Die Stunde der Seherin
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2011
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- Blanvalet, 2011, Titel: 'Die Stunde der Seherin', Originalausgabe
Tapfere Heldin mit mystischen Fähigkeiten stellt sich einem Fluch entgegen
Kurzgefasst:
Schottland, 11. Jahrhundert: Durch schicksalhafte Umstände verschlägt es die Schwestern Margaret und Christina an den Hof des schottischen Königs Malcolm. Während die schöne Margaret sogleich das Interesse des Königs auf sich zieht, fühlt sich die jüngere Christina allein gelassen und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Doch als die vergötterte große Schwester einem Fluch zum Opfer fällt, der auf einem geheimnisvollen Stundenbuch liegt, kommt wieder Leben in Christina. Um der Schwester zu helfen, nimmt sie das Buch an sich und verlässt die Burg. Gemeinsam mit dem jungen Mönch Niall begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise bis zum Ursprung des Fluches. Doch um das Leben Margarets retten zu können, muss Christina eine schwere Entscheidung treffen und ein großes Opfer bringen...
11. Jahrhundert, Schottland: Christina ist verzweifelt. Nicht nur, dass ihre Familie aus London flüchten musste, weil ihr Bruder Edward Anspruch auf den Thron stellte, nun heiratet auch noch ihre angebetete, ältere Schwester Margaret den schottischen König Malcolm. Auch sie, Christina, soll bald unter die Haube kommen, ihr Bruder hat bereits eine lukrative Verbindung im Auge. Doch Christina hat ihr Herz an den Mönch Nial verloren, der sie nach einem Schiffsunglück rettete. Kurz nach Margarets Heirat erweist sich, dass die neue schottische Königin durch ein Stundenbuch mit einem Fluch belegt ist. Christina, die mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet ist, macht sich auf den Weg zu einem entlegenen Kloster, um den Fluch zu brechen. Sie ahnt, dass sie sich damit in Todesgefahr begibt.
Mystik steht im Zentrum
Obwohl historischer Roman - die Historie ergibt sich durch die Einbettung des Romans in die damaligen Ereignisse - steht hier eindeutig der mystische Part im Zentrum. Unerklärlich bleibt zwar, weshalb im Titel von einer Seherin gesprochen wird, doch verfügt Christina über heilerische Fähigkeiten, die weit in den übernatürlichen Bereich hinein reichen. Angelehnt hat die Autorin diese Fähigkeiten an die Legende des ungarischen Táltos, der als Schamane eine mystische Figur darstellt. Übernatürlich sind auch die Umstände des Fluches, der eine bedeutende Rolle spielt. So sollten die Leserinnen und Leser unbedingt ein Faible für Mystik mitbringen, wenn sie zu diesem Roman greifen.
Ungastliche Burg
Sehr schön hat Dagmar Trodler die Atmosphäre der schottischen Burg eingefangen, auf der die aus London geflüchtete Familie zunächst untergebracht ist. Ihre intensive Beschreibung macht das nasskalte Wetter und den Schlamm erlebbar. Auch die abenteuerliche Reise Christinas zu den abgelegenen Ruinen des Klosters Jarrow lebt von der üppigen Beschreibung der Autorin. Sie pflegt einen eindringlichen Erzählstil und versteht es, mit wenigen Worten einer Situation Tiefe zu verleihen. Schon fast gruselig nehmen sich schließlich die dramatischen Ereignisse in Jarrow aus, wobei Dagmar Trodler hier eine Gratwanderung zwischen historischem Roman und Fantasy beschreitet. Das Gewicht dabei liegt streckenweise definitiv bei der Fantasy.
Schnell ans Herz gewachsen
Die Zwergin, wie Christina aufgrund ihrer bescheidenen Körpergröße von allen genannt wird, wächst schnell ans Herz, obwohl sie eine überzeichnete Heldenfigur darstellt. Erfrischend sind ihre Gefühle für den geheimnisvollen Mönch Nial und ebenso erfrischend ihre offene Ablehnung der Ränkespiele am schottischen Hof. Sie verrät dem Leser freimütig ihre Gefühle, in die sich durchaus Neid, Eifersucht und andere, weniger schmeichelhafte Töne mischen. Genau dies dürfte die Voraussetzung dafür sein, eine sympathische Heldin zu schaffen, der ihre mystischen Fähigkeiten nachgesehen werden. Denn Dagmar Trodler verleiht dem Roman durch Christinas Handlungsweise viel Spannung und Abwechslung.
Hintergrund erklärt
Obwohl die Ereignisse des Romans ein Produkt der Phantasie Dagmar Trodlers sind, basiert die ganze Geschichte auf historisch verbürgten Fakten. Hier hat die Autorin eine geschickte Verknüpfung geschafft, die den Roman auch für jene interessant machen könnte, die eher der Historie verbunden sind.
Wer die ersten Romane von Dagmar Trodler kennt und schätzt, wird hier wohl eine unterhaltsame Lektüre treffen, die weder sprachliche noch inhaltliche Defizite hat. Wer aber Übernatürliches in historischen Romanen ablehnt, sollte dieses Buch liegen lassen.
Dagmar Trodler, Blanvalet
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