Das Mysterium des Himmels
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2010
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- Gmeiner, 2010, Titel: 'Das Mysterium des Himmels', Originalausgabe
Ein auf ganz eigene Weise faszinierender Keltenroman
Kurzgefasst:
Das Land zwischen Rhein, Donau und Alpen ist altes Keltenland. Vor 2.300 Jahren kommt der Hirte Ekuos mit seinen Schafen aus den Bergen ins Tal. Ein Auserwählter, der das "zweite Gesicht" besitzt. Er hat Himmelsbilder gesehen, die er nicht deuten kann. Ekuos will den Weisen von den Erscheinungen am Firmament berichten, doch das Schicksal seines Bruders zwingt ihn zu einer langen Reise, an dessen Ende sich die alte Prophezeiung vom Einsturz des Himmels auf schreckliche Weise bewahrheiten soll...
Worum geht es eigentlich? Der Roman spielt etwa 300 v. Chr. in Europa, in einer Gegend, die heute in Bayern liegt und Chiemgau genannt wird. Es ist die Eisenzeit, das geheimnisvolle Volk der Kelten lebt in dieser Gegend. Ekuos ist der Hirte seiner Sippe und gleichzeitig ein Seher. Ihm ist eine Karriere als Weiser vorausbestimmt, dennoch kann er sich dieser kontemplativen Tätigkeit nicht widmen, denn Unbekannte haben seinen Bruder entführt. Also macht er sich mit seinem Begleiter Matu auf die Suche. Seine Visionen leiten ihn dabei. Doch diese Visionen zeigen ihm auch noch etwas anderes: Bilder am Himmel, die er, der den Himmel sehr genau beobachtet, nicht entschlüsseln kann. Also dient die Suche nach seinem Bruder gleichzeitig auch der Suche nach Erklärungen für seine Visionen des brennenden Himmels.
Gegen die Industrialisierung
Hat man das Buch beendet, hat man das Gefühl, als trete man aus einem dunklen feuchten Wald wieder ans Tageslicht. Ekuos und seine Gruppe durchstreifen diese Art Wälder einen Großteil der Handlung mit ungewissen Zielen. Ungemütlich scheint die Atmosphäre, selbst wenn die Gruppe größere Ortschaften erreicht. Denn Gardein beschreibt die Geschehnisse fast immer aus Ekuos´ Sicht. Er ist eine Art Priester, der mit den "Normalsterblichen" nicht viel zu tun haben will. Er möchte nie lange in größeren Menschenansammlungen verweilen. Die frühe Form der Industrialisierung, der Bergbau, ist ihm zutiefst zuwider, denn sie verletzt die Mutter Erde. So fühlt auch der Leser, dass Städte und Grubenlöcher der Natur schaden - es hat sich nichts geändert in den vergangenen 2300 Jahren. Auch nicht, dass der Hauptverantwortliche für den Raubbau an der Natur ebenfalls der Hauptverantwortliche für das Verschwinden von Ekuos´ Bruder ist. Ekuos und seine Reisegruppe pendeln zwischen schmutzigen Städten, feuchten Wäldern, geheimnisvollen religiösen Ritualen und Menschen, die ihr Anliegen verstehen oder ablehnen. Aber Freunde oder gar menschliche Nähe, also das, was eigentlich die Triebfeder von Geschichten ist, gibt es nicht oder nur selten.
Auf der Suche
Das Buch geht von der Prämisse aus, dass das Chiemgau etwa im Jahr 300 vor Christus von einer Naturkatastrophe heimgesucht wurde: einem Kometeneinschlag. Eine Zeit lang hielt sich diese Hypothese - immerhin lange genug, um Romane darüber entstehen zu lassen -, doch die Fachwelt hat diese Theorie, die überwiegend von Hobby-Archäologen aufgestellt wurde, immer abgelehnt. Trotzdem gibt ein solches Szenario einen potenten Hintergrund für eine Geschichte ab, die von der Suche eines spirituellen Mannes nach dem Sinn seines Lebens und seinem Platz in einer Welt, die sich starken Veränderungen unterzieht, handelt.
Uwe Gardein hat kein Buch für einen beschaulichen Wohlfühl-Leseabend geschrieben. Dazu ist das Thema zu esoterisch aufgearbeitet und zu schwer zu durchschauen. Die Erzählweise ist durch große Auslassungen charakterisiert, Dialoge finden selten statt, und wenn, dann sind sie kurz und durch das gekennzeichnet, was nicht ausgesprochen wird. Dennoch ist Gardein ein auf ganz eigene Weise faszinierendes Buch gelungen, das sich mit dem Volk der Kelten aus anderer Sichtweise befasst und gleichzeitig ein wenig süddeutsches Lokalkolorit einfängt. Wer einen Keltenroman mit Stammesfehden und Schlachtengetümmel erwartet, wird enttäuscht. Er bekommt stattdessen einen Blick auf eine alte Kultur quasi von innen heraus, durch die Augen eines "Geistlichen".
Uwe Gardein, Gmeiner
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