Im Land der Feuerblume
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2010
- 4
- Droemer-Knaur, 2010, Titel: 'Im Land der Feuerblume', Originalausgabe
Vom Mut, sich in einem fremden Land eine neue Existenz aufzubauen
Kurzgefasst:
Hamburg 1852: Im Hafen begegnen sie sich das erste Mal: die junge abenteuerlustige Elisa, der nachdenkliche Cornelius und ihre Familien, die das Wagnis eines neuen Lebens in Chile eingehen wollen. Jeder erhofft sich etwas anderes von dem Land seiner Träume. Bereits auf dem Schiff, das sie in die ferne neue Heimat bringen soll, entbrennt Elisa in glühender Liebe zu dem oft so melancholischen Cornelius. Doch stets scheint dem Glück des jungen Paares etwas im Wege zu stehen: die unerbittliche Natur, die sie vor immer neue Herausforderungen stellt, aber auch Missgunst und Eifersucht...
Armut, politische Verhältnisse, Religionskriege: Die Gründe, weshalb Millionen Menschen aus Europa vor mehr als 100 Jahren ihre Heimat verließen und sich in der Fremde eine neue Existenz aufzubauen versuchten, sind vielfältig. Diese Vielfalt hat Carla Federico in ihrem Roman Im Land der Feuerblume eingefangen. Zwar sind die Auswanderer, die sie ins Zentrum ihres Romans stellt, zumeist verarmte Familien, die nach dem letzten Strohhalm gegriffen haben. Doch befinden sich auf dem Schiff durchaus auch andere Menschen. Gekonnt webt Carla Federico aus den einzelnen Lebensfäden ein vielschichtiges Bild, das mitreißend, berührend und fesselnd ist.
Hoffnung, Liebe, Enttäuschung
Carla Federico packt in den Auftakt zu einer mehrbändigen Familiensaga die ganz großen Gefühle: Hoffnung, Liebe, Enttäuschung, Wut, Neid und vieles mehr. Doch schafft sie es, trotz den intensiven Gefühlen nicht in eine klebrige Story abzugleiten, sondern den harten Alltag der Auswanderer in all seinen Facetten zu präsentieren. Dabei arbeitet sie einerseits mit überzeugenden Charakteren, andererseits aber auch mit ausgesprochen farbigen und gut gezeichneten Bildern, was die Überfahrt und den Existenzkampf in Chile betrifft.
Großes Erzähltalent
Die Autorin zeichnet sich ab der ersten Seite durch ein großes Erzähltalent aus. Sie lässt Elisa - die Hauptprotagonistin - zwei wegweisende Begegnungen machen, und dies gleich auf eine höchst ungewöhnliche Art. Die junge Elisa hat einiges auszuhalten. Nicht nur, dass ihr Vater sich eine junge Frau genommen hat, sie stürzt auch anderweitig in ein Gefühlschaos. Wie gut, dass es da den unerschrockenen Poldi gibt - und den verwegenen Cornelius. Liebenswerte Figuren mit Tiefgang, alle beide.
Kampf um die neue Existenz
Während man mit Elisa den Aufbau der neuen Heimat erlebt, wird man Zeuge, wie die Erziehung durch Brutalität und Unterdrückung zwei Kinder zu schwierigen Erwachsenen heranwachsen lässt. Andererseits ist die zwar strenge aber dennoch liebevolle Herrschaft der Steiner-Mutter die Basis für junge Menschen, die ihr Leben in den Griff bekommen, ohne dies auf dem Buckel anderer auszutragen. Feinfühlig und mit dem nötigen Maß an Distanz geht die Autorin mit diesen an sich heute noch immer gültigen Themen um.
Bestechend an diesem Roman ist letztlich das Ziel der Auswanderer. Weder Neuseeland noch Australien oder USA - über die es zahlreiche ähnlich gelagerte Auswanderer-Romane gibt - sondern Chile, das an die Menschen eine ganz andere Herausforderung stellt. So ist, nebst der fiktiven Geschichte um Elisa, sehr viel über das Leben der Deutschen Auswanderer am anderen Ende der Welt zu erfahren.
Man darf auf die Fortsetzungen der Familien-Saga gespannt sein.
Carla Federico, Droemer-Knaur
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