Das Grabmal der Päpstin

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  • Erschienen: Januar 2010
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  • , 2007, Titel: 'La crociata delle Tenebre', Originalausgabe
Das Grabmal der Päpstin
Das Grabmal der Päpstin
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Jörg Kijanski
751001

Histo-Couch Rezension vonMär 2010

Von Antike bis Mittelalter - Alles dabei.

Kurzgefasst:

Als Abgesandter der Stadt Florenz ist der Dichter Dante Alighieri entsetzt über die Zustände in der Heiligen Stadt Rom: Diebe und Spitzel treiben sich herum, der Papst hat sich in der Engelsburg verschanzt, und er ermittelt in einer unheimlichen Mordserie an jungen Frauen. Unbemerkt wird er als Detektiv Zeuge einer heidnischen Zeremonie, in deren Verlauf ein Sarkophag entdeckt wird, in dem sich der vollkommen konservierte Körper einer Frau befindet. Das Volk munkelt, es handle sich um die legendäre Päpstin Johanna...

 

Rom im Jahre 1301. Der berühmte Dichter und Philosoph Dante Alighieri ist außer sich vor Wut. Ausgerechnet er soll als Gesandter der Stadt Florenz nach Rom reisen, um dort Friedensverhandlungen mit Papst Bonifaz VIII. zu führen. Kaum im Hafen Roms angekommen, gerät Dante schon in einen kleinen Aufruhr, denn am Ufer wird die Leiche einer jungen Frau angespült, die zuvor ausgeweidet wurde. Als Dante noch am gleichen Tag eine weitere, ebenso brutal ermordete Frau vorfindet, erfährt er von Antonio Caffaro, dem Dekurio der Burgwache, dass dies bereits die zehnte Dirne in einem Jahr ist, die auf derartige Weise zu Tode kam. Dante ist entsetzt, doch der Dekurio sieht keinen Anlass zu ermitteln, denn er hat angeblich Wichtigeres zu tun. Tatsächlich bereitet die aktuelle Lage in Rom Anlass zur Sorge, denn Papst Bonifatius hat sich mit mehreren einflussreichen Familien der Stadt angelegt, um seinen Einfluss zu mehren.

Die Audienz beim Papst lässt auf sich warten und so macht Dante die Bekanntschaft mit Saturniano Spada, dem ersten Senator der Stadt. Dieser betreibt geheime Ausgrabungen in der Engelsburg, wo ein alter Sarkophag gefunden wurde. Dante darf bei der Öffnung des Sarges dabei sein. Dieser enthält einen nahezu unversehrten Frauenkörper, bei dem es sich um die geheimnisumwitterte Päpstin Johanna handeln könnte. Der Leichnam wird zur weiteren Untersuchung der römischen Inquisition übergeben und schon bald befindet sich Dante in einem undurchdringlichen Strudel von Gewalt und Machtspielen. Steht am Ende sogar ein neuer Kreuzzug zur Eroberung Jerusalems bevor?

Dantes zweiter Mordfall

Giulio Leoni hat mit seinem zweiten Roman der Dante-Alighieri-Reihe (nach Dante und das Mosaik des Todes) erneut den Erschaffer der Göttlichen Komödie in ein verwirrendes Abenteuer geschickt. Ausgerechnet der eigenwillige, um nicht zu sagen egozentrische Dante, wird zum Gesandten der Stadt Florenz erkoren. Das kann kaum gutgehen.

 

 

"Was, zum Teufel, erwartet Ihr eigentlich, Minerbetti? Herkules dürfte in der Höhle des Cacus eine freundlichere Aufgabe gefunden haben als wir bei Bonifatius. Ich bin aus meiner Stadt gekommen, um zu verhandeln, nicht, um auf die Knie zu fallen."

"Warum sagt Ihr "ich", Messer Alighieri, als wäret Ihr in dieser Angelegenheit ganz allein unterwegs?" fragte Corazza grimmig. "Florenz hat uns zu dritt entsandt, weil auch die Rede und die Meinung dreifach sein sollten. Und dreifach auch das Urteil und die Bewertung. [...]"

"Die Drei ist eine vollkommene Zahl, wie schon die göttliche Dreifaltigkeit bezeugt. Doch wenn von dreien zwei nur müde Säcke sind, reduziert sich die Dreifaltigkeit eben auf einen."

 

Nein, der große Dichter eignet sich nicht als Diplomat und daher verwundert es nicht, dass er für Florenz nichts erreichen kann. So flüchtet sich Dante zunehmend in die Ermittlungen der seltsamen Mordserie an jungen Prostituierten, die aus den Wassern des Tibet gefischt werden und für die sich ansonsten offenbar niemand interessiert. Doch schnell werden Dantes Bemühungen auf ein anderes Thema gelenkt, denn laut Senator Spada steht ein neuer, noch nie zuvor dagewesener Kreuzzug unter römischer Führung bevor.

Giulio Leoni verliert sich in der voranschreitenden Handlung zunehmend in den großen Themen des Mittelalters, der Kreuzzüge sowie der Antike. Unzählige Namen und Ereignisse werden angesprochen, zahllose Dichter und Denker der griechischen, römischen und ägyptischen Welt werden erwähnt; Vergil, Aristoteles, Ptolemäus und so weiter und so weiter. Dazwischen erwachen etliche Gebäude Roms - oder deren Überreste - zum Leben. Dies ist großes, wenngleich mitunter anstrengendes Kino, und nicht immer hat man den Eindruck, dass der Autor noch den "roten Faden" des Plots im Blick hat. Zwar wird das Mittelalter hervorragend lebendig, doch das Ausgangsszenario, sprich die Morde an den Dirnen und der geheimnisvolle Leichnam der vermeintlichen Päpstin, geraten zunehmend in den Hintergrund. Und dort, wo nicht mehr ermittelt wird, kommt es dann fast zwangsläufig zu einer "Auflösung" (na ja), wie im vorliegenden Fall. Klare Punktabzüge bei der Bewertung sind daher unvermeidbar. Fans des Mittelalters sowie der Antike dürfen dennoch bedenkenlos zugreifen.

 

Das Grabmal der Päpstin

Giulio Leoni, -

Das Grabmal der Päpstin

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