Ayla und das Lied der Höhlen

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2011
  • 20
  • Heyne, 2011, Titel: 'The Land of Painted Caves', Originalausgabe
Ayla und das Lied der Höhlen
Ayla und das Lied der Höhlen
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Birgit Stöckel
361001

Histo-Couch Rezension vonMär 2011

Der Höhepunkt der Steinzeitsaga - eine herbe Enttäuschung

Kurzgefasst:

Es ist viele Jahre her, dass das Cro-Magnon-Mädchen Ayla vom Neandertalerclan des Bären verstoßen wurde und ihre lange Reise durch das eiszeitliche Europa begann. Nun ist sie mit ihrem Gefährten Jondalar bei seinem Volk, den Zelandonii der Neunten Höhle, heimisch geworden und hat ein süßes Töchterchen. Obwohl Ayla als junge Mutter alle Hände voll zu tun hat, lässt ihr die Heilerin und spirituelle Anführerin der Neunten Höhle eine gewaltige Ehre zuteilwerden: Sie nimmt Ayla als ihre Gehilfin an. Voll Eifer stürzt sich Ayla in die Jahre währende Ausbildung und die verschiedenen Reisen, die dazugehören. Doch die dauernde hohe Belastung zehrt auch an der Beziehung zu Jondalar, der sich vernachlässigt fühlt. Bis er sich verletzt von ihr abwendet.

 

Der sechste Band um die Steinzeit-Frau Ayla und ihren Gefährten Jondalar schließt fast nahtlos an den fünften Band an. Die beiden sind bei Jondalars Familie angekommen und heimisch geworden und haben ein ein paar Monate altes Töchterchen namens Jonayla. Ayla beginnt die Ausbildung zur Zelandoni, einer Art Schamanin, die Jahre in Anspruch nehmen wird und sie unter anderem auf eine große Reise zu verschiedenen heiligen Höhlen führt. Jondalar und ihre Tochter begleiten sie so gut wie überall hin, doch auch zuhause hat Ayla viel zu tun und zu lernen, so dass sich Jondalar schließlich "Ablenkung" sucht, was einige schwerwiegende Folgen hat.

Viele Längen und Wiederholungen

Mit ca. 1100 Seiten ist Das Lied der Höhlen der dickste Band der Saga, aber leider auch der ereignisloseste. Ein Großteil des Buches besteht aus Aylas Donier-Reise, also der Reise, die sie als Gehilfin der Zelandoni absolvieren muss. Diese führt sie zu diversen heiligen Höhlen, die sie besichtigt und des Inneres dem Leser genauestens beschrieben wird. Was anfangs noch ganz interessant zu lesen ist, wird bald langweilig, denn wirklich große Unterschiede gibt es zwischen den einzelnen Höhlen offenbar nicht. Im Nachwort merkt man der Autorin ihre Begeisterung für die steinzeitlichen Höhlen deutlich an, nur wird davon leider im Roman nicht viel transportiert und der Leser fühlt sich ziemlich rasch erschlagen von den ausufernden Beschreibungen der Malereien in den einzelnen Höhlen, die sich zudem immer wieder ähneln. Auch der Ablauf eines Höhlenbesuchs läuft jedes Mal gleich ab und ist mit Gesang und Musik verbunden. Besonders gerne wird hierbei "Das Lied der Mutter" rezitiert und zwar so oft (im Ganzen und in Auszügen), dass der aufmerksame Leser es am Ende des Buches nahezu auswendig kann.

Neben diesen Längen neigt die Autorin zu ständig wiederkehrenden Wiederholungen. Zum einen werden viele Erlebnisse der ersten fünf Bücher erneut ausführlich erwähnt, was vielleicht bei Neueinsteigern das Verständnis fördert, alle anderen aber zum Querlesen animiert. Auch die Aufzählung sämtlicher Titel, wann immer sich zwei Personen kennen lernen, wird rasch ermüdend, kann so eine Aufzählung doch leicht einen Absatz füllen. Da viele Personen, vor allem Ayla, immer wieder jemandem vorgestellt werden, ermüden diese Aufzählungen den Leser ziemlich bald. Weitere Beispiele sind die Erwähnung von Aylas fremdartigen Akzent, den auch Neueinsteiger nach den ersten Erwähnungen begriffen haben dürften, die Vorstellung des Wolfs und die im ersten Teil ausgesprochen häufige Verwendung des Wortes "stillen". Teilweise mehrmals pro Seite und in dicht aufeinander folgenden Abständen, wird erwähnt, dass Ayla ihrer Tochter die Brust gibt. Dankenswerterweise findet nach ca. der Hälfte ein Zeitsprung statt und Jonayla ist dann vier Jahre alt, so dass sie nicht mehr gestillt werden muss, was der Leser erleichtert zur Kenntnis nimmt.

Wenig Konflikte und blasse Figurenzeichnung

Lediglich auf den letzten 200 Seiten nimmt die Geschichte an Fahrt auf, als Ayla dahinter kommt, dass Jondalar auch anderweitig "Spaß" hat. Wer allerdings den dritten Band, Ayla und die Mammutjäger gelesen hat, wird auf nicht viel Neues stoßen, nur dass diesmal die Rollen vertauscht sind. Die Lösung dieses Problems und auch einiger andere, die sich aus dieser Situation heraus ergeben, wird dann allerdings rasch und oberflächlich abgehandelt, ohne wirklich mit Überraschungen aufzuwarten. Das ist sehr schade, denn gerade in diesen zwischenmenschlichen Beziehungen und Problemen lägen interessante Konflikte und einiges an Zündstoff, die die Geschichte durchaus spannend hätten werden lassen können. Doch, wie bereits im fünften Band, verzichtet die Autorin darauf, diese Möglichkeit wahrzunehmen und lässt schlussendlich alles sehr glatt über die Bühne gehen.

Auch die Personenzeichnung hat nicht viel zu bieten. Jondalar bleibt das ganze Buch über eher Statist, so dass auch die ausufernden Sexszenen der ersten fünf Bücher deutlich reduziert sind. Dies ist allerdings eindeutig als Pluspunkt zu vermerken.

Ayla kann als Mutter wenig überzeugen und auch alle anderen Personen bleiben blass, manche werden genauestens eingeführt, nur um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden, ohne dass man weiteres über sie erfährt. Letztlich sind es auch hier wieder die letzten 200 Seiten, da man etwas mehr über die Gefühle und Gedanken der Hauptpersonen, insbesondere über Ayla und Jondalar erfährt, doch erstens sind die daraus resultierenden Handlungen nicht immer nachvollziehbar, und zweitens sind Folgen weitaus weniger drastisch, als man das annehmen sollte.

Insgesamt gesehen ist dieser mit Spannung erwartete sechste Teil der Tiefpunkt der Serie, in dem viel Altbekanntes wiederholt und aufgewärmt wird und der leicht um mehrere hundert Seiten hätte gekürzt werden können, um die Längen in erträglichem Maße zu halten. Dieses Buch ist allenfalls eingefleischten Ayla-Fans zu empfehlen, die es der Vollständigkeit halber lesen möchten. Doch auch von diesen Lesern ist Durchhaltevermögen gefragt und Enttäuschungen während der Lektüre sind sehr wahrscheinlich.

 

Ayla und das Lied der Höhlen

Jean Marie Auel, Heyne

Ayla und das Lied der Höhlen

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