Im Land der Sümpfe
- Dryas
- Erschienen: Januar 2010
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- Dryas, 2010, Titel: 'Im Land der Sümpfe', Originalausgabe
Ende einer Idylle: der Wendenkreuzzug
Kurzgefasst:
Mitte des 12. Jahrhunderts. Fjäder, die Tochter eines Fischers vom Oberuckersee, und Erik, der Sohn des hiesigen Töpfers, wachsen gemeinsam auf und können sich ein Leben ohne den anderen nicht vorstellen. Doch die Idylle im Land in den Sümpfen, dem nordöstlichsten Winkel des Heiligen Römischen Reichs, ist trügerisch, denn der machthungrige Markgraf Albrecht von Askanien will in einem blutigen Kreuzzug die Wenden zu Christen bekehren. Fjäder und Erik werden auseinander gerissen und für beide beginnt eine jahrelange Irrfahrt.
1147 im Land zwischen Oder und Elbe: Die Fischertochter Fjäder und Erik, der Sohn des Töpfers, warten auf ihre Hochzeit. Die beiden jungen Leute vom Stamm der Ukranen sind sich seit ihrer Geburt versprochen und wie Geschwister aufgewachsen, Fjäder zuletzt sogar in der Familie ihres Bräutigams. Doch das ruhige Leben am Oberucksee ist bedroht: Marktgraf Albrecht von Askanien plant einen Kreuzzug, der Weg nach Jerusalem ist weit und gefährlich und so werden die Wenden das Opfer der gewaltsamen Mission. Bischof Wigger wird mit der Christianisierung der Stämme beauftragt.
Gefangennahme nach der Hochzeit
Für Fjäder und Erik bedeutet der Kreuzzug das Ende ihrer Welt: schwer bewaffnete Kriege dringen in ihr Stammesgebiet ein. Eben noch kann die rituelle Trauung der beiden vollzogen werden, da zieht Erik in die erste Schlacht und wird verletzt. Als die überlegenen Kreuzfahrer das Gebiet der Ukranen einnehmen, werden alle Einheimischen gefangen genommen.
Getrennt und verschleppt
Fjäder und Erik gelingt zunächst ein gemeinsamer Fluchtversuch, der jedoch schnell und brutal beendet wird - die beiden Liebenden werden getrennt. Erik wird mit den anderen jungen Männern als Sklaven nach Haithabu gebracht und dort verkauft, Fjäder mit den anderen Mädchen verschleppt. Als offensichtlich wird, dass sie schwanger ist, bringt man sie mit anderen schwangeren Frauen, die von Kreuzfahrern vergewaltigt wurden, in ein Kloster. Beide, Fjäder und Erik, müssen sich mit einem Leben in Gefangenschaft arrangieren - Erik lebt und lernt bei einem Steinmetz, Fjäder bringt im Kloster den gemeinsamen Sohn zur Welt und soll mit einem Christen verheiratet werden. Doch beide können den Anderen nicht vergessen...
Verwirrende Fülle an Namen, Göttern und Orten
Ivonne Hübners Im Land der Sümpfe beschreibt eindrucksvoll und drastisch den Kulturkonflikt zwischen den christianisierten "Deutschen" und den naturreligiösen Ukranen. Der Anfang, insbesondere der Prolog, macht es dem Leser nicht leicht: Viel zu viele slawischen Namen, Ort und Götter erlauben keinerlei Durchblick und machen die Lektüre zur harten Arbeit. Das ändert sich jedoch schnell, als die eigentliche Handlung in Gang kommt und die Hauptpersonen und ihre Beziehungen klar geworden sind. Die Geschichte wird fesselnd und gewinnt schnell an Fahrt.
Wechselnde Perspektive
Ivonne Hübner erzählt die Geschichte ohne jeden Mittelalter-Kitsch wechselnd aus der Perspektive von Bischof Wigger, Fjäder und Erik. Der Wechsel der Sichtweisen ist manchmal anstrengend, führt aber auch zu einer Rundumsicht des Lesers: gerade Bischof Wiggers Ansichten spiegeln die herrschende Kirchenmeinung der Zeit wider. Spannender und emotional packender sind aber die Teile, die Fjäders und Eriks Geschichten erzählen. Die beiden jungen Ukranen sind plastische Persönlichkeiten, mit denen der Leser gerne mitfiebert.
Ein bisschen viel Geschichtsbuch - aber meist spannend
Die Sicht auf die Historie gerät leider meist zum Schwarzweißbild: Wer gut und edel und wer böse und grausam ist, ist jederzeit absolut klar. Insgesamt hätten es ein paar weniger Details aus dem Geschichtsbuch, weniger Fußnoten und weniger fremdsprachliche Zitate getan, die die Geschichte wenig voranbringen, aber immer wieder den Lesefluss unterbrechen. Gut gemacht ist dagegen der Infoteil am Schluss mit Karte, Glossar und Zeittafel. Auch das sehr offene Ende lässt den Leser etwas ratlos zurück - macht aber Lust auf eine Fortsetzung.
Ivonne Hübner, Dryas
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