Das Lied der Sonnenfänger
- Wunderlich
- Erschienen: Januar 2011
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- Wunderlich, 2011, Titel: 'Das Lied der Sonnenfänger', Originalausgabe
Eine hart geprüfte Familie baut sich in Neuseeland eine Zukunft auf
Kurzgefasst:
Neuseeland, 1894: Die Familie O'Brien flieht vor Hunger und Not aus Irland ans andere Ende der Welt. Emily, die Tochter, überhört den Ruf ihres Herzens und geht eine Ehe ein, die sie fast ins Verderben stürzt. Kann sie der Dunkelheit entkommen, die sich auf ihr Gemüt senkt? Ihre Schwägerin Siobhan fürchtet sich vor allem - vor der Wildnis, vor ihrem Ehemann, vor den Eingeborenen. Dann begegnet sie dem Maori Amiri, der tiefe Gefühle in ihr weckt. Doch ihre Leidenschaft beschwört eine Katastrophe herauf...
Mit ihrem Neuseeland-Roman Das Lied der Sonnenfänger reiht sich Julie Peters in den Reigen der Auswanderer-Sagas ein. Im Zentrum steht eine Familie verarmten Landadels aus Irland. Vater Edward O'Brien möchte Ende des 19. Jahrhunderts in Neuseeland seinen Traum von Schafzucht verwirklichen. Dies mit dem Geld, das seine Schwiegertochter Siobhan in die Familie gebracht hat. Während Tochter Emily sich mit dem neuen Leben auf der Farm ganz gut arrangiert, zieht es Sohn Finn in die Welt hinaus. Walter, Siobhans Ehemann, wird derweil von ganz anderen Problemen gequält. An ihrem persönlichen Schicksal haben die meisten Familienmitglieder schwer zu tragen. Sei es nun Siobhan, die sich in den Maori Amiri verliebt, oder Emily, die von einem gewissenlosen Ehemann ausgenutzt wird: Die Frauen haben nur wenig zu lachen. Aber sie sind es letztlich, die verhindern, dass der von Edward O'Brien aufgebaute Lebenstraum wie eine Seifenblase platzt.
Viel Gefühl
Julie Peters setzt in ihrer Familiensaga auf grosse Gefühle. Sowohl Siobhan als auch Emily sind in Ehen gefangen, die ihnen kein Glück bringen. Beide Frauen lieben einen anderen. Diese Parallele belastet die Geschichte etwas und oft geht die Autorin einen schmalen Grad zwischen emotional aufwühlender Story und seichter Herz-Schmerz-Geschichte. Dass sie nicht auf die falsche Seite kippt, hat sie wohl vor allem ihrem Geschick zu verdanken, den Protagonisten sehr starke Charaktere zu verleihen und sie an ihren Aufgaben und Erlebnissen wachsen zu lassen. So entfaltet sich besonders Siobhan sichtbar und wird zu einer strahlenden Figur, während die anfängliche Hauptfigur Emily verblasst und zeitweise in den Hintergrund tritt. Hier hat die Autorin das richtige Mass gefunden, die beiden Figuren bestehen zu lassen.
Harter Kampf
Eindrücklich schildert Julie Peters den Aufstieg und raschen Fall der Familie. Der vermeintliche Traum von wohlhabender Schafzucht kommt aufgrund der Wirtschaftskrise immer mehr ins Straucheln. Einfühlsam stellt die Autorin dar, wie Familienoberhaupt Edward O'Brien darum kämpft, die Zeichen zu vertuschen und unbeirrbar seinen Weg zu gehen, während andere Mitglieder der Familie erkannt haben, dass es Zeit für einen neuen Weg ist. Die Entscheidungsprozesse werden nachdrücklich geschildert und sind letztlich so gut nachvollziehbar, als wäre man dabei. Durch dieses Geschick verhindert Julie Peters auch, dass der Roman einfach vor sich hin plätschert. Sie lässt die Leser am Geschehen teilhaben und bindet sie in die Geschichte ein.
Flüssige Sprache
Zwar zeichnet sich Das Lied der Sonnenfänger nicht durch eine ausgefeilte Sprache aus, doch liest sich der Roman flüssig und ist gut verständlich. Dadurch hebt er sich wohltuend von der breiten Masse der Familiensagas ab, denen eine schwülstige Sprache wie ein Klotz am Bein hängt. Julie Peters schafft Nähe, bezieht ein und gibt das Gefühl, ein Teil der Geschichte zu sein. Dass es trotz düsteren und unschönen Momenten für die Familie ein unterhaltendes und nicht zu belastendes Lesevergnügen ist, spricht für den Roman. Er eignet sich hervorragend als Reiseliteratur oder ein Buch, in das man sich hinein fallen lassen möchte, ohne von einer düsteren Atmosphäre aufgezehrt zu werden. Viele kleine Details geben zudem einen guten Eindruck von der Welt, in der die Familie O'Brien ihr Glück sucht.
Tolle Karte, schwaches Cover
Der Verlag hat sich bei der Umsetzung des Romans einiges einfallen lassen. Format und Schriftbild sind angenehm zu lesen und das Kartenmaterial ist ein klares Plus. Wenig überzeugend ist allerdings das Cover mit dem auf die grüne Insel zusteuernden Schiffsbug. Hier wurde auf das bekannte Muster der Neuseeland-Romane zurückgegriffen und mancher Leser dürfte zuerst den Eindruck von "schon gesehen, schon gelesen" bekommen, bevor er überhaupt einen Blick auf den Klappentext wirft.
Alles in allem legt Julie Peters mit Das Lied der Sonnenfänger einen netten Roman vor, der gut unterhält und einiges zu bieten hat.
Julie Peters, Wunderlich
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