Die Rückkehr des Moorkönigs

  • Rütten und Loening
  • Erschienen: Januar 2010
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  • Rütten und Loening, 2010, Titel: 'Die Rückkehr des Moorkönigs', Originalausgabe
Die Rückkehr des Moorkönigs
Die Rückkehr des Moorkönigs
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Carsten Jaehner
841001

Histo-Couch Rezension vonApr 2010

Spannende Rückkehr des Spökenkiekers

Kurzgefasst:

Im kalten Winter 1830 hängt im Venner Moor ein Toter am Baum, nackt, Kopf und Hände sind abgehackt. Es könnte der Bauer Bernard Droste Tomberge sein, aber auch der Landrat ist verschwunden. Wer ist Mörder und wer Opfer? Oder war es der "Moorkönig", den manche für den Teufel in Person halten?

 

Neun Jahre ist es her, dass Jan Droste Tomberge seine Familie im Venner Moor bei Münster verlassen hat und als Schäfer sein Brot verdient hat. Nun schreibt man das Jahr 1830, und Jan kehrt zufällig in sein altes Dorf zurück. Hier wird im kalten Winter ein Toter am Baum entdeckt, an den Füssen aufgehängt, Kopf und Hände wurden abgehackt. Es wird gemutmaßt, dass es Jans ältester Bruder Bernard sein könnte, der seit einigen Tagen vermisst wird.

Vermisst wird allerdings auch der Landrad, und so weiß man nicht, wer der Tote ist. Nur dass Jan zu diesem Zeitpunkt auftaucht, ist für alle verdächtig, und so wird er prompt des Mordes beschuldigt. Vor seinem Weggang hatte Jan "Gesichte" und konnte Ereignisse der Zukunft sehen, was ihm den Beinamen "Spökenkieker" eingebracht hat. Diese Geschichte kennt die Nachbarstochter Marie nur aus Erzählungen, und sie und Jan verlieben sich ineinander.

Jan übernimmt als ältester Bruder vorerst den Hof Bernards, der vollkommen heruntergewirtschaftet ist. Mit der Unterstützung von nur zwei Knechten und einer Magd sowie der vermeintlichen Witwe Bernards, Agnes, die Jan abgrundtief hasst, versucht Jan, den Hof und seine Bewohner über den Winter zu bringen. Immer wieder zieht es ihn dabei ins Moor, das noch immer so manches Geheimnis birgt, und ganz allmählich klärt sich für Jan, wer der Tote und wer dessen Mörder ist...

Düsterer Winter im Venner Moor

Mit Die Rückkehr des Moorkönigs hat Eva Maaser eine Fortsetzung zu ihrem 1999 erschienenen Roman Der Moorkönig geschrieben, und in der Handlung ist fast so viel Zeit vergangen, wie zwischen den beiden Romanen liegt. Die Fortsetzung kann auch ohne die Kenntnis des ersten Teils mühelos gelesen werden, allerdings erklären sich manche Details leichter, wenn man den ersten Teil kennt.

Die Autorin versteht es, den Leser in das karge, winterliche Landleben in der Moorlandschaft um Münster zu versetzen. Mit wenigen, aber präzisen Worten schafft sie eine teilweise unheimliche Stimmung, bestimmt durch den Nebel über dem Moor und die an sich kalten und unfreundlichen harten Wintertage. Sie lässt den Leser im wahrsten Sinne des Wortes im dunkeln tappen, wer denn die Leiche ist und wer der Mörder sein könnte.

Verzwickter Mordfall

Geschickt rollt die Autorin den Fall auf und entlockt dem Moor und seinen Bewohnern nur nach und nach, in westfälischer Gemächlichkeit, seine Geheimnisse. Dadurch behält sie stets die Spannung bei, was ihr durchweg durch die langsame Dosierung an Informationen gelingt. Sie verwebt Mordfall gekonnt mit der Erzählung der Familiengeschichten untereinander und versteht es dabei, dem Leser die Zeit und ihren Hintergrund zu vermitteln, der für die Handlung notwendig ist. Dieses Sittenbild vom Lande ist hervorragend gelungen und beschreibt treffend die "sturen" Westfalen mit ihren Sitten und Gebräuchen, wie sie damals und teilweise noch heute üblich sind.

Die Charaktere werden nicht nur äußerlich, sondern auch vor allem durch ihre Sprache und ihr Tun beschrieben, und so wird aus jeder Person eine Persönlichkeit, auch wenn sie für die Handlung nicht wichtig ist. So lebt man mit Jan und seiner Situation mit und kann verstehen, wie es ihm geht, ihm, der nach neun Jahren von fast allen geschnitten wird und der nicht genau weiß, wohin er gehört und ob er überhaupt geduldet ist. Er ist ein heimgekehrter Außenseiter, den viele, vor allem Agnes, gerne wieder da hätten, wo er hergekommen ist. All dies weiß die Autorin hervorragend und beinahe mitfühlend zu beschreiben. Auch die Liebesgeschichte zwischen Jan und Marie ist stimmig, ist es doch nicht gut, wenn alle davon wissen.

Hervorragend eingefangene Stimmung

Wenn sich nach und nach herauskristallisiert, was der vermisste und vermeintlich tote Bernard in seinen letzten Lebensmonaten gemacht hat, dann spielt auf einmal auch die höhere Politik eine Rolle, eine Sache, die die "normalen" Bauern nicht verstehen und der sich auch nicht trauen. Allerdings bleibt auch in Westfalen die Zeit nicht stehen, und die sich daraus ergebenen Konflikte führt die Autorin geschickt nach und nach ein und schlägt so die Kurve zur Auflösung der Geschichte.

Mit Die Rückkehr des Moorkönigs ist Eva Maaser eine interessante und stimmige Fortsetzung gelungen, die den Leser zurück in das ländliche Westfalen versetzt. Ein informatives Nachwort und ein kurzer Glossar ergänzen einen Roman, dem, wie seinem Vorgänger, ein breites Publikum zu wünschen ist, denn solche Geschichten bekommt so nicht oft erzählt. Packend und intensiv, aber dennoch erstaunlich unaufdringlich kommt der Stil der Autorin daher, und so etwas liest man nicht häufig. Und wer weiß, vielleicht begegnet der Leser Jan Droste Tomberge ja noch ein drittes Mal? Es wäre ihm und den Lesern zu wünschen.

 

Die Rückkehr des Moorkönigs

Eva Maaser, Rütten und Loening

Die Rückkehr des Moorkönigs

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