Der Kreuzritter - Das Erbe

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
  • Heyne, 2001, Titel: 'Arvet efter Arn', Originalausgabe
Der Kreuzritter - Das Erbe
Der Kreuzritter - Das Erbe
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Carsten Jaehner
911001

Histo-Couch Rezension vonJul 2010

Lohnenswerter vierter Teil der Kreuzritter-Trilogie

Kurzgefasst:

In der siegreichen Schlacht gegen die Dänen bei Gestilren verlor Arn Magnusson sein Leben, doch sein Enkel Birger führt dessen Erbe fort und steigt zu einem der mächtigsten Männer des Landes auf. Eine Reise durch das finstere Mittelalter, an dessen Ende die Gründung Schwedens steht.

 

Nach der erfolgreichen Schlacht bei Gestilren, bei der der Held des Landes, Arn Magnusson sein Leben ließ, tritt sein Enkel Birger, der in der Schlacht sein Fahnenträger war, allmählich in den Vordergrund der Folkungersippe. Neben den Folkungern gibt es im entstehenden schwedischen Reich noch die Eriker und die Sverker, doch gibt es noch kein geeintes Schweden, was der Traum Arns gewesen ist.

Birger ist ein kluger Junge, der aufgrund seiner Ausbildung Lesen und Schreiben kann, und das sowohl in seiner Heimatsprache als auch in der Kirchensprache Latein, was ihm noch zum Vorteil gereichen wird. Während im Land die Zeit der vier Witwen beginnt, die das eigentliche Sagen im Land haben, bekommt Birger den Auftrag, Knut Holmgeirsson, einen Eriker, in der Kampfeskunst auszubilden, obwohl der älter ist als er und eigentlich sein Feind. Doch die Rechnung des Königs geht auf, und die beiden werden während des aufgezwungenen Jahres Freunde.

Während Birger in seiner Karriere immer weiter aufsteigt und zum gefragten Berater und Krieger wird und immer mehr in die Fußstapfen seines Großvaters schlüpft, verschieben sich das eine ums andere Mal die Machtverhältnisse im Reich, und wer auch immer welche Fäden zieht, so steht am Ende die Gründung des Königreichs Schweden. Doch dafür gilt es noch so manche Schlacht zu schlagen und so manchen Feind zu besiegen...

Spannende Erzählweise

Soll man eine erfolgreiche Trilogie um einen vierten Roman ergänzen? Es gibt genügend Beispiele, bei denen das nicht funktioniert hat. Bei Jan Guillous Kreuzritter-Reihe kann man sagen: Es kann auch klappen. Der Kreuzritter - Das Erbe ist ein gelungener Abschluß einer spannenden und interessanten Reihe um die Gründung des Königreichs Schweden, die man jedem interessierten Leser von historischen Romanen nur ans Herz legen kann.

"Die Geschichte kennt ihn unter dem Namen Birger Jarl" ist der Satz, der den dritten Roman und somit die Trilogie beendete, jedoch ließ den Autor die Geschichte nicht los, und nachdem er festgestellt hatte, dass die Geschichte Birgers in Schweden unbekannt war, formulierte er diesen Satz zu einem 580 Seiten starken Roman aus, den man allerdings auch lesen kann, ohne seine Vorgänger zu kennen. Kennt man die Trilogie, versteht man jedoch einige Zusammenhänge leichter.

Guillou erweist sich von der ersten Seite an als launiger Erzähler, der es versteht, den Leser in die Geschichte einzuführen und ihn durchweg durch seine Erzählweise bei der Stange zu halten. Jederzeit ist der Leser im Bilde, und Guillou kann auch die kompliziertesten Zusammenhänge logisch, einfach und launisch erzählen, so dass man sich nie auf verlorenem Posten fühlt. Alle Figuren werden sinnvoll eingeführt, charakterisiert und entsprechend schnell oder langsam durch einen schnellen oder langsamen Tod wieder aus der Handlung genommen.

Ehre und Treueeide als wichtigste Werte

Die Schlachten, die notwendigerweise geführt werden, werden zwar taktisch, nicht aber in ihrer endgültigen Brutalität geschildert, und nur, wenn es wichtig, zu erzählen, wie der Kopf mit dem Schwert abgetrennt wurde, wird dies auch beschrieben. Überhaupt bestimmen mehr Taktik und Politik das Geschehen als blutige Schlachten, wenngleich diese natürlich unumgänglich sind. Was auch immer an Handlung passiert, Gillou bringt es dem Leser durch seine Erzählweise so nahe, als säße man direkt mit am Verhandlungstisch oder schärfe direkt am Schlachtfeldrand sein eigenes Schwert.

Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht Birgers erzählt, man erfährt seinen Werdegang und seine Gedanken, im Guten wie im Schlechten. So behält man als Leser immer den Durchblick, wenngleich nicht mit einigen Überraschungen gespart wird. Wer Freund ist und wer Feind, das kann sich schnell ändern, und Familienpolitik, Ehre und Treueeide bestimmen das Leben in Skandinavien. Diese "alten" Werte, die heute bisweilen verloren gegangen sind, bilden die Grundlage der gesamten Handlungen, und man liest dies mit einer Faszination, die fremde Dinge gelegentlich auf einen ausüben können. Die Stimmung der Zeit ist hervorragend erfasst, und so entsteht ein umfassendes Bild der Zeit.

Packende Handlungen

Dass letztlich alles durch einige Irrungen und Wirrungen auf die Gründung des Königreichs Schweden hinausläuft, ist von Anfang an klar und daher nicht überraschend, aber der Weg dorthin ist doch spannend und lesenswert. Wie Kirche und Jarls, Könige und Soldaten denken und handeln, sich Völker vereinen und entzweien, Freunde zu Feinden werden und Familien sich entzweien und doch zusammenhalten, das ist Leben pur und packt den Leser. Auch wenn bei manchen Königstoden nicht klar ist, warum sie in so frühen Jahren das zeitliche gesegnet haben, ist das letztlich nicht so interessant, denn tot ist tot, und es gilt, seine Leute für die Nachfolge zu positionieren, was unterm Strich mehr Aufmerksamkeit und Geschickt benötigt als eine Trauerfeier um einen toten, gewesenen König. Im Norden denkt man wohl anders als anderswo.

Birger ist die Hauptperson des Romans, und viele andere kommen und gehen, weswegen nicht unbedingt weitere Personen hervorgehoben werden können. Das Land, Birger und die Politik sind die Hauptdarsteller in diesem spannenden Roman, der allerdings nie mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt. Ergänzt wird der Roman durch eine Karte des Schwedischen Reiches um 1250 zu Beginn des Romans, sowie einem lesenswerten Kommentar des Autors zu seinem Roman und ein paar Anmerkungen zu Orten des Romans. Bleibt zu hoffen, dass Jan Guillou wirklich eines Tages einen Roman über Gustav Vasa schreibt, wie er in seinem Nachwort andeutet. Dass er neben seinen Coq Rouge-Thrillern auch ein Meister des historischen Romans ist, hat er mit seinen vier Kreuzritter-Romanen eindrucksvoll bewiesen, und gerne wird man wieder historische Romane aus seiner Feder lesen. Einzig der Verlag sollte in Bezug auf Rechtschreibung gerade in der ersten Hälfte des Romans etwas mehr Sorgfalt walten lassen.

 

Der Kreuzritter - Das Erbe

Jan Guillou, Heyne

Der Kreuzritter - Das Erbe

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