Das Geheimnis der Krähentochter

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2010
  • 5
  • Gmeiner, 2010, Titel: 'Das Geheimnis der Krähentochter', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
871001

Histo-Couch Rezension vonJul 2010

In die Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs eintauchen

Kurzgefasst:

Der Schwarzwald im Jahre 1636: Ein abgeschiedenes Tal wird von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erreicht. Eine Gruppe von Söldnern überfällt den Petersthal-Hof, mordet und verschwindet wieder im Dunkel der Wälder. Es gibt nur eine überlebende: die Magd Bernina. Sie wird von einer Frau gerettet, die in der ganzen Gegend als Hexe verschrien ist und nur die "Krähenfrau" genannt wird. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem geheimnisvollen Bild, das Bernina in den Trümmern des abgebrannten Hofes findet? Bald steht die junge Frau nicht nur vor dem Rätsel der Zeichnung, sondern auch vor der Entscheidung zwischen zwei Männern...

 

Bernina ist entsetzt. Nur knapp entgeht sie dem Schicksal, das alle anderen Mitglieder des Petersthal-Hofes dahinrafft. Die geheimnisvolle Krähenfrau Cornix nimmt das verstörte Mädchen auf und pflegt es gesund. Als Bernina den attraktiven Gaukler Anselmo kennen lernt, folgt sie ihm gegen Cornix' Rat. In Anselmos Truppe ist sie willkommen. Nur die alte Seherin Rosa lehnt Bernina ab. Sie warnt die Truppe, das Mädchen bringe Unglück. Da geraten die Freunde in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Bernina begegnet dem charismatischen Heerführer Jakob von Falkenberg und fühlt sich auf eine seltsame Weise mit ihm verbunden.

Grauenvolle Bilder

Oliver Becker erspart seinen Leserinnen und Lesern die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges nicht. Bildhaft beschreibt er Schlachtszenen und das Sterben hunderter Soldaten. Der Autor geht dabei dicht ans Geschehen, lässt Bernina als Helferin des Feldarztes die Sinnlosigkeit des Sterbens fühlen. Es ist aber nicht nur das Kriegsgeschehen, das diesem Buch eine düstere Schwere verleiht. Auch die im Dunkeln liegende Vergangenheit von Bernina und eine geheimnisvolle Zeichnung lasten schwer auf dem Geschehen. Dadurch schafft Oliver Becker eine Atmosphäre, die der Zeit - der Dreißigjährige Krieg fand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts statt - durchaus angemessen ist und sehr gut aufzeigt, unter welchen Umständen die Menschen in den Kriegsjahren leben mussten.

Interessante Charaktere

Gelungen sind dem Autor die meisten seiner Charaktere. Einzig Bernina bleibt farb- und konturlos. Sie ist eine wunderschöne junge Frau, die immer wieder von anderen aus heiklen Situationen gerettet wird. Nicht einmal die sie ständig umgebenden Krähen oder das dunkle Geheimnis, das über ihrer Herkunft liegt, vermag ihr Gewicht zu geben. Ganz anders die übrigen Beteiligten. Sie sind sehr schön ausgearbeitet und gruppieren sich zu einem faszinierenden Bild. Damit zeigt der Autor, dass er die erzählerische Dichte nicht nur auf das Geschehen, sondern auch auf die Figuren erstrecken kann.

Einige Längen

Die Story überzeugt, zumindest weitestgehend. Es schleichen sich im Laufe des Geschehens einige Längen ein, die bewältigt werden müssen. Doch Oliver Becker überschreitet hier nie die Grenze zwischen Länge und Langeweile. Rechtzeitig führt er wieder zurück ins Geschehen, steigert das Tempo und lässt mitfühlen und mitleiden. Angenehm ist, dass der Autor sich fast vollständig auf seine Hauptgeschichte konzentriert, also auf die Pflege mehrerer Erzählstränge verzichtet und dadurch die Leser sehr nahe bei den Hauptprotagonisten sein lässt.

Etwas weniger überzeugend ist leider die Auflösung des Geheimnisses. Sie kommt etwas plötzlich und wird auf knappem Platz abgehandelt, ohne dass die Protagonistin etwa ihre Herkunft wirklich erfassen kann. Hier scheint entweder ein "Cliffhanger" produziert worden zu sein oder es gab eine Seitenbeschränkung, die der Autor zu sprengen drohte. Das schnelle Ende passt zudem nicht ganz zu den üppigen Schilderungen des Geschehens auf dem Schlachtfeld.

Vermag sich abzusetzen

Wenngleich Das Geheimnis der Krähentochter nicht ganz ohne Mainstream-Elemente auskommt, so setzt sich der Roman dennoch wohltuend von der breiten Masse der historischen Romane ab. Die Beschreibung des Dreißigjährigen Krieges alleine ist es schon wert, sich näher mit diesem Roman auseinander zu setzen. Die anderen Elemente vermögen nicht alle ganz mitzuhalten, stehen aber auf jeden Fall für eine gute Unterhaltung.
Ein Plus ist gibt es für die schöne Gestaltung des Taschenbuchs, das passende Lesezeichnen und die gut lesbare Schrift.

 

Das Geheimnis der Krähentochter

Oliver Becker, Gmeiner

Das Geheimnis der Krähentochter

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