Sharpes Aufstieg
- Lübbe
- Erschienen: Januar 1990
- 4
- Lübbe, 1988, Titel: 'Sharpe\\\'s Rifles', Originalausgabe
Unterhaltsames Schlachtenepos
Kurzgefasst:
1809. Bitterer Winter beherrscht den Norden Spaniens. Die britischen Truppen ziehen sich nach La Coruña zurück. Lieutenant Richard Sharpe und eine versprengte Abteilung Schützen sind auf sich allein gestellt, eingekreist von der siegreichen Armee Napoleons. Sie haben nur eine Chance: Wenn sie sich Major Blas Vivar und seinen spanischen Aufständischen anschließen. Doch das hat seinen Preis, denn Vivar will die heilige Stadt Santiago de Compostela befreien, die von französischen Truppen besetzt ist. Sharpe und seinen Männern bleibt nichts anderes übrig, als einmal mehr ihren unbeugsamen Willen zu beweisen, um sich gegen die feindliche Übermacht durchzusetzen.
Die Armee von Sir John Moore konnte bis in das Innere Spaniens vordringen, wo man Napoleons Nachschubwege kappen wollte. Doch dieser schlägt vernichtend zurück, dem englischen Heer bleibt nur der Rückzug. So folgt auch Major Dunnett mit rund dreihundert Schützen seiner Armee hinterher, verfolgt von den Franzosen. Als es zu einem Kampfgefecht zwischen den beiden Seiten kommt, erleiden die Engländer herbe Verluste und so ist plötzlich Lieutenant Michael Sharpe von den 95th Rifles, einer Eliteeinheit von Scharfschützen, der einzige Offizier der arg dezimierten Truppe. Doch Sharpe genießt kein großes Ansehen bei seinen Männern, da er aus niedrigeren Mannschaftsgraden nach oben befördert wurde. So verweigern sie ihm zunächst die Gefolgschaft und finden in dem Iren Patrick Harper ihren eigentlichen Anführer.
Als es zwischen Harper und Sharpe zu einer handfesten Streitigkeit kommt, kann der spanische Major Blas Vivar gerade noch rechtzeitig die beiden Streithähne trennen. Wohlwissend, dass die Rifles auf sich allein gestellt kaum eine Chance haben, nach Lissabon zu gelangen, wo sie eine britische Garnison vorzufinden hoffen, schießen sie sich zunächst Major Vivar und seinen Cazadores an. Doch dieser hat einen wahnsinnig anmutenden Plan, denn er will unbedingt die von den Franzosen besetzte Stadt Santiago de Compostela erobern. Ein scheinbar unmögliches Unterfangen angesichts einer erdrückenden Übermacht des Feindes...
Wichtiger Eckroman der Reihe
Von den über zwanzig Romanen der Sharpe-Reihe wurden bis heute nicht alle Bücher übersetzt. Von diesen wiederum könnte der vorliegende Band einer der wichtigsten sein, klärt sich hierin immerhin das stark angeschlagene Verhältnis zwischen Sharpe und Harper sowie zwischen Sharpe und den Rifles insgesamt. Sharpe ist nicht beliebt, doch durch seine Erfolge folgen ihm die Männer zunehmend. Die bevorstehende Eroberung von Santiago de Compostela spielt im Winter des Jahres 1809, der von den Soldaten hohe Entbehrungen fordert. Selbst die vom Militär zugestandene tägliche Ration an Alkohol kann nicht immer gewährleistet werden, so dass es an anderen Abenden schon mal zu unkontrollierten Besäufnissen kommt.
Die Figurenzeichnungen sind denkbar überschaubar, allein die Figur des Protagonisten wirkt recht lebendig, wenngleich nicht immer sympathisch. Sharpe kommt aus einfachsten Verhältnissen, seine Mutter arbeitete als Hure, sein Vater ist unbekannt. Nur einem glücklichen Umstand hat er es zu verdanken, dass er es bis zum Offizier brachte. Sharpe ist Soldat durch und durch und so besticht die Reihe mit seitenlangen Gefechten in all ihren martialischen Einzelheiten und ebenso langen militärischen Überlegungen. Wer mit detaillierten Schilderungen der unterschiedlichsten Formationen und Waffengattungen nichts anzufangen weiß, der sollte es mit dieser Reihe erst gar nicht versuchen. Wer ein Faible für Abenteuer und große wie kleine Schlachten hat, bei der es noch "Mann gegen Mann" heißt, der findet hier eine durchaus spannende Serie, wenngleich die Reihenfolge der Romane beachtet werden sollte. Dies ist allerdings nicht ganz einfach, da deren Entstehungsgeschichte nicht chronologisch den Geschichtsablauf wiedergibt. So entstand beispielsweise Sharpes Sieg, welches 1803 in Indien spielt, im Jahr 1998, der vorliegende Roman, der sechs Jahre später angesiedelt ist, aber schon 1988. Sprachlich sollte man ebenfalls einige Abstriche machen, denn auf Dauer nerven die (französischen) "Schweinehunde" und "Froschfresser" ein wenig. Auch einige andere, kleinere Wiederholungen fallen negativ auf.
Wer übrigens nach den bisherigen Romanen noch nicht genug von den Rifles haben sollte und nicht auf die englischen Originale zurückgreifen möchte, kann sich bis zur nächsten Übersetzung eines Sharpe-Romans mit der Verfilmung der Serie Die Scharfschützen begnügen. Die "Komplettbox" mit 15 DVD erschien 2010 mit Sean Bean in der Hauptrolle. Laufzeit über 1.500 Minuten.
Bernard Cornwell, Lübbe
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