge Witwe Ada soll von ihrem Vater neu verheiratet werden. Um dieser Ehe zu entgehen, stürzt sich Ada in die Ehe mit einem ihr völlig Unbekannten. Dieser geht davon aus, den nächsten Tag nicht zu überleben, zieht er doch in eine aussichtslose Schlacht. Nach einer stürmischen Hochzeitsnacht weiß Ada, dass Lenz ihr etwas bedeutet. So ist sie überglücklich, dass ihr frisch Angetrauter die Schlacht überlebt. Nachdem er von seinen Verletzungen genesen ist, bringt Lenz Ada auf das Gut seines Vaters, das dieser in einem denkwürdigen Testament der Ehefrau seines Sohnes, also Ada, vermacht hat. An der Seite von Lenz und dessen attraktivem Freund Christopher beginnt Ada um das Gut zu kämpfen, das unter den Auswirkungen des 30jährigen Krieges schwer zu leiden hat. Doch der jungen Frau setzt nicht nur der Zustand des Gutes zu - auch ihre Gefühle für Lenz, die sie ihm aufgrund eines Missverständnisses nicht gestehen kann, setzen ihr mächtig zu.
Klischeebeladene Love-Story
So richtig überzeugen kann Herrin wider Willen beim besten Willen nicht. Das Buch kommt zwar in der Verpackung eines historischen Romans daher, ist aber letztlich mehr oder weniger eine reine Love-Story, die vor Klischees nur so strotzt. Der auf dem Klappentext angekündigte Handlungsspielort Lüneburg ist absolut austauschbar, es wird nur äußerst wenig über Lüneburg im 30jährigen Krieg verraten und die Handlung wird ohnehin schon bald von der Stadt aufs ererbte Gut verlegt. Der wohl gehaltvollste historische Inhalt sind die Schilderungen, mit welchen Schwierigkeiten die Bauern zu kämpfen hatten, die ihre Felder nur noch unter großer Gefahr bestellen konnten und von marodierenden Soldaten wie von verschiedensten "regulären" Truppen immer wieder geplündert wurden. Damit hat sich der historische Teil aber auch schon.
Unglaubwürdige Charakteren
Ada, Lenz, Christopher und all die Figuren, denen sie auf dem Gut begegnen, zeichnen sich durch eine Gemeinsamkeit aus: Sie sind oberflächlich und wenig glaubwürdig. Ihre Handlungen folgen klar dem Liebesroman-Schema. Es kommt zu leidenschaftlichen Nächten, zu vielen Missverständnissen und inniger Liebe, die wieder in leidenschaftlichen Nächten ihren Niederschlag findet. Natürlich fehlen weder der charmante mögliche Rivale noch die missgünstige Nebenbuhlerin, es fehlen auch nicht die Bösewichte, gegen die Ada und Lenz nur gemeinsam eine Chance haben und letztlich fehlen auch die typischen Geheimnisse nicht, die für manche skurrile Wendung Erklärungen liefern müssen.
Unspektakuläre Sprache
Sprachlich folgt die Debut-Autorin Martha Sophie Marcus dem Mainstream-Schema. Sie bleibt unspektakulär, aber gut lesbar. Da und dort schafft sie es dadurch auch, dem Roman eine humorvolle Note zu verleihen und damit Herrin wider Willen einen gewissen Unterhaltungswert zu verpassen. Als historischer Roman sollte dieses Buch allerdings nicht eingereiht werden. Es gehört klar ins Genre der "Nackenbeisser", wo es sich dafür auf einem recht ansprechenden Niveau bewegen würde. Wer sich von Hinweisen wie "Lüneburg" und "30jähriger Krieg" einen tiefsinnigen historischen Roman verspricht und sich dadurch zum Kauf animieren lässt, wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit enttäuscht sein.
Matha Sophie Marcus, Goldmann
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