Brudermord

  • -
  • Erschienen: Januar 2009
  • 6
  • , 2009, Titel: 'Brudermord', Originalausgabe
Wertung wird geladen
Daniela Loisl
801001

Histo-Couch Rezension vonJan 2010

Innovative und spannende Geschichte eines jungen Novizen

Kurzgefasst:

Das Ostfrankenreich im Jahr 956: Es herrscht wieder Frieden im Reich König Ottos, nachdem im Vorjahr die ungarischen Horden erfolgreich auf dem Lechfeld geschlagen wurden. Doch die vermeintliche Ruhe trügt. Die noch vor wenigen Monaten einig hinter ihrem König stehenden Fürsten trachten danach, ihre Macht im Reich zu festigen und ihren Einfluss auszudehnen. Kaltblütig werden selbst gegen die eigene Familie Intrigen geschmiedet! Durch einen Verrat seines Bruders soll die gesamte Familie des Grafen Farold gemeuchelt werden. Einzig dem siebenjährigen Sprössling Rogar gelingt die Flucht in dieser Blutnacht. Traumatisiert und ohne Kenntnis über seine wahre Identität, wird er als Waisenkind unter dem Namen Faolán in das Noviziat eines Benediktinerordens nahe Neustatts aufgenommen, wo ihn der Abt und der Kellermeister vor den meuchelnden Fingern des Verräters zu bewahren versuchen. Auch die irdischen Mächte bleiben nicht untätig. Der junge Ritter Brandolf, der seinem Herrn Farold selbst nach dessen Tod treu ergeben ist, strebt danach, Rogar zu finden und zu seinem rechtmäßigen Erbe zu verhelfen. Zu diesem Zweck rufen er und sein Vater die höchste Instanz im Reich an, König Otto selbst, und beschuldigen Farolds Bruder öffentlich des Verrats. Doch der Herrscher hat weitreichende Pläne und benötigt hierzu schlagkräftige Vasallen... Unwissend über all diese Streitereien, lernt Faolán eines Tages das Mädchen Svea kennen. Von diesem Tag an beginnt sich sein Leben auf dramatische Weise zu wandeln. Sein bisheriges Weltbild gerät ins Wanken, als er sich seiner Liebe zu Svea bewusst wird. Faolán versucht alles in seiner Macht stehende, um das Mädchen wiederzusehen. Dabei begeht er einen fatalen Fehler, der seinen Häschern nach all den Jahren endlich eine Gelegenheit eröffnet, den wahren Erbe der Grafschaft ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen

 

Im Ostfrankenreich 956 lebt das Grafenpaar Farold und Sigrun, treue Diener König Ottos, nach der Schlacht gegen ungarische Horden endlich in Frieden mit ihrem sechsjährigen Sohn, Rogar, auf ihrer Burg. Als eines Nachts bezahlte Meuchelmörder im Auftrag von Farolds Bruder Rurik mit einer List in die Burg eindringen und dort ein Gemetzel veranstalten, kann Farold seine Familie nicht mehr in Sicherheit bringen. Sterbend nimmt Farold dem jungen und treuen Ritter Brandolf das Versprechen ab, sich um seinen Sohn zu kümmern.

Alle glauben, dass diese Gräueltat die "Nordmänner" begangen haben, aber Brandolf hat daran seine berechtigten Zweifel. Auch Farolds Sohn Rogar kann er nirgends finden und so macht er sich auf dem Weg, um den Jungen zu suchen und ihm zu seinem berechtigten Erbe zu verhelfen.
Rurik hat den Mord an seinen Bruder Farold veranlasst um selbst in die machtvolle Position zu kommen. Als er erfährt, dass Farolds Sohn möglicherweise überlebt hat, setzt er alles daran den Jungen zu finden. Unterstützung bekommt er von Walram, Prior des Klosters in dem Faolán aufwächst, nachdem er in der mörderischen Nacht von Mönchen gefunden und ins Kloster gebracht wurde, in dem auch Ruriks tumber Sohn Drogo als Novize untergebracht ist.
Während Brandolf die Suche nach ihm nicht aufgibt, wächst Rogar, der im Kloster Faolán genannt wird, zu einem jungen Mann heran.

Dichte Atmosphäre, schöne Sprache

Bei einem Debütroman eines noch unbekannten Autors weiß man nie was einen erwartet. Umso positiv überraschter ist man, wenn einem schon nach wenigen Zeilen und Seiten die ausdrucksstarke und bildhafte Sprache auffällt. Weinbach stößt den Leser förmlich in die Geschichte, er befindet sich sofort zwischen eiskalten und rücksichtslosen Kriegern, die nur auf ein vereinbartes Zeichen warten, um die Burg des Grafen Farold zu überfallen. Parallel dazu schildert der Autor in weichen und harmonischen Farben das zeitgleiche Geschehen auf der Burg. Schon dieser scharfe Kontrast bindet den Leser von Beginn an an die Erzählung, wähnt er sich doch mitten im Geschehen, riecht die Ausdünstung der Pferde und hat das Gefühl, den metallischen Geschmack, den Blut hinterlässt, selbst auf der Zunge zu verspüren. Die bemerkenswerte Sprache und der plastischen Erzählstil scheinen eine natürliche Gabe des Autors zu sein, mit solcher Leichtigkeit sind die Geschehnisse auf Papier gebannt.

Weinbach erzählt seine Geschichte in mehreren Strängen. Einmal begleitet der Leser Faolán, der eigentlich Rogar ist, und in einem weiteren Erzählstrang begleitet man Brandolf bei der Suche nach dem Jungen und in einem anderen berichtet der Autor die Erlebnisse Sveas, eines jungen Mädchens, das unter ihrer Stiefmutter leidet und letztendlich zu einer vertrauten Kräuterfrau in den Wald flüchtet, um bei ihr zu leben. Dass sich Sveas und Faoláns Wege eines Tages kreuzen, liegt zwar auf der Hand, ist aber alles andere als auf die oft üblichen bis ins intime Detail geschilderten kitschigen Liebesgeschichten erzählt. Der Autor zeigt hier sehr viel Feingefühl und lässt die Gefühle der beiden auf bezaubernde Weise erwachen.

Mit so viel Leichtigkeit die Erlebnisse Faoláns mit Svea erzählt sind, so bedrohlich veranschaulicht Weinbach die Pläne des Grafen Rurik, Bruder des ermordeten Farold, der alles daran setzt, seinen Neffen zu finden.

Der Wermutstropfen sind die Figuren

So ausgereift und schön Sprache und Erzählstil sind, so schwarz/weiß sind leider die Figuren gezeichnet. Es gibt die Guten, wie Faolán, Brandolf, Svea und auch Abt Denegar und die ganz Bösen wie Rurik, Prior Walram und auch Ruriks Sohn Drogo (bei dem sich einem der Bewegrund für den Hass auf Faolán nicht erschließen mag). Die fehlenden Schattierungen der Darsteller geben dem ansonsten so wunderbaren Buch einen schalen Beigeschmack und wollen auch so gar nicht in die ausgewogene Geschichte passen.

Die Kluft zwischen den guten und bösen Figuren ist zu glatt, zu scharfkantig und lässt keinen Raum für Zwischentöne. Faoláns und auch Abt Denegars Handlungen kann man noch nachempfinden, aber Drogos Motive für die extreme Abneigung und der ihn schier zerfressenden Aversion gegenüber seines Mitzöglings, sind nicht greifbar. So kann man zwar den Neid und Hass Ruriks auf seinen Bruder nachvollziehen, nicht aber die sadistischen und bösartigen Maßnahmen Prior Walrams gegenüber Faolán. Da dies jedoch der erste Band von insgesamt sechs Teilen ist, darf man optimistisch sein, dass der Autor sich entwickelt und seine Figuren dem Level anpasst, auf dem er sich sprachlich und erzählerisch bewegt.

Das Buch endet mit einem geschickt gesetzten Cliffhanger, was dem Leser Geduld abverlangt und ihn mit Spannung auf den zweiten Band warten lässt.
Im Gesamten ein atmosphärisch packender und spannender Roman mit innovativer Geschichte und schön gemalter Szenerie...

 

Brudermord

Holger Weinbach, -

Brudermord

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Brudermord«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren