Sterne über Sansibar
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2010
- 3
- Lübbe, 2010, Titel: 'Sterne über Sansibar', Originalausgabe
Ein Märchen wie aus 1001 Nacht
Kurzgefasst:
Unbeschwert verlebt Sayyida Salima bint Said, die Tochter des Sultans, ihre Kindheit und Jugend auf der Gewürzinsel. Ihr Halbbruder Majid bringt ihr Reiten und Schießen bei, heimlich lernt sie Lesen, Schreiben und fremde Sprachen. Als die junge Frau dem wohlhabenden deutschen Kaufmann Heinrich begegnet, kommen sich zwei Welten näher. Die beiden verlieben sich und schon bald erwartet Salima ein Kind. Für eine muslimische Prinzessin ist ein uneheliches Kind jedoch undenkbar. Eine Heirat mit einem Ungläubigen kommt allerdings nicht in Frage. Als Ausweg bleibt nur die Flucht: Sie muss ihr Leben aufgeben, ihren Namen, ihr Vermögen. In Heinrichs Heimatstadt Hamburg hofft das junge Paar glücklich zu werden. Doch was erwartet Salima in dem kalten, fremden Land, das ihrer Heimat so weit entfernt ist?
1844 erblickt Salima als Tochter des regierenden Sultans von Oman und Sansibar und seiner tscherkessischen Nebenfrau auf Sansibar das Licht der Welt. Sie wächst unbeschwert mit den Halbgeschwistern in einem Sultanspalast auf. Sie genießt alle Freiheiten einer Prinzessin und den Reichtum des Palastes. Eine besondere Nähe verbindet Salima mit ihrem Halbbruder Majid, der ihr Reiten und Schießen beibringt. Nach dem Tod des Vaters wird Majid Sultan von Sansibar und Salima lebt in seinem Haus. Als auch Ihre Mutter stirbt, wendet sich das Leben Salimas und sie ist gezwungen, Verantwortung für sich und die ihr Anvertrauten zu übernehmen.
Selbstbewusste Entscheidung für das Leben und ihr Glück
Herangewachsen zu einer jungen und selbstbewussten Frau, lernt sie den deutschen Kaufmann Heinrich Ruete kennen und schon bald lieben. Gegen jede Konvention kommen sich die beiden näher und Salima erwartet bald ein Kind von dem Fremden und Ungläubigen. Für eine sansibarischen Prinzessin sind diese Liebe und das Kind undenkbar. Es bleibt Salima nur die Flucht von ihrer geliebten Insel. Auf beschwerlichen Wegen gelangen Salima und Heinrich nach Europa und in Heinrichs Heimatstadt Hamburg. Dort wollen sie sich niederlassen und ein glückliches Leben führen. Doch Salima kämpft in der Ferne mit dem Heimweh nach ihrer geliebten Insel und um ihr Glück in der neuen Heimat. Was wird das Schicksal im kalten und fernen Europa für Salima bereithalten?
Nicole Vosseler hat sich mit Sayyida Salima bint Sa'id eine historische Persönlichkeit als Hauptperson ihres neuen Romans gewählt. Dies ist nicht ohne Risiko. Als Schriftstellerin Emily Ruete machte sich die omanisch-sansibarische Prinzessin im Deutschland des ausgehenden 19. Jahrhunderts einen Namen. Die Wahl einer historischen Persönlichkeit als Hauptperson eines Romans bewegt sich im Spannungsfeld, einerseits der realen Person treu zu bleiben und andererseits die Lücken in der Biographie mit schriftstellerischer Phantasie auszufüllen. Nicole Vosseler ist das in diesem Roman sehr gut gelungen. Salima wird zu einer Vertrauten, mit der der Leser mitleiden und mitlieben kann. Ihre Sehnsüchte und Träume werden greifbar und ein Stück zu den eigenen Wünschen des Lesers. Die in Europa lebende Emily hingegen bleibt ein bisschen diffus. Aber genau dies passt ganz wunderbar zu Emilys Empfindungen, die in Deutschland nie ganz angekommen und immer ein wenig verloren zu sein scheint. Die anderen Personen bleiben angesichts der raumgreifenden Persönlichkeit Salimas etwas blass, was aber dem Lesegenuss keinen Abbruch tut.
Auf der Suche nach einer neuen Heimat
Die Beschreibungen Sansibars, des paradiesischen Lebens auf der Insel mit seinen Gerüchen und Düften nach Gewürznelken, Mangos, Orangen, Meer und Wind, aber auch die flirrende Hitze über dem Land nehmen den Leser mit auf eine wunderbare Reise in ein fernes Land. Im Kontrast dazu stehen die Kälte und der Schnee in Hamburg, zudem die hanseatische Distanziertheit der Familie und der Bekannten in Hamburg, unter denen Emily sehr zu leiden hat. Aber auch diesen Herausforderungen wird sich Emily mit Disziplin und Willenskraft stellen. Sie dabei zu begleiten und mit ihr zu fühlen macht den Reiz und die Spannung der Geschichte aus. Entstanden ist ein Roman über eine starke Frau, die um ihr Leben und ihre Liebe gekämpft hat, dabei alles verloren und alles gewonnen hat.
Abgerundet wird der Lesegenuss durch die Gestaltung und Ausstattung des Buches. Den einzelnen Kapiteln sind wunderschöne Illustrationen und sansibarische Weisheiten vorangestellt, die eine sehr gelungene Einstimmung schaffen. Ergänzt wird der Roman von einem Nachwort der Autorin zur Entstehung des Buches und einem Personverzeichnis. Zu erwähnen ist noch das sehr schöne und passende Cover, das einen gelungenen ersten Eindruck bietet.
Insgesamt ein sehr einfühlsamer Roman über ein bewegendes Frauenschicksal aus dem 19. Jahrhundert, die zwischen Orient und Okzident ihr Glück fand und verlor und doch ihren Frieden mit dem Leben machen konnte.
Nicole C. Vosseler, Lübbe
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