Im Tal der roten Zedern

Kurzgefasst:

Lara Langdon ist in ihren australischen Heimatort Cedartown zurückgekehrt und geht einem Familiengeheimnis nach, das sich um ihren Vater rankt. Auch ihre Tochter Dani, erfolgreiche Graphikerin, folgt ihr dorthin, um sich endlich eine kreative Auszeit zu nehmen. Als Dani ein altes, abgeschiedenes Haus am Fluss bezieht, stößt sie zufällig auf die Lebensgeschichte der legendären Pionierin Isabella Kelly - und findet ihre große Liebe.

Das Verknüpfen von mehr als zwei tragenden Zeitebenen in einem Roman kann nur in Ausnahmefällen gut gehen. Im Tal der roten Zedern ist keiner dieser Ausnahmefälle. Die australische Autorin Di Morrissey erzählt parallel die Geschichte der Pionierin Isabella Kelly, die im 19. Jahrhundert vor allem gegen Neid und Missgunst einer männlichen Nachbarschaft anzukämpfen hatte, dann bewegt sie sich in einem Zeitfenster zu Beginn des zweiten Weltkriegs und schließlich wendet sie sich dem 21. Jahrhundert zu. Während von Anfang an klar ist, dass die Protagonisten der beiden jüngeren Zeitebenen durch familiäre Bande verbunden sind, tappt man bezüglich Isabella Kelly weitgehend im Dunkeln. Außer, dass die Hauptprotagonistin Dani sich malerisch an die Aufarbeitung von Isabellas Geschichte macht.

Auf der Suche nach den Wurzeln

Der rote Faden des Romans ist der Wunsch Laras - Danis Mutter - ihren familiären Wurzeln nachzuspüren. Dadurch wird Dani auf ein wunderschönes Flusstal aufmerksam, wo sie sich nach kurzem Zögern ein altes, romantisches Haus mietet. Dies nicht unbedingt zur Freude von Sohn Tim, der zunächst lieber in Sidney geblieben wäre. Auch Lara kehrt zurück ins Tal, und kann das Haus ihrer Großeltern übernehmen, dessen neue Besitzer sich auf eine mehrmonatige Reise begeben wollen. Hier wird schon offenbar, wie einfach Im Tal der roten Zedern tatsächlich gestrickt ist. Alles fügt sich wunderbar ineinander, die richtigen Menschen begegnen sich zur richtigen Zeit, alles ist gut. Einzig die Pioniergeschichte Isabellas hat Tiefe und Hintergrund. Leider kommt diese jedoch verhältnismäßig kurz.

Sprachlich wenig anspruchsvoll

Ob es wohl an der Übersetzung liegt? Auf jeden Fall kommt Im Tal der roten Zedern sprachlich ungewohnt banal daher. Von Di Morrissey ist man eindeutig Besseres gewöhnt, als das Aneinanderreihen von wenig gehaltvollen Sätzen. Mit über 700 Seiten klotzt das Werk, da hätten etliche Sequenzen gestrichen werden können, ohne dem Ganzen Abbruch zu tun. So dümpelt man auf den üppigen und sich ständig wiederholenden Schilderungen eines nie dagewesenen und unglaublich innovativen Bauprojektes für eine neue Wohnsiedlung, der Malerei Laras und der gesellschaftlichen Bedeutung einzelner Protagonisten herum und hofft, dass die Handlung die Flaute überwinden und endlich etwas Fahrt aufnehmen würde. Das tut sie leider nur beim Part von Isabella, der, wie bereits gesagt, viel zu kurz gekommen ist.

Naives Verhalten

Leider sind die Protagonisten nicht nur sehr seicht geraten, sie verhalten sich teilweise auch so naiv, dass es schon fast ärgerlich wird. Dani, auf der Suche nach sich selbst, zeichnet sich hier besonders durch Oberflächlichkeit aus, obwohl - oder vielleicht auch weil - sie als Hätschelkind der Gesellschaft sofort bei allen im Ort einen Stein im Brett hat. Dass schon von Anfang an mehr oder weniger klar ist, wen Dani zum Schluss des Buches bekommen wird, macht die Geschichte nicht besser.

Besonders den Fans von Di Morrissey dürfte Im Tal der roten Zedern wenig zu bieten haben. Denn die Autorin hat Bücher vorgelegt, die zeigen, dass sie wesentlich mehr kann, als in diesem Werk zum Ausdruck kommt. Schade vor allem um die verpasste Geschichte der Pionierin Isabella Kelly.