Die silberne Burg
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- Erschienen: Januar 2010
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- , 2010, Titel: 'Die silberne Burg', Originalausgabe
Schicksalshafte Begegnung von drei starken Persönlichkeiten mit Geheimnissen
Kurzgefasst:
Sie ist Ärztin, sie ist Jüdin, und sie ist auf der Flucht vor ihrem brutalen Ehemann: Sara hat viele Geheimnisse, die sie vor den Gauklern verbirgt, mit denen sie 1415 den Rhein entlang zieht. Auch der junge Ritter Ezzo schweigt über den Auftrag der ungarischen Königin, der ihn zu den Gauklern geführt hat. Und der irische Mönch Ciaran bewahrt in seiner Harfe das Vermächtnis des Ketzers John Wyclif, das die Kirche unbedingt vernichten will. Alle drei geraten auf dem Konzil von Konstanz in Machtintrigen, die sie in große Gefahr stürzen. Denn sie hüten ein Geheimnis, das die Welt von Kaiser und Papst erschüttern kann.
Als sich Sara, Ezzo und Ciaran begegnen, haben sie bereits eine langen Weg und eine bewegte Geschichte hinter sich. Während die jüdische Ärztin Sara nicht nur ihre Religion verbirgt, sondern auch vor ihrem brutalen Ehemann flieht, trägt Ezzo schwer am Verlust seines Erbes. Ciaran hingegen flieht vor den dunklen Schatten, die die Umstände seiner Geburt über ihm kreisen lassen. Erst in der Geborgenheit einer bunt zusammengewürfelten Truppe von Gauklern können sich die drei ihrem Schicksal stellen und sich auf die Suche nach ihrer persönlichen, silbernen Burg machen - einem Ort, an dem sie zur Ruhe kommen können.
Starke Charaktere
Sabine Weigand hat sich viel vorgenommen. Sie verknüpft in ihrem Roman Die silberne Burg die Lebensfäden von drei ganz unterschiedlichen Figuren miteinander. Dabei wird sie jedem einzelnen Erzählstrang gerecht. Dies, obwohl sie alle drei Protagonisten zu starken Charakteren ausgebildet hat, die sich jeweils einem Schicksal stellen müssen, das sie an ihre Grenzen führt. Gekonnt skizziert sie die willensstarke Jüdin, die sich nichts sehnlicher wünscht, als Ärztin zu sein, den Ritter Ezzo, der in seiner Liebe zu Königin Barbara von Cilli gefangen ist und den unter Mönchen aufgewachsenen Ciaran, der an seiner Herkunft zu zerbrechen droht. Die Autorin wird dabei allen Schicksalen gleichermaßen gerecht und es macht sich nie Unmut breit, wenn sie vom einen Erzählstrang in einen anderen wechselt.
Verschiedene Erzählebenen
Nicht nur die verschiedenen Charaktere, mit denen Sabine Weigand virtuos umgeht, sondern auch die verschiedenen Erzählebenen, die zwischen Ich-Erzählung und Aussenbetrachtung hin und her gehen, üben in Die silberne Burg einen eigenen Reiz aus. Feinfühlig schlüpft Sabine Weigand in die Rolle von Sara, erzählt deren Geschichte durch die Ich-Perspektive und lässt auch eine ganze Palette von Gefühlen zu. Bei den beiden männlichen Protagonisten bleibt Sabine Weigand eher auf Abstand, ohne ihnen jedoch mit Distanz zu begegnen.
Mitreißende Geschichte
Nicht nur das Schicksal der drei Protagonisten, sondern das gesellschaftliche Gefüge, in dem die drei in den frühen Jahren des 15. Jahrhunderts stecken, bilden eine spannende Basis für die mitreißende Geschichte. So zeigt sie einerseits die religiösen Konflikte auf, die zwischen den einzelnen Glaubensrichtungen bestehen, andererseits führt sie auch in gesellschaftliche Normen ein, erklärt Hintergründe zum Konzil in Konstanz und deckt Intrigen am Hofe auf. Dies tut sie in einer solch intensiven Art, dass man sich mitten im Geschehen wähnt.
Sprachlich überzeugend
Wie von Sabine Weigand gewohnt, überzeugt letztlich auch die feine Sprache, in der Die silberne Burg geschrieben ist. Obwohl es teilweise um komplizierte Zusammenhänge geht, schafft es die Autorin, so hinreißend zu erzählen, dass alle die Möglichkeit haben, den Ausführungen zu folgen. Sie verzichtet auf Längen und allzu üppige Schilderungen, kann aber sowohl Bilder als auch Gerüche heraufbeschwören und dem Roman auf diese Weise eine besondere Note verleihen. Eine zusätzliche Bereicherung bilden die eingeschobenen Zitate von berühmten Poeten vergangener Zeiten, die den historischen Charakter des Romans unterstreichen.
Sehr schöne Aufmachung
Wie die Autorin hat auch der Verlag sein Bestes getan, dem Buch gerecht zu werden. Illustrationen, ein umfangreiches Glossar, die Erläuterungen der Autorin sowie Pläne bereichern den Roman in jeder Beziehung. Einzig auf ein Personenregister wurde verzichtet, dies lässt sich aber dank dem guten Aufbau der Geschichte mühelos verkraften.
Nach Die Seelen im Feuer beweist sich Sabine Weigand erneut als Autorin eines in fast allen Belangen herausragenden, historischen Romans. Man darf sich auf weitere Werke aus dieser Feder freuen.
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