Der Heiler der Pferde
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2010
- 6
- Blanvalet, 2008, Titel: 'El sanador de caballos', Originalausgabe
Nur wer sich für Pferde begeistert, wird diesen Roman lieben
Kurzgefasst:
Kastilien 1195. Machtlos muss der 14-jährige Diego von Malagón zusehen, wie die arabischen Almohaden seine Familie brutal überfallen. Mit letzter Kraft gelingt ihm auf Sabba, seiner Araberstute, die Flucht nach Toledo. Dort erregt seine Gabe, mit Pferden zu sprechen, die Aufmerksamkeit des muslimischen Pferdeheilers Galib. Er nimmt Diego als Lehrling an, führt ihn in die Grundkenntnisse des Heilens, das medizinische Wissen und die arabische Sprache ein. Erneut muss Diego fliehen, diesmal einer Frau wegen. Seine Abenteuer führen ihn mitten in die politischen Konflikte der spanischen Reiche und zwingen ihn immer wieder zu Flucht und Neuanfang. Seinen Traum vergisst er jedoch nie: Mit dem Glück des Mutigen kämpft er um seine Berufung und die Erfüllung seiner großen Liebe.
Machtlos muss der 14jährige Diego mit ansehen, wie die Almohaden auf einem Plünderungszug durch seine Heimat den Vater und die älteste Schwester töten. Auch seinen beiden anderen Schwestern, die von den Almohaden entführt werden, kann er nicht helfen. Verzweifelt zieht er mit der einzigen Gefährtin, die ihm geblieben ist, seiner Stute Sabba, nach Toledo. Dort begegnet er nicht nur der Pferdehändler-Tochter Fatima, er lernt auch den Araber Galib kennen, der sich als Heiler von Pferden einen guten Ruf geschaffen hat. Nach anfänglichem Misstrauen erkennt Galib das Talent Diegos im Umgang mit Pferden und bildet ihn aus. Doch noch bevor die Lehrzeit zu Ende ist, kommt es zu einem Zerwürfnis zwischen Diego und Galib. Diego zieht weiter und sammelt Wissen, um später als selber als Pferdeheiler arbeiten zu können. Auch träumt er davon, seine beiden entführten Schwestern aus den Händen der Almohaden zu befreien.
Ganz auf Pferde ausgerichtet
Autor Gonazlo Giner macht keinen Hehl aus seiner Passion für Pferde. Als Tierarzt kennt er die medizinischen Probleme dieser Tiere bis ins Detail. Und dieses Wissen fließt auch in den Roman ein. So ist einiges darüber zu erfahren, mit welchen Mitteln welche Gebrechen geheilt oder wenigstens gelindert werden können. Manchmal verliert sich der Autor in ausführlichen und immer wieder auch emotionalen Beschreibungen, dies aber nur dort, wo es um die Pferde geht. Sobald die Schicksale der menschlichen Protagonisten im Vordergrund stehen, nimmt der Autor eine seltsame Distanz ein und erzählt selbst brutalste Szenen mit absoluter Emotionslosigkeit. Dadurch verschiebt sich das Schwergewicht vom historischen Roman zu einer Pferdegeschichte, die eher zufällig vor historischer Kulisse spielt.
Wankelmütige Figur
Mit Diego hat der Autor einen Helden erschaffen, der durch den ganzen Roman hindurch nicht an Glaubwürdigkeit gewinnen kann. Einmal ist er von fast sanftem Charakter, der sich nur für seine Studien interessiert, dann ist wieder ein gewalttätiger Hitzkopf, der wenig überlegt, bevor er handelt. Oft tritt Diego arrogant auf, dann wieder als kleiner Junge. Dieses Hin und Her wird nicht etwa als vielschichtiger Charakter eines Heranwachsenden deutlich, es wirkt unentschlossen. So, als wäre sich der Autor nicht ganz sicher, wie sich seine Hauptfigur nun bewegen soll. Farblos bleiben auch die übrigen Protagonisten - mit Ausnahme der Pferde, allen voran Stute Sabba.
Sprachlich kein Höhenflug
Über weite Stellen hinweg pflegt Gonzalo Giner einen sehr einfachen sprachlichen Stil. Da drängt sich der Verdacht auf, dass hier die Grundzüge für ein Jugendbuch vorliegen. Doch streut der Autor immer wieder auch erotische Szenen - wenn auch sehr kurz und knapp gehalten - ein, so dass sich die Sache mit dem Jugendbuch schnell wieder zerschlägt. Dadurch wird der Roman allerdings kaum greifbar und man mag sich immer wieder mal fragen, was denn der Autor nun wirklich erzählen wollte. Allzu viel wirkt künstlich zusammengestellt. Dadurch leidet sowohl die Spannung als auch die Freude an einer stellenweise gut gelungenen Schilderung des südlichen Spaniens im 12. und 13. Jahrhundert.
Wer sich nicht unbedingt für ausführlich beschriebene Pferdeheilkunde interessiert, wird mit diesem Roman nur schwer warm werden. Für Pferdefans oder selber medizinisch Interessierte ist Der Heiler der Pferde hingegen bestimmt eine unterhaltende Lektüre. Dem Roman muss allerdings zugute gehalten werden, dass der Titel Der Heiler der Pferde wie auch die Aufmachung - die übrigens sehr stilvoll daher kommt - dem Inhalt des Buches sehr nahe kommt.
Gonzalo Giner, Blanvalet
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