Favoritin zweier Herren
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- Erschienen: Januar 2010
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- , 2010, Titel: 'Favoritin zweier Herren. Zwischen Abendland und Morgenland', Originalausgabe
Interessanter Stoff über ein wenig beachtetes Thema mit ein paar kleinen Schwächen
Kurzgefasst:
Malta 1798. Napoleons Flotte steht vor den Bastionen von Valletta, die stärkste Festung ihrer Zeit. Er ist entschlossen, dem souveränen Militärorden der Malteser den Garaus zu machen. Seit 1530 sitzt der aus Palästina und von Rhodos vertriebene Ritterorden der Johanniter/Malteser auf Malta, als Verteidiger des Christentums gegen den Islam. Noch hofft der deutsche Großmeister des Ordens, Ferdinand von Hompesch, auf Rettung. Trost sucht er bei der freigelassenen Sklavin Eylem, der ehemaligen Favoritin seines Gegners, des osmanischen Sultans Selim III. Die kluge Mittlerin zwischen den Kulturen dient ihrem neuen Herrn bereitwillig mit den Waffen einer Frau und setzt ihr Leben für ihn ein, als Napoleon zuschlägt.
Malta 1798: Der Malteserorden existiert bereits seit mehreren hundert Jahren und hat seit ca. 250 Jahren seinen Sitz auf der Mittelmeerinsel Malta. Der momentane Großmeister des Ordens, der Deutsche Ferdinand von Hompesch, sieht sich einer großen Bedrohung gegenüber: Napoleons Flotte liegt vor dem Hafen Vallettas, der Hauptstadt Maltas, um die kleine Inselgruppe auf seinem Weg nach Ägypten, sozusagen im Vorbeisegeln, einzunehmen. In dieser schwierigen Situation sucht von Hompesch immer häufiger den Rat seiner Geliebten, Vertrauten und Sklavin Eylem, mit der er lange Gespräche führt.
Orient versus Okzident
In seinem neuesten Roman widmet sich Walter Laufenberg dem religiösen Konflikt zwischen Islam und Christentum sowie der Geschichte des Malteserordens. Zum Großteil besteht das Buch aus den Gesprächen zwischen von Hompesch und Eylem. Die Türkin war Favoritin im Harem des Sultans Selim III. und wurde bei einer Ausfahrt auf dem Meer und von Schiffen des Malteserordens gefangengenommen und dient seitdem von Hompesch (und vorher seinem Vorgänger) als Gesellschafterin und schließlich auch als Geliebte.
In ihren Gesprächen rekapituliert Ferdinand von Hompesch die Geschichte seines Ordens, die er oft genug als ruhmvoll darstellt, bzw. es versucht. Doch mit Eylem hat er nicht nur eine intelligente Gesprächspartnerin, sondern auch eine Frau aus einem anderen Kulturkreis, die immer wieder den Finger auf die Wunde legt. Denn beileibe sind viele der angeblich "ruhmreichen" Taten lange nicht so großartig, wie es die Geschichte des Ordens weismachen will. Bei der Lektüre dieses Romans stellt man als Leser fest, dass die damalige Auseinandersetzung auch heute nichts an ihrer Brisanz verloren hat und dass es sehr viele Parallelen zwischen damals und heute gibt. Allerdings muss man auch anmerken, dass die Sympathien in diesem Buch nicht gleich verteilt sind, sondern auf Seiten des Islams liegen.
Auch über die Französische Revolution, ihr Gedankengut und Napoleons Machtbestrebungen erfährt man einiges, ebenso wie über das Leben im Topkapi-Serail, den märchenhaften Sultanspalast in Istanbul.
Insgesamt ist es ein interessanter und lehrreicher Ausflug in eine bislang wenig beachtete Epoche.
Blasse und nicht immer schlüssige Hauptpersonen
Leider können die Protagonisten bei weitem nicht so überzeugen wie die Geschichte an sich. Zu oft ist das Verhalten bzw. die Gedanken, besonders der beiden Hauptpersonen Eylem und von Hompesch, sprunghaft und nicht immer schlüssig. Beispielsweise wechselt während der Gespräche Eylems Haltung oft zwischen demütiger und gehorsamer Sklavin und selbstbewusster, gleichgestellter Gesprächspartnerin. Die Gedankengänge, die zu diesen Wechseln führen, sind zudem immer gleich und auch in ähnlichem Wortlaut geschrieben, ebenso wie fast jedes Gesprächsende der beiden. Diese Eigenheit, die einem zum Teil relativ häufig begegnet, mindert den Lesespaß deutlich und zerrt irgendwann an den Nerven.
Wer allerdings auf die Figurenzeichnung nicht so viel Wert legt, besonders, da die eigentliche Hauptperson ja die Geschichte des Ordens bzw. die akutelle Situation auf Malta ist, der wird dieses Buch genießen können und mit einem ungewöhnlichen und sehr interessanten Roman belohnt werden, der definitiv nicht in der Masse der historischen Romane untergeht.
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