Der dunkle Spiegel
- Blanvalet
- Erschienen: April 2020
- 19
- , 2003, Titel: 'Der dunkle Spiegel', Originalausgabe
Begine Almut ermittelt noch etwas verhalten in ihrem ersten Fall
Köln 1376: Almut Bossart ist Begine, eine Frau, die sich dazu verpflichtet ein religiöses Leben außerhalb eines Klosters zu führen. Nachdem ihr Mann früh verstorben ist, kann sie sich so aus den Zwängen befreien, wieder heiraten zu müssen und ist so in der Lage, ein relativ freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Als Jean de Champol im Hause des Weinhändlers Hermann de Lipa erkrankt, werden die Beginen mit ihren Kräuterkenntnissen gerufen, um zu helfen. Wenig später ist der junge Herr tot und der Verdacht der Giftmischerei fällt auf die Frauen des Konvents.
Zu sauberes Mittelalter
Almut, die die Arznei zu dem Kranken gebracht hatte, wird maßgeblich beschuldigt, woran auch ihr loses Mundwerk schuld trägt. Dadurch wird der Inquisitor Johannes Deubelbeiß auf sie aufmerksam und kommt ihr bedrohlich nahe. Ehe jedoch Schlimmeres passiert, erhält Almut unvermittelt Hilfe von Pater Ivo. Können sie gemeinsam den wahren Mörder finden?
Der Roman gibt Einblicke in die Welt des Spätmittelalters, besonders in den klerikalen Bereich. In kleinen Szenen werden nicht nur die Personen lebhaft dargestellt, sondern auch das alltägliche Leben in einer Stadt wie Köln. An einigen Stellen hätte dies aber gerne ausführlicher sein können, denn bisweilen bleibt alles etwas zu perfekt und sauber. Hier und da – um übertragenen und wörtlichen Sinne - ein wenig mehr Dreck oder dunkle Schattierungen hätten sowohl dem Setting als auch den Figuren gut getan. Dabei wäre das für die Autorin Andrea Schachte sicherlich möglich gewesen, denn bei den Schilderungen der Speisen zur Verlobungsfeier von de Lipas Nichte sind die Details so wunderbar beschreiben, dass einem beinahe das Wasser im Munde zusammenläuft. Genau diese Fülle hätte man sich auch bei den anderen Darstellungen bzw. für das ganze Buch gewünscht.
Historisches und Faktisches
Die Ermittlungen beginnen sehr langsam und wirken eher willkürlich oder zufällig, allerdings treiben sie die Geschichte voran und liefern den Anstoß für kommende Handlungen. Dazwischen schleichen sich historisch verbriefte Taten und Personen, die dem Roman Lebendigkeit und Hintergründiges geben. Dass die meisten Figuren frei erfunden sind, wird im Vorwort ebenso erwähnt wie die historischen Fakten.
Ein Personenverzeichnis am Anfang des Buches hilft, den Überblick zu behalten und stimmt mit kleinen Andeutungen und Hinweisen schon mal auf die Geschichte ein.
Fazit
Begine Almut ermittelt hier in ihrem ersten Fall, dem bis heute noch vier weitere gefolgt sind. Der Auftakt bietet eine solide Grundlage, darf sich aber gerne in Komplexität und Lebendigkeit steigern, damit es nicht auf Dauer zu gleichförmig wird.
Andrea Schacht, Blanvalet
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