Die Rache des Kreuzfahrers

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2005
  • 2
  • Lübbe, 2003, Titel: 'The Jester', Originalausgabe
Die Rache des Kreuzfahrers
Die Rache des Kreuzfahrers
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonFeb 2011

Eine Art französischer Robin Hood nimmt es mit dem Adel auf

Kurzgefasst:

Die Zeit des Ersten Kreuzzuges: Hugo de Luc flüchtet vom Schlachtefeld zurück nach Frankreich. Eine dramatische Rückkehr: Sein Dorf ist verwüstet, sein Sohn ermordet und seine Frau von geheimnisvollen Reitern verschleppt. Woher kamen sie? Haben sie im Auftrag seines Lehnsherrn gehandelt? De Luc beschließt, seine Frau zu befreien, auch wenn er sich dabei buchstäblich zum Narren machen muss.

 

Hugo de Luc zieht während des Ersten Kreuzzuges im 11. Jahrhundert mit vielen anderen Kämpfern von Frankreich Richtung Jerusalem. Als er zwischendurch erkennt, wie sinnlos die Kämpfe sind, desertiert er und kehrt zurück in sein Dorf. Dieses findet er verwüstet vor, sein Sohn, den er nie gesehen hat, wurde ermordet, seine Frau entführt und sein Gasthaus niedergebrannt.

Auf der Suche nach den Schuldigen wird Hugo überfallen und wird von Plünderern überfallen. Er wird von der geheimnisvollen jungen Emilie, einer Hofdame, gefunden und gesund gepflegt. Sie hilft ihm, als Possenreißer verkleidet an den Hof des Herzogs Baudouin zu gelangen, der für die Plünderungen verantwortlich sein soll. Hier macht sich Hugo Freunde und kehrt später in sein Dorf zurück.

Mit einer Armee von Aufständigen macht sich Hugo, der inzwischen landesweit bekannt ist, sich auf den Weg zum Herzog, um Rache zu nehmen. Doch damit ist noch nicht der größte Schurke erledigt. Und auch die mysteriöse Herkunft Emilies ist noch ungeklärt. Da schreibt Hugo einen Brief an den König und hofft auf Gerechtigkeit, doch Antwort bleibt aus. Hugo steht vor dem schwersten Kampf seines Lebens.

Inkonsequente Erzählhaltung

Wie das Drehbuch eines Films liest sich Die Rache des Kreuzfahrers aus der Feder des Autors James Patterson, sonst eher für seine Thriller bekannt. Mit diesem seinem (bislang) einzigen historischen Roman bleibt er seinem Erzählstil treu, wenngleich die Handlung dieses Mal in das 11. Jahrhundert verlegt wurde.

Die Hauptfigur Hugo erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, wenngleich immer wieder Kapitel eingeflochten werden, die aus einer neutralen Perspektive die Geschehnisse an anderen Orten erzählen, wodurch immer wieder Brüche im Erzählstil entstehen. Hier hätte man sich konsequenter für die eine oder andere Perspektive entscheiden können, was so manch wirren Lesergedanken erspart hätte.

Die Darstellung der Historie ist akzeptabel, immerhin fügt der Autor am Ende des Buches eine Literaturliste an, wohl um zu zeigen, dass er sich die groben Gegebenheiten nicht ausgedacht hat. Denn so liest sich das mitunter, was er hier dem Leser präsentiert. Was James Patterson auf 454 Seiten erzählt, ist zeitlich gesehen manchmal doch sehr gewagt. Die gute Ausbildung eines Narren und Possenreißers kann normalerweise nicht in so kurzer Zeit geschehen, und das ist nur ein Aspekt, den der Leser unschwer feststellen wird.

Viele Klischees

In der Erzählung des Autors werden so viele gängige Klischees aufgewärmt, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Von der unmöglichen Liebschaft zwischen Adel und Bauer bis zu Reliquienjagd, grausamen Verwandten und mehrmals Glück im Unglück erzählt James Patterson eine Geschichte, deren einzelne Elemente man schon des öfteren in anderen Büchern gelesen hat, und wer mag, kann gerne mitschreiben, aus welchem Roman er nun wieder eine Idee entlehnt hat. Das ist wenig innovativ und auch irgendwie ärgerlich, hier hätten ein paar frische Ideen sicherlich Wunder gewirkt.

Immerhin pflegt Patterson einen flüssigen Erzählstil, so dass man den Roman auch recht schnell durch hat. Leider ist dadurch nicht sonderlich viel Tiefgang zu erwarten, der Autor legt mehr wert auf Kämpfe und vortreibende Handlung als auf Atmosphäre und Historie. Ein paar historische Kleider und alte Waffen machen noch keinen historischen Roman.

Sprachlich ausbaufähig

Die Dialoge sind zwar im historischen Stil gehalten, bleiben jedoch genauso an der Oberfläche wie der Rest der Erzählung. Die Auftritte Hugos als Possenreißer sind von platten Kalauern überlagert, die sein Vorgänger Norbert wohl erstaunlicherweise nicht kannte, und sein Herzog auch nicht, für den heutigen Leser aber beinahe unerträglich sind.

Wer einen fundierten historischen Roman lesen möchte, sollte die Finger von diesem Roman lassen. Wer sich einfach nur unterhalten möchte, ohne sonst besonders gefordert zu werden, kann getrost zu diesem Roman greifen. Im Nachwort bestätigt Patterson, dass es sich hier um einen reinen Unterhaltungsroman handelt und die Historie gelegentlich gebeugt oder ein Fakt weggelassen wurde. So merkt man dem Roman an, dass der Autor durchaus zu erzählen versteht, allerdings aus historischer Sicht noch deutlich zulegen kann. Vielleicht versucht er dies ja noch mal irgendwann mit einem weiteren historischen Roman.

 

Die Rache des Kreuzfahrers

James Patterson, Lübbe

Die Rache des Kreuzfahrers

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