Der schwarze Engel
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2011
- 3
- Lübbe, 2011, Titel: 'Der schwarze Engel', Originalausgabe
Kein ansprechendes Cover, ein trivialer Titel, aber Spannung pur
Kurzgefasst:
Anno 1600: Angst regiert in der Ewigen Stadt. Denn ein Mörder geht um. Seine Opfer: junge Frauen. Grausam verstümmelt liegen sie in dunklen Gassen, stets mit einer Zeichnung dekoriert: dem Porträt der Toten, das mit satanischen Symbolen versehen ist. Satan in Rom? Das abergläubische Volk will es glauben. Berto Vanga nicht. Der geheimnisvolle Privatermittler mit einer schillernden Vergangenheit wird vom Vatikan zur Aufklärung der Fälle herangezogen. Die Suche führt ihn in Spelunken und Paläste, in Ateliers und Katakomben und in den Bann einer gefährlichen Frau...
Rom 1600: Berto Vanga, ein Privatermittler, dessen Geschäfte mehr schlecht als recht gehen, wird vom Vatikan beauftragt, einen Mörder zu finden, der seit Wochen Aufsehen erregt. Mittlerweile drei Frauen sind ihm zum Opfer gefallen, die er alle auf grausamste Art verstümmelt hat. In der Bevölkerung geht um, dass dies der Teufel selbst sei. Vanga, der gar nicht anders kann als den Auftrag anzunehmen, wird zur selben Zeit von einer geheimnisvollen Adeligen aufgesucht, die ihn mit der Suche nach ihrem Bruder beauftragt. So ist er gezwungen, zwei Aufträgen gleichzeitig nachzugehen, die ihn sogar bis in die Katakomben führen. Und dann ist da noch Gina, eine junge Frau, die bei ihrer "Nonna" lebt, aber auch bemüht ist, ihrer schönen Schwester zu helfen, die einen einflussreichen Geliebten hat.
Schauplatz Rom - üppig und lebendig
Sieben Jahre sind seit Uwe Westfehlings Debütroman Tanz der Dämonen vergangen, in denen er Zeit hatte, eine neue spannende Geschichte zu konstruieren und diese ohne die meist vorkommenden Mankos eines Erstlings in einen neuen Roman zu bannen. So unscheinbar die Aufmachung des Buches, so prall gefüllt ist das Innere des Romans.
Sprachlich hebt sich das Buch wohltuend von der Masse ab und die bildhafte Ausdrucksweise und der packende Erzählstil nehmen den Leser sofort gefangen und entführen ihn in das pralle und bunte Rom der Spätrenaissance. Der Autor schafft es, einen konstanten Spannungsbogen über mehr als 600 Seiten zu halten und den Leser mit atemlosen Tempo durch das bunte und vielfältige Treiben einer blühenden Stadt zu hetzen, ohne dass dieser ob der vielen Begebenheiten die Übersicht verliert.
In diesem ereignisreichen Abenteuer steht der Ermittler Berto Vanga im Zentrum des Geschehens. Weit gereist und mit einer geheimnisumwitterten Vergangenheit, wird gerade er auserwählt, dem bestialischen Mörder das Handwerk zu legen.
Westfehling erzählt in mehreren Erzählsträngen, die stets abwechseln und meist mit einem gut gesetzten "Cliffhanger" enden. So begleitet man Vanga selbst auf seinen Bemühungen die Spur des Mörders zu finden, aber auch die junge Gina, die in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer gefühlskalten Großmutter lebt und von ihr gedrängt wird, endlich zum Lebensunterhalt beizutragen, in dem sie die "Nonna" bei ihrem täglichen "Handwerk" unterstützt. Aber ab und zu gewährt der Autor dem Leser noch einen Blick in die monströse Gedankenwelt des Mörders, der ob seiner teuflischen Grausamkeiten auch der "schwarze Engel" genannt wird.
Protagonist mit Ecken und Kanten
Jede Menge Figuren bevölkern Westfehlings Schauplätze und man sollte ein gutes Gedächtnis haben, um diese auch stets richtig zuordnen zu können. (Ein Personenregister wäre hier sicher hilfreich gewesen.) Ist Gina zwar eine hübsche junge Frau, so wird dies aber weder überschwänglich betont noch aufdringlich beschrieben, sondern entwickelt sich quasi im Verlauf der Geschichte auf behutsame Weise. Vanga hat der Autor alles andere als heldenhaft und perfekt gezeichnet, sondern ihn nicht nur mit einem körperlichen "Makel" ausgestattet, sondern ihm auch noch ein ziemlich schäbiges und verächtlich scheinendes zweites Ich verpasst. Dies macht aber die Hauptfigur sehr glaubwürdig, wenngleich nicht immer sympathisch, denn wenn er wieder volltrunken in einer Spelunke einschläft, so bekommt man das Bedürfnis, ihn zu schütteln oder ihn mit einem Eimer Wasser wach zu bekommen. Dass jedoch überhaupt solche Gedanken beim Leser ausgelöst werden, zeugt von einer äußerst authentisch realistischen Erzählweise.
Von Anfang bis zum Schluss ist dieser Thriller opulent, turbulent und in allen Farben schillernd, so dass es einem schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Begegnet man zwar auch berühmten Persönlichkeiten der Zeit wie Michelangelo direkt, oder indirekt auch Shakespeare oder Miguel de Cervantes Saavedra, so werden die historischen Hintergründe leider nur am Rande gestreift. Dies ist aber auch das einzige kleine Manko das man in diesem spannenden Roman finden kann.
Uwe Westfehling, Lübbe
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