Die Buchdruckerin
- Schröder
- Erschienen: Januar 2010
- 5
- Schröder, 2010, Titel: 'Die Buchdruckerin', Originalausgabe
Kann Lesen die Welt verändern?
Kurzgefasst:
Straßburg um 1520. Margarethe Prüß hat gegen den Willen der Zunft eine Druckerei geerbt. Als die Reformation die Stadt erreicht, heiratet sie den ehemaligen Mönch Johannes. Doch ihr Mann sieht den Platz einer Frau im Haus. Allen Widerständen zum Trotz kämpft Margarethe für ihr großes Ziel: Jeder soll Bücher lesen dürfen.
Straßburg um 1510: Margarethe Prüß wächst als Tochter eines Buchdruckers mehr in der Druckerei als im Hause, dem Frauen und Mädchen zugewiesenen Platz, auf. Schon sehr früh beginnt sie ihrem Vater bei der Arbeit zur Hand zu gehen. Für den älteren Bruder und die herrschende Konvention ein unerhörter Vorgang. Als Margarethe nach dem Tod des Vaters dann auch noch die Druckerei erben soll, ist dies auch für die Zunft eine Provokation. Doch Margarethe bleibt standhaft und kämpft für ihre Rechte. Die Zunft erlaubt ihr widerwillig, die Druckerei ein Jahr zu führen, sodann muss sie einen Meister heiraten. Gezwungen durch dieses Ultimatum, kann sie den Mann heiraten, den sie seit Jungendzeit liebt. Damit macht sie sich viele Feinde, behält aber das Eigentum an der Werkstatt.
Die Reformation in Straßburg
Doch die Zeiten sind hart und die junge Kunst des Buchdrucks muss sich erst ihren Platz in der Welt erobern. Dazu tragen die Schriften der Männer bei, die später Reformatoren genannt werden. Margarethe druckt diese teils offiziell, teils anonym und handelt sich dabei ein ums andere Mal großen Ärger ein. Zwar herrschte in Straßburg weitgehende Toleranz und Offenheit für neue Ideen, aber die Macht der Kirche ist in diesen unruhigen Zeiten ungebrochen. Insbesondere nach dem Bauernkrieg wandelt sich jedoch auch hier die Haltung des Rates der Stadt. Aber der Wandel des Glaubens ist nicht aufzuhalten und die Menschen ringen um den wahren Glauben. Doch das Schicksal meint es nicht immer gut mit Margarethe und eines Tages steht sie wieder vor dem Verlust der Druckerei. Sie muss erneut heiraten, diesmal den ehemaligen Mönch Johannes. Der jedoch sieht den Platz einer Frau im Haus und nicht in der Werkstatt. Wiederum ist sie gezwungen, für ihren Traum zu kämpfen. Wird sie es erreichen, dass jeder Mensch lesen darf, was er möchte?
Spuren der Vergangenheit durch Fantasie ausgefüllt
Der Roman schildert den Lebensweg der Margarethe Prüß, deren reales Leben nur wenige Spuren hinterlassen hat, von der Jungmädchenzeit an bis zu ihren Tod im Jahre 1542. Verschiedene Männer kreuzen ihren Weg, sie hat mehrere Kinder und durchlebt in geschichtsträchtiger Zeit einige schicksalhafte Wendungen. Das alles ist sehr interessant zu verfolgen, aber leider bleibt Margarethe in all diesem Geschehen fast eine Fremde. Der Charakter der Hauptperson vermag nicht zu fesseln oder gar zu berühren. Es ist schwer zu fassen, woran dies gelegen hat. Der Stil des Romans ist eher spröde und wenig emotional. Auf die innere Entwicklung der Protagonisten wird zugunsten der äußeren Geschehnisse weniger Augenmerk gelegt. Dies mag eine Erklärung sein, warum die Hauptpersonen blass bleiben und nicht wirklich lebensecht werden.
Reformatoren und Täufer ringen um die wahre Glaubenslehre
Ungeachtet dessen entfaltet der Roman einen Spannungsbogen durch das erste zaghafte Aufkommen der Reformation, der Täuferbewegung, der Verbreitung ihrer Schriften und der Entwicklung zu den ganz unterschiedlichen Glaubenslehren. Hierbei kommen Martin Luther und Thomas Murner ebenso zu Wort wie Melchior Hofmann oder Sebastian Franck. Die handelnden Personen geben hierbei einen Rahmen für die Auseindersetzung der Ideen und den Beitrag des Buchdrucks hierzu. Wirklich zu fesseln vermögen sie jedoch leider nicht.
Die Sprache ist flüssig zu lesen und Zitate aus den gedruckten Werken sind stimmig in das Geschehen eingebettet. Die Verbindung der realen Personen mit den fiktiven Charakteren scheint stimmig und gelungen.
Insgesamt ein interessanter Roman aus den Anfänger des Buchdrucks und der Reformation, der trotz der angesprochenen Schwächen gute Unterhaltung geboten und Spaß gemacht hat.
Sabine Weiß, Schröder
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