Die Bayerische Elsässerin
- Societäts-Verlag
- Erschienen: Januar 2010
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- Societäts-Verlag, 2010, Titel: 'Die Bayerische Elsässerin', Originalausgabe
Die Geschichte schwimmt zu sehr an der Oberfläche
Kurzgefasst:
Die 18-Jährige Vollwaise Monique übersiedelt 1923 als vertriebene Elsässerin zu ihren einzigen Verwandten, ihrem Onkel und ihrer Tante, in den Bayerischen Wald auf den Mayerhof. Spärlich wie eine gewöhnliche Magd untergebracht, lernt sie das arbeitsreiche und harte Leben auf dem Land kennen. Hier begegnet sie aber auch ihrer ersten großen Liebe Fritz Schwaiger, der als reicher Sohn eines Sägewerksbesitzers der begehrteste Junggeselle der Region ist. Im Gegensatz zu ihrem Onkel steht ihr die Tante allerdings feindselig gegenüber und ist damit nicht die einzige.
Eigentlich ein guter Ansatz: Die Geschichte eines Mädchens, das nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Elsass vertrieben bei Familienmitgliedern in Bayern Unterschlupf suchen muss. Tatsächlich gibt Volkmar Steininger auch einen Einblick in die Schwierigkeiten, die die "Vertriebenen" in ihrer neuen Heimat bewältigen müssen - allem voran der Umstand, dass sie für die Deutsche Bevölkerung als Franzosen gelten, also noch mit dem "Feindbild" behaftet sind. Doch leider bleibt der Autor sehr an der Oberfläche, streift das Thema, ohne es wirklich zu vertiefen. Er erzählt die Geschichte von Monique, die auf dem Mayerhof bei Onkel und Tante lebt, dort aber vor allem von der Tante nur unter Murren gelitten ist. Für die lebenshungrige 18-jährige aus dem Elsass ändert sich alles, als ausgerechnet der Sohn des Sägereibesitzers, Fritz Schwaiger, Gefallen an ihr findet.
Doch eher ein Heimatroman
Obwohl vor einem historischen Hintergrund angesiedelt, will sich Die Bayerische Elsässerin nicht so richtig zu einem historischen Roman entwickeln. Die sehr einfache, teilweise abgehackte Sprache Steiningers - jedoch eher als Stilelement eingesetzt denn Zeugnis einer nicht ganz ausgereiften Sprache - tut ein Übriges, um die Geschichte eher ins Genre "Heimatroman" zu versetzen. Die wenigen historischen Details, die für sich alleine jedoch eine starke Aussagekraft besitzen, gehen im Liebesgeplänkel von Monique und Fritz und der Dramatik um Moniques Schicksal zu stark verloren, um eine tragfähige Basis bilden zu können. Der Roman könnte problemlos in eine andere Zeit versetzt werden, ohne dass der Plot ernsthaft Schaden nähme.
Wendung zum Banalen
Schafft es Die Bayerische Elsässerin in den ersten Kapiteln noch, die Spannung aufrecht zu halten, flacht die Geschichte nach gut der Hälfte des knapp 160 Seiten starkes Buches deutlich ab. Das mag daran liegen, dass die ohnehin etwas flachen Charaktere im Verlauf der Geschichte noch an Profil verlieren und ihre Handlungen nach und nach jede Glaubwürdigkeit verlieren. Weder Monique, die sich nach einer unerwarteten Wendung in ihrem Leben als trotzige Göre erweist, noch ihre Tante, die eine Achterbahn der Gefühle gegenüber ihrer Nichte durchzumachen scheint und innerhalb weniger Minuten von Zuneigung zu Abneigung oder umgekehrt wechseln kann, wirken überzeugend oder auch nur im entferntesten echt. Bedauerlicherweise verschenkt der Autor damit das Thema, kann er doch durch diese schale Charakterzeichnung kaum eine Leserin - für die Leser scheint dieses Buch denn doch nur in Ausnahmefällen das Richtige zu sein - bei der Stange halten.
Eher ein Drehbuch
Tatsächlich kann man sich während des ganzen Buches des Eindruckes nicht erwehren, dass man hier weniger einen Roman als ein Drehbuch für einen sehr gefühlvollen Heimatfilm vor sich hat. Es zeigt sich, dass Autor Volkmar Steininger seine Herkunft aus dem Filmbusiness voll in den Roman übernommen hat und damit den Gesetzmässigkeiten des geschriebenen Wortes zu wenig Augenmerk geschenkt hat.
Wer sich für die Geschichte von Monique interessiert, sollte sich also unbedingt vor Augen führen, dass es im Prinzip mehr um die rührselige Liebe zweier junger Menschen in einem Bergdorf geht, denn um das Schicksal einer Vertriebenen, die sich im Leben behaupten muss und sich Anfeindungen der Gesellschaft ausgesetzt sieht. Geht man mit falschen - sprich zu hohen - Erwartungen an das Buch heran, wird man auf jeden Fall enttäuscht sein. Hat man aber das Bedürfnis, für einen Moment etwas "heile Welt" mit einem Schuss Dramatik geniessen zu wollen, könnte man Die Bayerische Elsässerin durchaus zur Hand nehmen. Aber auch in diesem Falle darf an die sprachliche Umsetzung keine Ansprüche gestellt werden.
Volkmar Steininger, Societäts-Verlag
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