Das Pferd des Teufels
- -
- Erschienen: Januar 2008
- 1
- , 2008, Titel: 'Das Pferd des Teufels', Originalausgabe
Ein Hexenprozess auf ungewohnte Art - Der Scheiterhaufen droht einem Pferd
Kurzgefasst:
Das Mittelalter. Es ist die Zeit der Hexen- und Tierprozesse, als die fünfzehnjährige Anna sich und ihre Großmutter, die einzige noch lebende Verwandte, mit den kläglichen Erträgen ihrer Feldarbeit am Leben erhält. Ihr Rappe Christopherus ist ihr dabei ein treuer Helfer - bis er eines Tages den Marktmeister Friederich von Rodenkirchen verletzt und beschuldigt wird, vom Teufel besessen zu sein. Bei dem verzweifelten Versuch, ihr Pferd zu retten, gerät Anna selbst in den Verdacht, eine Hexe zu sein...
Mit einem blauen und einem braunen Auge fällt der Rappe Christopherus auf. Besitzerin Anna ist dennoch stolz auf ihr ungewöhnliches Pferd. Nur dank seiner Hilfe kann die junge Waise den kleinen Acker vor der Stadt bestellen, den ihr Vater hinterlassen hat. Mit dem kargen Ertrag können Anna und ihre Großmutter eben überleben. Doch dann verletzt Christopherus den Marktmeister. Das verängstigte Tier wird von der tobenden Bevölkerung zum Turmmeister gebracht, der überzeugt ist, der Teufel sei in das schwarze Pferd gefahren. Anna selber wird der Hexerei bezichtigt. Christopherus droht der Scheiterhaufen, und auch Anna sieht sich der Gefahr eines Hexenprozesses ausgeliefert. Denn ihre Nachbarin hat die Anklage des Mobs bekräftigt und klagt über Schadenszauber, der von Anna ausgegangen sei. Zusammen mit dem jungen Kaufmannssohn Daniel kämpft die junge Frau gegen die unglaublichen Anklagen.
Todesurteile gegen Tiere
Nur wenig ist bekannt, dass im ausgehenden Mittelalter nicht nur angebliche Hexen auf dem Scheiterhaufen landeten, sondern etliche Tiere aus nichtigen Gründen bezichtigt wurden, der Teufel sei in sie gefahren und ihr Leben am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen ließen. Vielfach waren diese Tierprozesse Ersatz für die immer weniger werdenden Prozesse gegen Menschen. Das Volk verlangte nach schaurigem Schauspiel und war nur zu gerne bereit, auch den gewaltsamen Tod eines Tieres mitzuverfolgen. Vor diesem Hintergrund hat Astrid Frank ihren Roman angesiedelt. Dass sie sich dabei eines Stereotyps bedient, ist allerdings schade. Denn vor dem geschilderten Hintergrund wäre auch ein braunes oder weißes Pferd ohne zweifarbige Augen gefährdet gewesen. Christopherus wird als schwarzer Hengst mit zweifarbigem Blick und einem Pentagramm-förmigen Wirbel beschrieben - also alles Eigenschaften, die in der überhitzten Hexenverfolgung schnell dem Teufel zugeschrieben worden wären. Die Fülle dieser Attribute kommt jedoch einer Übertreibung gleich, die den eigentlichen Ansatz des Buches, nämlich über ein für heutige Menschen abstruses Kapitel der Prozessführung zu berichten, in den Hintergrund drängt und die Glaubwürdigkeit mindert.
Die Jugend ansprechen
Konzipiert ist der Roman von Astrid Frank als Jugendbuch. Das wird auch deutlich durch den weitgehenden Verzicht von sexueller Gewalt gegen die Protagonistin Anna, die als attraktive junge Frau jedoch den Nachstellungen des Turmmeisters und dem Neid der Nachbarin ausgesetzt ist. Auch hier bedient sich die Autorin leider einiger Klischees und überzeichnet die beteiligten Charaktere. Dadurch bleiben die Figuren sehr oberflächlich und dadurch eher spannungslos. Es gelingt der Autorin nicht, über eine vor sich hin plätschernde Geschichte hinaus zu kommen - die Spannung fehlt über weite Strecken, und der Verlauf ist zumindest in den ersten zwei Dritteln des Buches so vorhersehbar, dass der Lesegenuss denn doch erheblich leidet. Spannung und unerwartete Wendungen gibt es jedoch gegen Ende des Buches, was den Roman "rettet" . Auch der teilweise unerwartete Ausgang des Romans vermag den Gesamteindruck positiv zu beeinflussen.
Ein Buch für Pferdefreunde
Ganz klar ist Das Pferd des Teufels auf das Faible junger Mädchen für Pferdebücher ausgelegt. Dennoch legt es eine historisch wenig bekannte und doch interessante Begebenheit vor und führt in die Welt der Tierprozesse ein. So kann der sorgfältig recherchierte Bereich des Buches, nämlich die "Rechtsprechung" des ausgehenden Mittelalters durchaus auch historisch interessierte Erwachsene ansprechen. Die relativ einfache aber klar strukturierte Sprache passt zur Auslegung des Buches als Jugendbuch, wird aber auch vom erwachsenen Publikum nicht als unangenehm empfunden. Der sehr einfach gestrickte Plot hingegen dürfte zu Ernüchterung führen, weshalb all jene Leserinnen und Leser, die Romane mit Tiefe vorziehen, hier nicht auf ihre Kosten kommen dürften.
Astrid Frank, -
Deine Meinung zu »Das Pferd des Teufels«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!