Das brennende Land
- Rowohlt
- Erschienen: Januar 2010
- 12
- Rowohlt, 2009, Titel: 'The Burning Land', Originalausgabe
Blutige Schlachten um Alfred's Wessex
Kurzgefasst:
Was ist das stärkste Heer gegen den Hass einer Frau? Eine tödliche Gefahr bedroht Wessex: Harald Bluthaar. Nur Uhtred erkennt den Schwachpunkt des mächtigen Feindes. Es ist eine Frau, Skade, die Hure und Zauberin, der der Dänenherrscher gänzlich verfallen ist. Als Uhtred sie in seiner Gewalt hat, ist eine der großen Schlachten der englischen Geschichte schon gewonnen. Skade verflucht ihn, doch Uhtred fühlt sich unbesiegbar. Bis ihn die Nachricht ereilt, dass seine geliebte Frau Gisela im Kindbett gestorben ist. Und über das Land zieht wieder Rauch von brennenden Dörfern...
Man schreibt das Jahr des Herrn 892. Wessex wird bedroht, und zwar direkt von zwei Seiten. Der eine ist Harald Bluthaar, ein gefürchteter Krieger, der mit seinem Heer das Land plündert. Der andere ist der Jarl Haesten, der vom Kontinent kommt und versucht, König Alfreds Land zu erobern. König Alfred selbst kränkelt und schwächelt vor sich hin und man wartet schon auf seinen Tod, daher schickt er mit Uhtred von Bebbanburg seinen getreuesten Krieger ins Feld.
Uhtred erkennt in Harald Bluthaars Hure Skade, der Hexe, auch dessen Schwachpunkt, und so besiegt er Harald und bringt sie in seine Gewalt. Skade sprichit einen Fluch über Uthred aus, und tatsächlich stirbt Uhtreds Frau kurz darauf im Kindbett. Während Alfreds Zukunft unklar ist, zieht Uhtred Richtung Bebbanburg, um nach Jahren endlich wieder seine Heimat zu sehen. Währenddessen brennt der Jarl Haesten ein Dorf nach dem anderen nieder und rückt immer näher, ohne aufgehalten werden zu können. Daher liegt es an Uhtred, seinen Eid zu halten und für Alfred zu kämpfen.
Neben Alfred hat Uhtred auch dessen Tochter Æthelflæd den Treueeid geleistet. Diese, verheiratet mit dem Schwächling Æthelred, zeigt mehr Rückgrat als ihr Gatte. Während sie sich zum Kampf rüsten, schickt Alfred auch seinen potenziellen Nachfolger zu Uhtred, um mit ihm zu kämpfen. Doch Edward hat keinerlei Erfahrung und ist eigentlich zu jung und zu grün, und somit hat Uhtred ein weiteres Problem an seiner Seite. Und so rüsten die Heere zum Kampf.
Mehr Frauen - mehr Ärger
Auch der fünfte Teil von Bernard Cornwells Sachsen-Reihe zieht den Leser von der ersten Seite an über die restlichen 500 Seiten in seinen Bann. Mit wenigen Worten schafft es der Autor, den Leser in das 9. Jahrhundert zu holen und seine Geschichte weiter zu erzählen. Dabei nutzt er wieder die Position des Ich-Erzählers Uhtred, um den Leser noch näher an das Geschehen zu holen und mit ihm auf einer Stufe zu stehen. So wird geschickt immer wieder Spannung aufgebaut und in kleinen Seitenkommentaren immer mal wieder vorausgeschaut, was aber nicht stört, da bei Cornwell das Erzählen zählt und nicht das so sehr das Ergebnis der Schlacht.
Cornwells Charakterisierungen aller Personen ist fein beobachtet, und jeder bekommt auch ordentlich sein Fett weg. Neu eingeführte Personen wie die junge Hexe Skade sind zwielichtig beschrieben, einerseits ist sie die schönste Frau, die je ein lebender Mensch gesehen hat, was sie natürlich allein deshalb zur Hexe macht, andererseits nutzt sie eben dies für ihre Grausamkeiten. Überhaupt spielen die Frauen in diesem Roman eine größere Rolle als zuvor. Neben Skade sind dies Gisela, Uhtreds Frau, und vor allem Æthelflæd, Alfreds Tochter, die Uhtred schon von Kind auf kennt und mit der ihn eine lange gemeinsame Vergangenheit verbindet. Diese Frauen sorgen dafür, dass nicht immer nur Schwerter blutig geschlagen werden, wobei auch die Frauen durchaus wissen, wie man damit umgeht.
Zudem stehen Uhtred auch wieder viele seiner Kameraden zur Seite, die man aus vorigen Romanen kennt, und die man gerne wiedersieht. Kann weiß um ihre Qualitäten, und so weiß er jeden auch richtig für seine Zwecke einzusetzen. Täuschung und List spielen gerade in den Schlachtvorbereitungen und in den Schlachten selber ein große Rolle, aber Cornwell erweist sich als militärisch so gewieft, da er es schafft, dem Leser die taktischen Schachzüge ohne Probleme und ohne Umschweife darzubringen.
Leichte Erzählschwächen
Allerdings muss Cornwell allmählich aufpassen, dass er sich nicht zu oft wiederholt. Das Schema "David gewinnt gegen Goliath" sollte auch künftig nicht zu sehr ausgereizt werden, sonst könnte der Leser auf Dauer gelangweilt werden. Auch hat dieser Roman gerade im Mittelteil einigen Leerlauf, in dem nicht viel passiert, und hier verliert die Erzählung deutlich an Spannung. Vielleicht ist es auch eine Sache der Übersetzung, die gerade an dieser Stelle dann auch etwas holperig daherkommt, aber es ist doch ein deutliches erzählerisches Tief zu verspüren, wie es in den anderen Romanen der Reihe bislang nicht vorgekommen ist.
Dies macht den Roman vielleicht zum bislang schwächsten der Reihe, wenngleich das Ende so ist, dass auf jeden Fall ein weiterer Teil folgen muss, der vom Autor ja auch bereits für 2011 (in England, daher wohl 2012 auf deutsch) angekündigt wurde. Aber auch ein schwächeres Buch von Cornwell ist immer noch besser als vieles andere, was da so den deutschen Buchmarkt überschwemmt. Cornwell ist und bleibt trotzdem ein Meister der Erzählkunst und der militärhistorischen Dramaturgie.
Die bei Cornwell üblichen Auflistungen der Ortsnamen, eine Karte und Alfreds Stammbaum ergänzen das Buch ebenso wie ein ausführliches Nachwort des Autors, in dem er über seine Nachforschungen und über erfundene und reale Personen berichtet. Die Leser freuen sich auf den nächsten Teil, der nach Cornwells Aussagen noch nicht der letzte sein wird, und können ihn kaum erwarten.
Bernard Cornwell, Rowohlt
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