Die Erbin der Teufelsbibel
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2010
- 4
- Lübbe, 2010, Titel: 'Die Erbin der Teufelsbibel', Originalausgabe
Schöner und würdiger Abschluss der spannenden Trilogie um die Teufelsbibel
Kurzgefasst:
Nach dreißig Jahren Krieg hoffen die Menschen in Europa auf ein Ende des Schreckens. Manche verfolgen dabei ihre eigenen Ziele und die Teufelsbibel, das mächtigste Buch der Welt, steht im Mittelpunkt ihres Trachtens. Im Norden schickt Königin Kristina von Schweden ihre Geliebte Ebba Sparre aus. Im Westen fällt ein Jesuit mit einer wichtigen Botschaft einem Mord zum Opfer. Im Süden erwacht ein uraltes Netzwerk zu neuem Leben. Und im Osten, dort, wo der große Krieg begann, brechen Agnes Khlesl und ihre Tochter Alexandra auf, um ein Kind zu retten. Ihre Mission führt sie direkt in die Falle des Jesuitenpaters Siuffrido Silvicola. Dessen Dasein dient nur einem Ziel: der Vernichtung der Teufelsbibel um jeden Preis...
Der dritte Band der Teufelsbibel-Trilogie ist - leider - der Abschluss der selbigen. Cyprian Khlesl und Andrej von Langenfels sind mittlerweile zwei alte Haudegen und wissen ihre Kinder gut versorgt. Wenzel, Andrejs Sohn, ist in die Fußstapfen Kardinal Melchiors getreten und ist Oberhaupt einer Mönchabtei in Raigen. Cyprians und Agnes` Kinder sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Andreas hat das Geschäft übernommen, Melchior treibt es durch das Land und Alexandra, ausgebildete Heilerin, ist nach dem Verlust ihres Kindes todunglücklich. Der dreißigjährige Krieg ist zwar beinahe beendet, aber als Agnes und Alexandra nach Würzburg reisen, um der todkranken Tochter Andreas` zu helfen, geraten sie in die Hände von Soldaten. Dem nicht genug, hat sich der junge Pater Giuffrido Silvicola von Rom auf den Weg gemacht, die Teufelsbibel zu finden und sie und deren Bewacher zu vernichten...
Etwas "leiser" als die beiden ersten Bände
Richard Dübell ist auch mit dem dritten Band seinem hohen Sprachniveau und mitreißendem Erzählstil treu geblieben. Fairerweise sei aber vermerkt, dass man auf den gut ersten 200 Seiten ein paar Längen überwinden muss, bis die Jagd so richtig beginnt und man dann das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Nach dem emotional sehr aufwühlenden und packenden Prolog, gerät die Erzählung etwas ins Stocken und schreitet nicht mehr ganz so flott voran. Vielleicht fällt dies auch aus dem Grund bei Dübell mehr auf, weil man gerade bei dieser Trilogie ein extrem rasantes Erzähltempo gewohnt ist und der Autor hier den Spannungsbogen straff, aber nicht zum Zerreißen gespannt hält und alles etwas ruhiger angeht.
Zeitlich hat Dübell den letzten Teil seiner Trilogie am Ende des Dreißigjährigen Krieges angesiedelt und gewährt dem Leser sehr reale Einblicke in das grausige und brutale Kriegsgeschehen, jedoch ohne reißerisch und effektheischend zu werden. Interessante Elemente aus dem Alltag der Soldaten, deren Leben und Überleben im Krieg, so wie auch die Vorbereitung auf die nächste Schlacht, veranschaulicht der Autor auf sehr lebensnahe und realistische Weise. Man bekommt schier das Gefühl, die Feuchtigkeit, die durch die Uniformen dringt, die eintönige Verköstigung und den beschwerlichen Marsch durch aufgewühlte Erde am eigenen Köper zu verspüren. Diese einprägenden Szenen vermitteln auch eine Ahnung, mit welch beklemmenden Gefühlen damals Reisende unterwegs waren und kann sich so sehr gut mit Alexandra identifizieren, die sich mit Agnes auf den Weg zu ihrem Bruder macht.
Wer Dübells Bücher kennt, weiß, dass vom Leser stets die ganze Aufmerksamkeit gefordert ist, will er jedes Detail genau erfassen. Mehrere Erzählstränge halten die Spannung stets straff und wie schon in den ersten beiden Bänden, laufen auch in diesem Teil die Erzählstränge erst beim Showdown zusammen. Flüssig geschrieben, prall gefüllt mit Ereignissen und mit oft ungewöhnlichen Figuren gespickt, bietet auch dieser Teil wieder eine rasante Jagd nach dem Codex Gigas, der Teufelsbibel.
Intelligente Erzählweise gepaart mit subtilem Humor
Historisch belegte Figuren wie Ebba Sparre, die Geliebte von Königin Christina aus Schweden, sind geschickt in die Inszenierung mit eingewoben und geben der Erzählung mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität.
Generell hat sich der Autor auch im letzten Band bemüht, alle Figuren vielschichtig und individuell zu zeichnen. Alexandra, die eigentliche Hauptfigur in diesem Band, hat Dübell als sehr starke und intelligente Frau gezeichnet, zeigt aber auf ausgesprochen sensible Weise, wie sie nach dem tragischen Vorfall mit ihrem Kind von Selbstzweifel gequält wird und erst nach und nach, und auch mit der Unterstützung anderer, wieder zu sich selbst findet.
Auch alle anderen Figuren, und derer gibt es im Buch sehr viele, sind ebenso detailliert und mit analytischem Gespür ins Leben gerufen.
Leicht befremdlich scheinen einem nur manchmal Cyprian und Andrej. Die beiden nun mehr im greisenhaften Alter von weit über 80 Jahren, scheinen weder körperlich noch geistig nachgelassen zu haben. So schwingen sich die beiden Methusalems (damals war ein Alter von fast neunzig sehr selten und daher bemerkenswert) auf ihre Rösser, beinah wie in ihren besten Jahren, und kämpfen noch mit derselben Kraft und Inbrunst. Dies wäre sogar in unserer heutigen, medizinisch sehr fortschrittlichen Welt phänomenal! Diese kleine Unstimmigkeit ist aber angesichts der Wichtigkeit der Personen - immerhin waren sie die tragenden Figuren dieser Trilogie - leicht verzeihbar.
Wie bei Richard Dübell üblich, führen am Schluss nun alle Fäden zusammen und ergeben einen perfekten Schluss, in einer wohl durchdachten und klug angelegten Geschichte. Man muss sich von liebgewonnenen Figuren verabschieden und die Liebhaber der Teufelsbibel-Reihe werden dies zwar als kleinen Verlust empfinden, wissen aber ebenso wie der Autor, dass man etwas beenden soll, so lange es noch schön ist.
Im Gesamten wieder ein absolut empfehlenswertes Buch, dass die Teufelsbibel letztendlich dorthin bringt, wo man sie heute noch besichtigen kann: Nach Stockholm.
Richard Dübell, Lübbe
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