Im Tal der großen Geysire

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
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  • Lübbe, 2009, Titel: 'Im Tal der großen Geysire', Originalausgabe
Im Tal der großen Geysire
Im Tal der großen Geysire
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Rita Dell'Agnese
641001

Histo-Couch Rezension vonMai 2010

Klassisches Familiendrama vor historischer Kulisse

Kurzgefasst:

Im Tal der großen Geysire, auf der Nordinsel Neuseelands, führen die Bradleys ein beliebtes Hotel. Von dort unternehmen sie mit ihren Gästen Ausflüge zu dem achten Weltwunder, herrlichen Sinterterrassen in Weiß und Zartrosa. Doch im Juni 1886 bricht ein Vulkan aus, der nicht nur das Weltwunder unter Lavabrocken und Asche begräbt, sondern vermutlich auch die kleine Elizabeth, die jüngste Tochter der Bradleys. Seit der Katastrophe ist das Mädchen verschollen. Ihre Familie droht an dem Verlust zu zerbrechen - bis eine geheimnisvolle Maori auftaucht und die Kraft ihrer Liebe alles zum Guten wendet.

 

Nichts vermag die Hoteliersfrau Annabelle ihrer Mutter Maryann recht zu machen. Seit Annabells kleine Tochter Elizabeth 1886 unter der Asche eines Vulkans begraben wurde, verfolgt Maryann Annabell mit Vorwürfen. Ganz anders ergeht es Olivia, der mittleren der drei Bradley-Töchter, die mit dem gutaussehenden und wohlhabenden Allan Hamilton verheiratet ist und deren erwachsene Kinder Duncan und Helen vor einer rosigen Zukunft stehen. Aber nicht nur Annabell ist bei Maryann in Ungnaden gefallen: Auch das Goldkind Abigail, die jüngste Schwester, ist im Hause ihrer Mutter nicht mehr willkommen, seit sie sich dem Tanzen und der Musik zugewandt hat. Als Maryann nach einem Unfall bettlägerig wird, taucht das Maori-Mädchen Paika als Hilfe im Hotel auf. Maryann, die sonst kein gutes Haar an den Maori lässt, ist ganz vernarrt in das seltsame Mädchen. Auch Duncan kann sich kaum von Paika fern halten. Während sein Vater alles versucht, Duncan von der Verbindung mit Paika abzuhalten, scheint Olivia diese zu fördern. Denn Olivia hat ein dunkles Geheimnis zu vertuschen.

Ein bunter Personenreigen

Laura Walden schöpft aus dem Vollen, was die handelnden Personen angeht. Zunächst stehen Maryann und Annabell im Mittelpunkt des Geschehens, doch verschiebt sich das Schwergewicht von Kapitel zu Kapitel. Um fast jedes Mitglied der Familie scheint sich ein Geheimnis zu ranken, welches das instabile Gefüge der Familie zum Kippen bringen könnte. Tatsächlich offenbaren sich nach und nach Abgründe - bis zum Schluss so viele, dass die Geschichte letztlich zu unglaubwürdig wird und den anfänglich sehr guten Eindruck schwinden lässt. Die geballte Geheimniskrämerei, das Vertuschen der dunklen Vergangenheit und die Schatten, die längst vergangene Ereignisse auf die Familie werfen, sind etwas zu viel des Guten. Die Hälfte davon hätte absolut ausgereicht, um eine unterhaltsame Lektüre zu gewährleisten. So aber wirken die Geheimnisse schließlich reichlich bemüht, was sich lähmend auf das Tempo der Geschichte auswirkt.

Oberflächliche Charaktere

Leider bleiben die handelnden Figuren sehr stark an der Oberfläche. Annabell hat als liebenswürdige und duldsame Frau kaum Konturen, Maryann giftet die beiden in Ungnade gefallenen Töchter wacker an, Paika und Duncan zeichnen sich über ein unglaublich liebenswürdiges Wesen aus und Olivia lebt ihre Rolle als Luxusweibchen voll aus. Da und dort flackert bei den Beteiligten ein weiterer Wesenszug auf, der verschwindet jedoch in der Regel schnell wieder und macht dem stereotypen Bild Platz, das die Figuren bereits von Anfang an begleitet hat. Hier wünschte man sich von der Autorin Charaktere mit mehr Tiefgang, dafür könnten ruhig ein paar der dunklen Geheimnisse über die Klinge springen.

Wenig Historie, viel Neuseeland

Die Autorin Laura Walden konzentriert sich in diesem Roman ganz und gar auf die Familie, die ihre Vergangenheit aufarbeiten muss. Da bleibt wenig Raum für den historischen Hintergrund. Herausragend in dieser Beziehung ist der Vulkanausbruch von 1886, der die Sinterterrassen auf der Nordinsel vernichtet. Ansatzweise ist es auch die Maori-Kultur, in die Laura Walden vereinzelt Einblick gewährt. Davon wünschte man sich auf jeden Fall mehr. Mehr Gewicht legt Laura Walden auf Neuseeland selber, wobei auch hier der Handlungsort durchaus ausgetauscht werden könnte.

Spannend geschrieben

Dass Im Tal der großen Geysire dennoch einige unterhaltsame Lesestunden bereitet, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass Laura Walden spannend zu erzählen weiß und eine gepflegte Sprache präsentiert. So ist die Familiensaga zwar nicht der große Wurf und weißt einige Schwächen auf, sie mag aber zumindest als Lektüre für Fans von verzwickten Familienverhältnissen bestehen. Der Roman eignet sich für alle romantischen Gemüter, die in großen Gefühlen und dunklen Geheimnissen schwelgen möchten.

Im Tal der großen Geysire

Laura Walden, Lübbe

Im Tal der großen Geysire

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