Das Buch der Sünden

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2010
  • 9
  • Rowohlt, 2010, Titel: 'Das Buch der Sünden', Originalausgabe
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Birgit Stöckel
821001

Histo-Couch Rezension vonAug 2010

Odos Rache

Kurzgefasst:

Im Jahre 845 bringen die Normannen den Tod nach Paris. Die Mörder kommen über die Flüsse: Am Morgen besetzen 120 Drachenboote die Seineinsel, am Abend sind die Straßen mit Leichen übersät. Brandgeruch liegt in der Luft. Hilflos muss der junge Odo mit ansehen, wie sein Vater getötet und seine Mutter verschleppt wird. Er schwört Rache. Jahre später fällt ihm im Kloster Sankt Gallen eine Schrift in die Hände: Das Buch der Sünden. Es prophezeit den Untergang der heidnischen Welt sobald die sieben Todsünden gesühnt sind. Besessen von der Idee, dieses Werk zu verrichten, macht sich Odo auf den Weg nach Norden. In die gottlose Stadt der Wikinger, nach Haithabu...

 

Paris im Jahre 845: Der junge Odo erlebt den Angriff der Normannen auf Paris und verliert dadurch beide Eltern. Aufnahme findet er in einem Kloster und erfährt schließlich von einem geheimnisvollen Buch, "Die wahrhaftige Offenbarung", das ihm einen Weg zur Rache eröffnet: Wenn er es schafft, die sieben Todsünden zu vernichten, dann wird er nicht nur Gottes Reich auf Erden errichten, sondern auch den Tod seiner Eltern sühnen. In Haithabu beginnt er mit seinem Rachefeldzug, denn gerade die "Barbaren" verkörpern für ihn die Dämonen der Todsünden.

In Haithabu lebt auch Helgi, der Sohn des Schmiedes Einar, der wenig Interesse für das Handwerk seines Vaters zeigt, aber dafür umso mehr für die Sklavin seines Nachbarn, auch wenn diese vom Gesetz her für ihn tabu ist. Nach und nach wird er in die Ereignisse um Odo mit hereingezogen und sein Leben nimmt einige unerwartete Wendungen...

Eine Reise in die Zeit der Wikinger

Axel S. Meyer ist mit seinem Erstling Das Buch der Sünden ein interessanter, spannender und informativer Roman gelungen. Besonders Odo ist eine sehr faszinierende Persönlichkeit, denn auch wenn er durch seine grausamen Rachetaten der eigentliche Bösewicht der Geschichte ist, so weiß man doch als Leser, warum er diesen Weg eingeschlagen hat und es ist fesselnd mitzuverfolgen, wie er immer tiefer in seinen Wahn hineingerät und langsam alles Menschliche verliert. Helgi, dem zweiten Protagonisten, ist eindeutig die Rolle des "Guten" zugedacht und die erfüllt er auch vollkommen. Rasch gewinnt er die Sympathien des Lesers und man folgt ihm gerne durch die Geschichte, allerdings hätten ihm ein paar Ecken und Kanten mehr gut getan. So bleibt er ein wenig blass und immer wieder hat man das Gefühl, ihn nicht richtig greifen zu können. Zudem wirkt er ab und an etwas unbeholfen und erweckt ein paar Mal den Eindruck, eher durch die Abenteuer zu stolpern, als sich aktiv am Geschehen zu beteiligen.

Gut gelungen ist die Darstellung des religiösen Konflikts zwischen dem aufkeimenden Christentum und dem alten Götterglauben. Meyer zeigt seinen Lesern, wie zerstörerisch religiöser Fanatismus sein kann, was Hass, Vorurteile und Unverständnis auslösen können, aber auch, dass ein friedliches Miteinander und sogar Freundschaften zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens mit Toleranz und Interesse am anderen problemlos möglich sind. Interessant und informativ ist auch das tägliche Leben der damaligen Zeit beschrieben, man bekommt als Leser einen guten Einblick in die täglichen Sorgen und Nöte der Menschen und in den Stellenwert der Religion und des Glaubens an Odin. Stutzig macht allerdings die Erwähnung von Baumwollwäsche, denn diese war zu der Zeit in dem Kulturkreis noch nicht verbreitet.

Nichts für schwache Nerven

Die Geschichte an sich ist gut durchdacht und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf, auch wenn einige Male doch der Zufall zu Hilfe kommen muss, damit auch alle Protagonisten die eine oder andere Situation überleben und somit im weiteren Verlauf weiter agieren können, bis zum spannenden Finale, das allerdings nur knapp daran vorbeikommt, übertrieben zu wirken.

Zartbesaitete Leser seien an dieser Stelle gewarnt, denn es geht durchaus blutig zur Sache. Bereits auf den ersten Seiten, auf denen die Schlacht um Paris tobt, geht es deutlich zur Sache und es fließen Ströme von Blut. Auch im weiteren Verlauf kommt es zu Schlachten und Odos Rachefeldzug mit dem Töten der Dämonen ist alles andere als ein unblutiges Vergnügen. Doch die Zeiten waren nun einmal rau und, um den Autor selbst zu zitieren, "sie haben sich nicht mit Laub beworfen". Demzufolge schildert Meyer die Geschehnisse in einer deutlichen und schonungslosen Sprache, ohne dabei in billige Effekthascherei zu verfallen, und das Buch besteht ja auch nicht nur aus Gemetzel.

Insgesamt ist Das Buch der Sünden eine spannende, komplexe Geschichte, die beim Lesen Spaß macht und allen Freunden des historischen Romans, die auch mal deftigere Szenen mögen und sich für die Zeit der Wikinger interessieren, vorbehaltlos empfohlen werden kann.

Abgerundet wird dieses Werk durch ein sehr schönes Cover, bei dem sich der Rowohlt-Verlag wirklich Mühe gegeben hat, einer dem Buch vorangestellten Karte und einem Nachwort des Autors sowie die den einzelnen Abschnitten vorangestellten Zitate aus der Offenbarung des Johannes.

Das Buch der Sünden

Axel S. Meyer, Rowohlt

Das Buch der Sünden

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