Die Hölle an der Ruhr
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- Erschienen: Januar 2010
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- , 1917, Titel: 'Rouletabille chez Krupp', Originalausgabe
Gewitzter Serienheld rettet Paris
Kurzgefasst:
An der Front des ersten Weltkriegs erfüllt der französische Journalist Rouletabille als einfacher "poilu" seine vaterländische Pflicht. Erst ein Geheimauftrag des Nationalen Sicherheitsrats ermöglicht es ihm endlich, seine verborgenen Talente zum Einsatz zu bringen. Kriegsgegner Deutschland hatte den Wissenschaftler Fulber zu Krupp nach Essen entführt, um die Wunderwaffe Titania, ein Riesentorpedo, zu entwickeln und damit den Krieg zu entscheiden. Rouletabille muss das verhindern. Er schleust sich und zwei Freunde "undercover" an die Schlüsselstellen im Ruhrgebiet ein. Sein ausdrücklicher Auftrag lautet, Fulber und seine Familie zu befreien - oder zu töten. Hauptsache, das Geheimnis der Titania fällt nicht in deutsche Hand. Die Aktion scheint zu gelingen. Doch bevor die geplante Flucht nach Holland beginnen kann, ist Rouletabille gezwungen, Fulbers Tochter zu töten. War Sie die echte Nicole? Und wenn nicht, wer ist es dann? Die Handlung überschlägt sich.
Erster Weltkrieg: Ein Höllentorpedo soll Berlin dem Erdboden gleich machen und damit den Krieg beenden. Doch bevor die Maschine gebaut werden kann, entführen die Deutschen Fulber, den Wissenschaftler und geistigen Vater des neuartigen Torpedos. In den Krupp-Werken an der Ruhr sollen Fulber und sein Helfer den Torpedo bauen, um Paris zu zerstören. In ihrer Not wenden sich die französischen Minister an den Journalisten Rouletabille, der sich schon mehrmals als gewitzter Held erwiesen hat. Rouletabille nimmt die Mission an und begibt sich in die Höhle des Löwen.
Naiv aber kreativ
Der Serienheld Rouletabille geht unerschrocken ans Werk. Der französische Autor Gaston Leroux lässt ihn auf eine höchst kreative Art und Weise in die Höhle des Löwen eindringen. Rouletabille gelingt es aber nicht nur, sich selber in die Krupp-Werke einzuschleusen, sondern auch seine beiden Helfer, ohne die ihm die Hände gebunden wären. So unterhaltsam Rouletabilles Handlungsweisen sind, sie scheinen doch da und dort reichlich naiv zu sein. Dass seine Schachzüge dennoch von Erfolg gekrönt sind, ist der Unverdrossenheit des Autors zuzuschreiben, der seinem Helden mit viel Phantasie den Rücken frei hält.
Ein Stück Zeitgeschichte
Mit Die Hölle an der Ruhr wird ein typisches Husarenstück geboten, das jedoch eine große Portion Zeitgeschichte enthält. Interessant nimmt sich etwa der Wettkampf der Nähmaschinenhersteller aus, der einerseits dazu führt, dass Rouletabille sich überhaupt in den Krupp-Werken bewegen kann, andererseits aber auch den Kampfgeist der Industrie im frühen 20. Jahrhundert wiederspiegelt, der zu einem regen Wettbewerb und damit zu einer rasanten technischen Entwicklung geführt hat. Eindrucksvoll gelingt dem Autor die Schilderung der Krupp-Stahlwerke und ihrer Bedeutung sowohl für die Kriegsmaschinerie Deutschlands, als auch für die industrielle Entwicklung.
Liebenswerter Held
Rouletabille ist sozusagen ein Vorgänger von Wallander und Co. Er ist ein Held, der zwar übermäßig gewitzt ist, aber seine persönlichen Befindlichkeiten durchaus zutage treten lässt. Gaston Leroux hat Rouletabille mit allem ausgestattet, was ein Held im ersten Weltkrieg auszeichnete: Unerschrockenheit, Wagemut, Witz, Intelligenz und ein berufliches Umfeld, das ihm Handlungsspielraum gewährt. Als Journalist und Kriegsberichterstatter ist Rouletabille ein Mann, der die Gefahr liebt und ohne Furcht ums eigene Leben seinem Land dient. Doch vermag man aufgrund der ansprechend aufgebauten Geschichte dem Autor die Übertreibung bezüglich seines Helden durchaus verzeihen.
Die Hölle an der Ruhr ist eine gut gemachte, eindrückliche Spionagegeschichte, die mit einer Portion Selbstironie erzählt wird und so die Leser durchaus über die knapp 174 Seiten zu unterhalten vermag. Das Ausblenden von übermäßiger Brutalität lässt den Roman auch für jene Leser interessant werden, die ansonsten Kriegs- und Spionagegeschichten eher abgeneigt sind. So richtig tiefschürfend ist Die Hölle an der Ruhr allerdings nicht.
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