Das Gold der Maori
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2010
- 6
- Lübbe, 2010, Titel: 'Das Gold der Maori', Originalausgabe
Gelungener Start zur zweiten epischen Neuseelandsaga
Kurzgefasst:
Irland, 1845: Kathleen und Michael wollen Irland verlassen. Das heimlich verlobte Paar schmiedet Pläne von einem besseren Leben in der neuen Welt. Aber all ihre Träume finden ein jähes Ende: Michael wird als Rebell verurteilt und nach Australien verbannt. Die schwangere Kathleen muss gegen ihren Willen einen Viehhändler heiraten und mit ihm nach Neuseeland auswandern. Michael gelingt schließlich mit Hilfe der einfallsreichen Lizzie die Flucht aus der Strafkolonie, und das Schicksal verschlägt die beiden ebenfalls nach Neuseeland. Seine große Liebe Kathleen kann er allerdings nicht vergessen...
Es ist nicht das erste Mal, dass Sarah Lark den Beginn zu einer Familiensaga vorlegt. Und wie schon bei der letzten Saga hat sie als Schauplatz Neuseeland gewählt. Es ist auch nicht eine Geschichte, die von Grund auf neu ist - einiges, was in Das Gold der Maori vorkommt, dürfte den Leserinnen und Lesern der ersten Neuseelandtrilogie vage vertraut vorkommen. Trotz allem ist der erste Teil der neuen Trilogie kein Abklatsch einer erfolgreichen Trilogie, sondern eine eigenständige Geschichte, die von einigen gut gelungenen Schauplätzen profitiert.
Starke Heldinnen, schwacher Held
In den Mittelpunkt von Das Gold der Maori setzt Sarah Lark die Irin Kathleen, den Iren Michael und die Engländerin Lizzie, die es alle aus verschiedenen Gründen nach Neuseeland verschlagen hat. Als junges Paar planten Kathleen und Michael, zu heiraten und ihrer Heimat Irland in Richtung Amerika den Rücken zu kehren. Doch Michael wurde als Getreidedieb ertappt und nach Australien deportiert. Ebenso wie Lizzie, die ein Brot gestohlen hatte. Mit Hilfe von Lizzie kann Michael jedoch nach einigen Jahren fliehen und sich in Neuseeland niederlassen. Auch für Lizzie, die einst ihren Körper verkaufen musste, um zu überleben und in Australien an einen derben Arbeitgeber geriet, beginnt in Neuseeland ein neues Leben - bis sie brutal aus ihren Träumen gerissen wird. Kathleen hingegen muss in Irland den betrügerischen Viehhändler Ian heiraten, da sie das Kind Michaels unter dem Herzen trägt und ihre Familie vermeiden möchte, dass ihre Schande offenbar wird. Ian zwingt Kathleen, mit ihm nach Neuseeland auszuwandern, um dort einen Viehhandel aufzubauen.
Während sowohl Kathleen als auch Lizzi äußerst starke und überzeugende Charaktere sind, bleibt Michael blass und wird im Laufe des Romans mehr und mehr unsympathisch. Er entwickelt sich zu einem glücklosen Abenteurer, der nur dank der starken Lizzie immer wieder aus dem tiefen Loch heraus findet. Im Laufe des Romans kommen noch einige wichtige Protagonisten hinzu, doch dreht sich letztlich die Geschichte hauptsächlich um dieses Trio.
Süffige Sprache, intensive Geschichte
Sarah Lark versteht es, ihre Leserinnen und Leser schnell in das Geschehen einzubinden und sie lange bei der Stange zu halten. Erst mit der Zeit gibt es ein paar Ermüdungserscheinungen, da sich die eine oder andere Szene etwas gar zu sehr in die Länge zieht. Erleichternd ist hier die Erzählweise der Autorin, die die beiden Handlungsstränge in einem wohldosierten Wechsel erzählt und so langsam auf den Höhepunkt hin steuert. Das Gold der Maori liest sich süffig und eindringlich. Denn die Autorin erweist sich als überzeugende Erzählerin, die dazu einlädt, die geschilderten Umstände mitzuempfinden. Ob es nun die Situation auf einem Gefangenenschiff ist, die Verhältnisse, in denen die Sträflinge leben mussten - es ist nachvollziehbar und sehr mitreißend geschildert. Auch die Situation der Frau, die der Gewalttätigkeit ihres Ehemannes ausgeliefert ist und die Unvereinbarkeit der verschiedenen Kirchen, die um die religiöse Vormachtstellung auf den Inseln kämpfen, sind gut dargestellt. Sehr schön ist die Schilderung der Maori-Kultur, die den eigentlichen Reiz des Buches ausmacht und ihm eine gute Basis verleiht.
Etwas zu viele Zufälle
Vor dem überaus gelungenen geschichtlichen Hintergrund ist es eher bedauerlich, dass die den Roman prägende Liebesgeschichte von etwas gar vielen Zufällen lebt. In dieser Beziehung wäre weniger mehr gewesen - hapert es dadurch doch etwas mit der Glaubwürdigkeit der Abläufe. Etwas auf dünnem Eis bewegt sich die Autorin auch mit dem Gegensatz der strahlenden Kathleen als "Heilige" und der praktischen Lizzie als "Hure" - wobei Lizzie sich von der Vielschichtigkeit ihres Charakters her gegen die eher zögerliche Kathleen durchzusetzen vermag.
Dennoch: Das Gold der Maori ist eine solide und höchst unterhaltende Neuseeland-Saga, die durchaus Lust auf mehr macht. Bedauerlich ist, dass wohl viele Fans der ersten Trilogie dieser Saga nicht voll bereit sein werden, sich auf die neue Geschichte einzulassen, zumal sie zur geliebten Trilogie einige Ähnlichkeiten hat. Es ist zu hoffen, dass "Das Gold der Maori" auf eine Leserschaft trifft, die bereit ist, die neue Saga ohne ständige Vergleiche mit der Erfolgstrilogie zu genießen.
Sarah Lark, Lübbe
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