Das Pergament des Teufels
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- Erschienen: Januar 2010
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- , 2010, Titel: 'Das Pergament des Teufels', Originalausgabe
Auf der Jagd nach dem verbotenen Buch
Kurzgefasst:
1540: Im Auftrag der Inquisition sollen die Mönche Alanus und Severin den berühmt-berüchtigten Johann Faust aufspüren und ihm ein geheimnisvolles Buch abnehmen. Gemeinsam mit der jungen Heilerin Johanna geraten sie mehrmals in höchste Gefahr. Denn auch dunkle Mächte sind hinter dem Buch her - und gehen dabei über Leichen. Können sich Alanus und Severin noch vertrauen oder spielt einer ein doppeltes Spiel?
Aufgrund seiner enormen Kenntnisse an Büchern wird der Mönch Alanus von Buchholz im Auftrag der Inquisition im Jahr 1540 damit beauftragt, ein Buch zu finden und zu zerstören. Von diesem Buch ist nicht viel bekannt, auch der Autor kann nur vermutet werden, und die Spuren, die zum Aufenthaltsort führen, sind auch nur sehr vage und un eindeutig. Alanus wird der Mönch Severin zur Seite gestellt, ein älterer Geistlicher, der sich mit dem Weg auskennt und auch einige wichtige Kontakte hat.
Auf dem Weg von Paderborn Richtung Süden treffen die beiden auf Johanna, die Tochter einer Kräuterfrau. Die Mutter wird abgeführt und verhaftet, und wenn Johanna überleben will, muss sie fliehen. Dabei helfen ihr die beiden Mönche, zunächst ungewollt, schließlich gehört sie zu den beiden dazu. Alanus und Severin geraten über Köln bis nach Oppenheim und Staufen, während sich das Puzzle über das Buch und seinen Verfasser allmählich zusammenfügt. Doch merken sie schnell, dass sie nicht die einzigen sind, die hinter dem Buch her sind, und mehr als einmal geraten die beiden in Gefahr.
Spannender Faustroman
Christoph Andreas Marx hat mit Das Pergament des Teufels einen Roman geschrieben, der sich inhaltlich auf der Grenze zwischen schwarzer und weißer Magie befindet und der daraus auch einen Teil seiner Spannung bezieht. Die Reise der ungewollt zu einer Gemeinschaft zusammengefügten beiden Mönche verläuft so auch nicht immer wie geplant, wenn man davon absieht, dass beiden nicht genau klar ist, worauf sie sich da eingelassen haben. Mit nur wenigen Hinweisen werden sie losgeschickt, und sie wissen noch nicht einmal, ob sie sich gegenseitig vertrauen können.
Als Johanna zu den beiden dazustößt, ist sie den beiden zunächst einmal lästig, allerdings erweist es sich hier gelegentlich, dass sie der Gemeinschaft gut tut. Dass sie gerade zu Alanus ein herzliches Verhältnis entwickelt, gibt dem ganzen eine noch persönlichere Note.
Weder dem Gespann, noch dem Leser ist anfänglich klar, worum es denn überhaupt geht, und nur langsam lüftet sich das Geheimnis. Die Bezeichnung "Ein Faustroman" auf dem Titelblatt verrät dem Leser allerdings noch vor der ersten Seite, dass es etwas mit der historischen Faust-Figur und damit mit etwas teuflischen oder dämonischen zu tun haben muss. Dass diese Geschichte nur mit der historischen Figur des Faust und nichts mit der Goetheschen Variante zu tun, wird dem Leser schnell klar, und wer hier ein Gretchen oder eines Pudels Kern vermutet, der wird enttäuscht werden.
Authentische Beschreibungen
Gelegentlich sind die zeitlichen Dimensionen nicht ganz klar, gerade auf den Reisen hat man das Gefühl, es ginge schneller voran als erzählt wird. Dies hätte deutlicher beschrieben werden können, nimmt aber der Spannung keinen Abbruch. Immerhin sind die historischen Orte alle gut beschrieben, und gerade tatsächlich vorhandene Eigenheiten wie das Labyrinth von Oppenheim spielen eine nicht unbedeutende Rolle im Roman. Hier hat der Autor gut recherchiert.
Nicht nur die guten Ortsbeschreibungen, auch die beschriebenen Bücher sind real und keine Erfindung. So lernt der Leser noch etwas über das Literaturwesen der Zeit, wenn man es denn überhaupt als solches bezeichnen kann. Die Bücher können heute immer noch eingesehen werden, was dem Buch einen gewissen Wahrheitsgehalt verpasst. Auch sind die wenigen Fakten, die man über Faust weiß, geschickt in die Handlung verwoben und sind so durchaus schlüssig.
Faust, damals berühmt und verfolgt, ist besonders vorsichtig, und sein Auftauchen ist gewiss einer der Höhepunkte des Romans. Aber nicht nur sein Charakter, für den Alanus wegen seiner Teufelsanbetung nur wenig Verständnis aufbringen kann, auch der der beiden Mönche in ihrer Zerrissenheit und der Johannas werden gut beschrieben. Einige Nebenfiguren bleiben hingegen blass, und manche Figuren wirken recht plakativ.
Offene Möglichkeiten
Dass Johanna zwischenzeitlich bei Helena unterkommt, ist akzeptabel, allerdings ist ein so schnelles Anfreunden und vertraut werden doch eher unwahrscheinlich. Die Furie Lilith steht kurz davor, zur Karikatur zu werden, und manche Begebenheiten lassen den Leser doch auch mit Unverständnis den Kopf schütteln, aber mehr kann hier nicht verraten werden. Der Autor schrammt hier an manchen Stellen an der Unglaubwürdigkeit vorbei, da mancher Haken, der geschlagen wird, doch sehr kühn ist. Dass man sich die Männer und Johanna zwischendurch immer wieder verlieren und fast problemlos wiederfinden, nimmt auch ein wenig Spannung, zumal sich der Autor hier auch selbst ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt.
Letztlich bleibt ein Roman, der mit einem interessanten und unerwarteten Schluß aufwarten kann. Er ist spannend und flüssig erzählt, gut recherchiert und, von einigen kleineren Begebenheiten abgesehen, in sich schlüssig und durchaus "faustisch". Ein ausführliches Nachwort, Übersetzungen der lateinischen Begriffe und Buchzitate zu Beginn eines jeden Kapitels ergänzen diesen empfehlenswerten Roman, der den Leser zwischen den Welten der weißen und schwarzen Magie gefangen hält und dabei nie Partei ergreift. Und, wer weiß, das Ende lässt durchaus die Möglichkeit offen, dass man den Protagonisten noch ein weiteres Mal begegnen könnte. Das wäre durchaus erfreulich, das Gespann birgt durchaus noch Potenzial, und schließlich sind noch viele Geheimnisse zu entdecken.
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