Die Gabe der Jungfrau

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2010
  • 10
  • Goldmann, 2010, Titel: 'Die Gabe der Jungfrau', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
701001

Histo-Couch Rezension vonFeb 2010

Guter Hintergrund, aber eine wenig überzeugende Heldin

Kurzgefasst:

Ein Dorf in der Kurpfalz um 1525. Anna Maria wächst mit vier Brüdern auf einem Hof auf. Als ihr Vater zwei seiner Söhne in den Krieg schickt, damit sie für die Sache der Bauern kämpfen, versucht Anna Maria ihn umzustimmen, doch vergebens. Bevor die Brüder aufbrechen, geben sie ihrer Schwester das Versprechen, dass keiner ohne den anderen heimkehren wird. Doch dann sieht Anna Maria die beiden eines Nachts im Traum und weiß, dass sie in Gefahr sind. Nun hält sie nichts mehr zu Hause, denn sie verfügt über die Gabe, in ihren Träumen den Tod vorherzusehen...

 

Mit ihren Brüdern wächst Anna Maria unter der starken Hand des Vaters, den ein dunkles Geheimnis umgibt, auf. Als der Vater zwei ihrer Brüder in den Krieg schickt, quälen die junge Frau Alpträume. Da sie die Gabe hat, in ihren Träumen Ereignisse voraus zu sehen, zieht sie los, um ihre Brüder zu warnen. Dabei muss sie einen gefahrvollen Weg zurücklegen, kann aber immer wieder auf die Verbündeten ihres Vaters aus früheren Tagen zählen, ohne dass sie den Hintergrund dieser Verbindung kennt.

Eindrückliches Bild

Der Roman von Deana Zinßmeister besticht mit seinen Schilderungen der Bauernaufstände im 16. Jahrhundert. Die Autorin geht dabei sehr geschickt zur Sache. Sie lässt den Vater zufällig in eine Identität schlüpften, die ihn, den Anführer und Freiheitskämpfer, vor Verfolgung und Entdeckung schützt. So agiert der freie Bauer im Hintergrund auf politischer Ebene, während er zu Hause ein strenges Regime führt, das nur durch die liebevolle Hand seiner Frau Milderung erfährt. Die doppelte Identität des Anführers gibt der Autorin die Möglichkeit, ein gelungenes Gesellschaftsbild aufzuzeigen und den Bauernkriegen viel Tiefe zu verleihen.

Naiv und oberflächlich

Ganz anders als die Figur des Vaters bleibt die Protagonistin Eva Maria farblos und uninteressant. Sie zieht aus ihrer Heimat Kurpfalz los und macht sich mit einer Naivität auf die Suche nach ihren Brüdern, die stellenweise schon beinahe ärgerlich ist. Diese Blauäugigkeit, mit der sie durch die Gefahren stolpert, macht ihre Suche leider stellenweise kitschig und unglaubwürdig. Dies ist umso bedauerlicher, als dass es die Autorin verstanden hat, eine große Zahl tiefsinniger und interessanter Figuren einzubauen, über die man nachdenken mag und die sich mühelos zu behaupten vermögen. So scheint es stellenweise, als ob die Protagonistin an sich nur eingebaut worden ist, um die facettenreiche und historisch gut aufgearbeitete Geschichte rund um die Bauernaufstände in ein leicht verkäufliches Muster zu pressen.

Flotte Sprache

Deana Zinßmeister pflegt eine flotte Sprache, die den Roman zu einer leicht lesbaren, wenngleich spannenden Lektüre machen. Die Verstrickung der Handlungsstränge wie auch die Sprünge auf der Zeitebene überzeugen und sind so gut herausgearbeitet, dass es zu keinen Verwirrungen kommt und die Ereignisse gut nachvollziehbar sind. Das leicht mystische Element der voraussehenden Träume ist so dezent gewählt, dass es nicht bemüht wirkt und der an sich fundierten Ebene der belegten Historie nicht zu sehr in die Quere kommt.

Wäre die Figur von Anna Maria etwas überzeugender gestaltet, könnte dieser Roman ein echtes Juwel sein. So aber ist er ein in manchen Bereichen ansprechendes Leseerlebnis mit deutlicher Schwäche. Schade!

 

Die Gabe der Jungfrau

Deana Zinßmeister, Goldmann

Die Gabe der Jungfrau

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