Die Rache der Königinnen
- Piper
- Erschienen: Januar 2010
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- Piper, 2010, Titel: 'Die Rache der Königinnen', Originalausgabe
Vom Hass zweier Königinnen und der Treue eines Gefolgsmannes
Kurzgefasst:
Ende des 6. Jahrhunderts: Die westfränkische Königin Brunichild sinnt auf Rache, nachdem ihr Gemahl einem Anschlag seines Bruders Chilperich zum Opfer gefallen ist. Und auch ihr kleiner Sohn ist in Gefahr, denn nun steht er Chilperichs Machtstreben im Weg. Ihre gefährlichste Feindin ist jedoch ihre Schwägerin Fredegund, die unzählige Ränke schmiedet. Brunichild treu zur Seite steht ihr langjähriger Vertrauter Wittiges, der im Frankenreich zu Macht, Ehre und Reichtum gekommen ist. Dann aber verliebt sich die Königin sich in den ältesten Sohn ihres Erzfeindes. Wird der enttäuschte Wittiges für seine einstige Liebe alles aufs Spiel setzen, was er bisher erreicht hat?
Die Geschichte um Königin Brunichild und ihre Schwägerin und Widersacherin Fredegund geht weiter. Eva Maaser erzählt im zweiten Band um das westfränkische Königshaus im 6. Jahrhundert, wie sich Brunichild nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes, König Sigiberts an die Macht klammert und Austrasien für ihren Sohn Bertho führt. Dies zum Missfallen ihres Schwagers Chilperich, der, nicht zuletzt von seiner Frau Fredegund aufgehetzt, nach der Macht im ganzen Frankenreich trachtet. Zwischen den beiden Königinnen tobt ein erbitterter Kampf, der auch nicht vor Krieg und der Vernichtung des Volkes Halt macht. Doch bildet die königliche Fehde nur den äußeren Rahmen zur eigentlichen Geschichte des Romans: Das Leben von Wittiges, der Brunichild treu ergeben ist. Obwohl er sich vielen schwierigen Missionen ausgesetzt sieht und auch viele Opfer bringen muss, steht er treu zu der von ihm verehrten Königin.
Schön erzählt
Eva Maaser kann mühelos an den ersten Roman Die Fehde der Königinnen anknüpfen, der von starken Bildern und einer schönen Sprache lebt. Die Figuren sind so lebendig, dass sich die Geschichte schon nach wenigen Seiten weiterspinnt, auch wenn zwischen den beiden Romanen einige Zeit vergangen ist. Allerdings zeigt sich hier auch eine leichte Schwäche von Die Rache der Königinnen. Wer den ersten Teil nicht gelesen hat, wird immer wieder über Situationen stolpern, die das Wissen um das Schicksal der Personen in Die Fehde der Königinnen voraussetzt. Zwar bemüht sich die Autorin sichtlich darum, den zweiten Band auch "Neueinsteigenden" zu öffnen, doch bleibt ihnen der tiefe Zauber, der der Geschichte inne wohnt, streckenweise verborgen.
Intensive Gefühle
Die Autorin Eva Maaser versteht sich darauf, starke Emotionen in Bilder zu fassen. Darunter sind beileibe keine rührseligen Liebesszenen gemeint, sondern Momente, in denen sich die Protagonisten Situationen ausgesetzt sehen, die sie zutiefst aufwühlen. Besonders Wittiges scheint vom Schicksal gebeutelt. Er muss Opfer bringen, die ihm Lebensfreude und Kraft nehmen und seine Gefolgschaft einer von Hass und Ehrgeiz getriebenen Königin in Frage stellen. Doch ist es nicht nur Wittiges, der von den Gefühlen hin und her geworfen wird. Eva Maaser dringt mühelos in die Tiefen der Gefühle der beiden Königinnen vor und macht sichtbar, welche Erlebnisse zu welchen Handlungen führen. Dies bettet die Autorin sehr geschickt in die überlieferten Fakten jener Zeit ein und lässt eine Vielzahl verbürgter Persönlichkeiten auftreten.
Hervorragend gelöst
Auch sprachlich steht Die Rache der Königinnen dem ersten Band in nichts nach. Sorgfältig geht Eva Maaser mit der Sprache um, setzt Akzente, geht aber nicht über eine Grenze, die die Lesbarkeit in Mitleidenschaft ziehen würde. So lädt sie von der ersten Zeile dazu ein, in die Geschichte einzutauchen und den Handlungen bis zum Schluss zu folgen, ohne dass je das Gefühl aufkommen würde, zu ermüden und der Sache überdrüssig zu werden. Gerade bei einer doch recht faktentreuen Romanhandlung ist dies kein leichtes Unterfangen.
Mit Die Rache der Königinnen überzeugt Eva Maaser und legt einen Roman vor, der besser als jeder Geschichtsunterricht die Zänkereien um die fränkischen Teilstaaten im 6. Jahrhundert schildert. Dabei stellt die Autorin zwar einen Sympathieträger, nämlich Wittiges, ins Zentrum, sie verzichtet aber darauf, die eine oder andere Seite der rivalisierenden Königinnen in ein verklärendes beziehungsweise zu düsteres Licht zu stellen. Sie gesteht sowohl Brunichild als auch Fredegund menschliche Schwächen zu und macht sichtbar, von welchen Gefühlen die beiden geleitet werden.
Es ist zu hoffen, dass Eva Maaser die Ankündigung, die Geschichte in einem dritten Teil weiterzuspinnen, tatsächlich wahr macht. Nicht nur die Geschichte von Brunichild und Fredegund, auch jene von Wittiges und seiner Familie ist noch nicht ganz zu Ende erzählt.
Dem Buch - leider vorerst nur als Taschenbuch vorliegend - eine besondere Note verleiht auch der Verlag. Ein haptisches Cover, das umfangreiche Personenverzeichnis und eine Karte der fränkischen Teilstaaten im 6. Jahrhundert sowie die abschließenden Erläuterungen der Autorin bereichern den Roman zusätzlich und machen das Buch zu einem hochwertigen Erlebnis. Einzig mit dem Titel hat man nicht ganz eine glückliche Hand bewiesen - von einer Rache der Königinnen ist in diesem Roman wohl kaum die Rede.
Eva Maaser, Piper
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