Die letzte Lagune
- Kindler
- Erschienen: Januar 2011
- 2
- Kindler, 2011, Titel: 'Die letzte Lagune', Originalausgabe
Mörderische Tagebücher
Kurzgefasst:
Tödliche Spur aus Byzanz Ein Engländer entdeckt in Venedigs Archiven ein Tagebuch aus der Zeit des vierten Kreuzzugs. Eine Sensation, aber warum sind sowohl der Vatikan als auch die Wiener Hofburg brennend daran interessiert? Sobald deren Sondergesandte in der Lagunenstadt eintreffen, bekommt Commissario Tron alle Hände voll zu tun. Einem rätselhaften Mord folgt ein zweiter, ein dritter, alle nach dem Schema einer Hinrichtung. Tron sieht sich gezwungen, den Schlüssel dazu im Mittelalter zu suchen.
Venedig im Jahre 1865: Der Winter hat die Stadt fest im Griff, sämtliche Wasserstraßen sind zugefroren und das tägliche Leben wird durcheinandergewirbelt. In dieser Zeit kommt ein junger englischer Wissenschaftler in die Stadt, der Fragmente eines alten Tagebuchs gefunden und übersetzt hat, die auch bald das Interesse des Vatikans und der Wiener Hofburg erwecken. Auch Commissario Tron ist von den Tagebüchern alsbald fasziniert, schrieb sie doch einer seiner Vorfahren während des vierten Kreuzzugs, den er als Schreiber des Dogen begleitete, nieder. Doch auch beruflich spielen die Tagebücher eine wichtige Rolle, denn es geschehen Morde, die mit den Tagebuchfragmenten assoziiert sind. Zudem gibt es einen seltsamen Einbruch ausgerechnet im Palazzo Tron, bei dem ein wertloses Glasgefäß gestohlen wird...
Auch zum sechsten Mal ein Volltreffer
Es gibt Autoren, deren Bücher im Laufe einer Serie immer mehr abfallen. Nicolas Remin gehört definitiv nicht dazu. Auch in seinem sechsten Band gelingt es ihm in altbekannter Manier, sein Niveau zu halten.
Humorvoll und authentisch entführt der Autor auch diesmal seine Leser in die Lagunenstadt Venedig, die einen ihrer kältesten Winter erlebt, so dass alle Kanäle zugefroren sind. Sehr zum Leidwesen Commissario Trons, der nun auf die Bequemlichkeiten einer Gondelfahrt verzichten muss, sondern alle Wege in der klirrenden Kälte zu Fuß zurück legen muss. Zum Glück gibt es jedoch die reichliche Torten- und Gebäckauswahl im Café Florian, die ihn dafür reichlich entschädigen und für die er traditionell nichts bezahlen muss.
Mit Commissario Tron verfolgt der Leser erneut einen verwirrenden Kriminalfall, in dem es viele Spuren und Verdächtige, aber keine konkreten Beweise gibt. Nicht nur Tron, sondern auch der Leser tappt länger im Dunkeln und es ist auch gar nicht so einfach, die ganzen Fäden zu entwirren. Dadurch wird der Spannungsbogen gekonnt aufrecht und der Leser bei der Stange gehalten.
Durch die eingeschobenen Tagebücher und den Einbruch in den Palazzo Tron ziemlich am Anfang der Geschichte ahnt der Leser zwar ziemlich bald, um was bei dem geheimnisvollen Glasgefäß geht, doch erstens weiß er damit immer noch nicht, wer der Mörder ist und zweitens fragt man sich unwillkürlich, wie Remin da wieder raus kommen will. Die Auflösung ist dann auch nicht wirklich spektakulär, dafür aber sehr humorvoll und so ergibt sich insgesamt ein rundes Bild des Kriminalfalls
Wiedersehen mit vielen alten Bekannten
Neben Alvise Tron trifft man auf viele alte Bekannte aus den vorhergegangen Bänden: Die Principessa, deren Wortgefechte mit ihrem Dauerverlobten Tron höchst amüsant zu lesen sind und gerne etwas häufiger auftreten würde. Der von neuen Ermittlungsmethoden begeisterte Ispettore Bossi, der diesmal ein recht harmonisches Verhältnis zu Tron hat. Braun Spaur, der Polizeipräsident, der sich diesmal aktiv an den Ermittlungen beteiligen will und damit Tron und Bossi das Leben schwer macht, da er immer der Theorie folgt, die für ihn persönlich die meisten Vorteile verspricht.
Die letzte Lagune ist erneut ein "typischer Remin": Spannend, interessant und sehr humorvoll. Kurzum ein wirklicher Lesegenuss, auch für Leser, die die Vorgänger nicht gelesen haben. Doch der ganze Genuss entfaltet sich erst, wenn man über die Beziehungen Trons zur Principessa oder zu den anderen Figuren Bescheid weiß und deren Entwicklung verfolgt hat.
Nicolas Remin, Kindler
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