Im Schatten der Königin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2010
- 8
- Droemer-Knaur, 2010, Titel: 'Im Schatten der Königin', Originalausgabe
Ein mysteriöser Todesfall und eine brodelnde Gerüchteküche
Kurzgefasst:
Als die junge Amy Robsart am 8. September 1560 tot aufgefunden wird, ist ganz England überzeugt, den Mörder zu kennen - ihren Ehemann Robert Dudley, Günstling von Elizabeth I., der sich Hoffnungen auf die Hand der Königin macht und seine Gattin loswerden musste. Dieser Verdacht bringt nun jedoch nicht nur Robert, sondern auch Elizabeth, die ihn aufrichtig liebt, in Gefahr, da ihr Machtanspruch noch längst nicht gefestigt ist. Was aber geschah wirklich in jenem Haus in Oxfordshire und welche Geheimnisse hat die Frau, die wie keine andere im Schatten der Königin stand, mit ins Grab genommen? Thomas Blount, Dudleys engster Vertrauter, und Kat Ashley, die Gouvernante der Königin, müssen alles daransetzen, so schnell wie möglich die Wahrheit zu finden. Doch sie haben beide Schuld auf sich geladen, von der niemand etwas ahnt...
Warum musste Amy Dudley sterben. War es, weil ihr Ehemann Robert Dudley darauf hofft, durch die Ehe mit Elisabeth I. zum König von England gekrönt zu werden? Oder hat sie sich aus enttäuschter Liebe in den Tod gestürzt, weil ihr Mann sie aufs Land abgeschoben hat, während er am Königshof weilt? Robert Dudleys Freund Thomas Blount soll den Todesfall untersuchen. Doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Denn nicht alle sind daran interessiert, aufzudecken, was im einsamen Landhaus wirklich geschah. Dazu kommt, dass Thomas Blount, was Amy betrifft, nicht ganz frei von schlechtem Gewissen ist. So nimmt also der Leser teil an der Aufklärungsarbeit. Und da die Geschichte in Ich-Form erzählt wird, scheint er mitten im Geschehen zu sein.
Raffinierter Sichtwechsel
Autorin Tanja Kinkel hat aber mehr zu bieten, als "nur" die aus Sicht von Thomas Blount erzählte Suche nach der Wahrheit. Mit Kat Ashley, Elisabeths Gouvernante, bringt sie noch eine zweite Ich-Erzählerin ins Spiel. Durch den raffinierten Sichtwechsel, der zunächst einmal wenig mit dem Todesfall zu tun hat, werden interessante Zusatzinformationen geliefert. Nach und nach beginnt der Leser zu ahnen, dass vieles nicht ganz so ist, wie man es auf den ersten Blick vermuten könnte. Immer klarer wird das Bild von Elisabeth und ihren Wünschen.
Eine "neue" Geschichte
Gekonnt hebelt Autorin Tanja Kinkel das "Vorwissen" ihrer Leserinnen und Leser aus. Obwohl die Geschichte von Elisabeth I. allgemein bekannt ist, verfolgt man aufgrund des geschickten Aufbaus des Romans das Geschehen mit Interesse mit. Dies wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich immer mehr die Frage aufdrängt, was denn zwischen Elisabeth und Robert Dudley tatsächlich passiert. Und welche Rolle dabei die Gouvernante spielt, die Robert Dudley alles andere als freundliche Gefühle entgegen bringt. Viel mehr noch als eine Art Krimi - immerhin geht es um die Aufklärung eines umstrittenen Todesfalls - ist Im Schatten der Königin ein fein gezeichnetes Psychogramm, das den Schleier vom höfischen Intrigenspiel hebt. Nicht ganz so überzeugend ist der Spannungsbogen, der mancherorts in sich zusammenzustürzen droht.
Mehr Kraft bei der Gouvernante
Bei der Figurenzeichnung hat sich Tanja Kinkel im Gegensatz zu ihren früheren Büchern eher zurückgehalten. Thomas Blount will einem nicht so recht ans Herz wachsen, er bleibt eine verhältnismäßig schwammige Figur. Wesentlich mehr Kraft findet sich bei er Gouvernante Kat Ashley, die zwar nicht unbedingt zur Sympathieträgerin wird, doch eine kantige Persönlichkeit durchblicken lässt und damit an Tiefe gewinnt. Generell sind es die eher im Hintergrund bleibenden Personen, die dem Roman Würze verleihen.
Gelungene Aufmachung
Stammbäume - leider bei den Tudors mit einem gröberen Fehler behaftet, der in einer Zweitauflage unbedingt korrigiert werden müsste - und eine Zeittafel ergänzen das Buch ebenso wie die Erklärungen der Autorin. Ein stimmungsvolles Cover und ein stimmiger Titel machen die gut aufgemachte Erscheinung nahezu komplett. Leider trüben etliche Schreibfehler den Lesegenuss etwas. Das feine Buch hätte eine sorgfältigere Aufmachung durchaus verdient.
Im Schatten der Königin ist nicht nur für Fans der elisabethanischen Geschichte ein Gewinn. Der angenehme Schreibstil der Autorin wie auch die gewählten Sichtweisen sprechen für sich und lassen das Buch zu einem soliden historischen Roman mit etlichen Highlights werden.
Tanja Kinkel, Droemer-Knaur
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