Eine verlässliche Frau

Kurzgefasst:

Eine Kleinstadt in Wisconsin 1907. Er ist ein nicht mehr ganz junger, vermögender Geschäftsmann, der per Annonce eine "verlässliche Frau" sucht. Sie antwortet, dass sie "einfach und ehrlich" ist. Aber die schöne junge Frau, die Ralph Truitt an einem eisigen Wintertag im Schnee am Bahnhof abholt, ist alles andere als das. Catherine Land ist eine Frau mit Vergangenheit, und sie hat nur ein Ziel: Wisconsin möglichst schnell als reiche Witwe wieder zu verlassen. Sie ahnt nicht, dass auch der nach außen hin so unnahbare Ralph ein Mann voller unterdrückter Leidenschaften ist, der seine ganz eigenen Pläne verfolgt. Ein tödliches Ränkespiel beginnt. Womit keiner der beiden gerechnet hat, ist die Liebe.

Catherine Land tritt während eines Schneesturms ins Leben des wohlhabenden Unternehmers Ralph Truitt. Sie hat auf eine Annonce geantwortet, mittels derer der einsame Mann eine Gefährtin suchte. Doch sie ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Ihr Bestreben ist es, möglichst schnell zu heiraten und die unwirtliche Gegend als reiche Witwe wieder zu verlassen, um zu ihrem Geliebten zurück zu kehren. Allerdings ist Ralph Truitt nicht der Mann, den sie erwartet hat. Sie lernt ihn von einer Seite kennen, die bei ihr Zweifel an ihrem Vorhaben schüren. Sie ahnt nicht, dass Truitt ganz eigene Ziele verfolgt. So beginnt ein gefährlicher Tanz um die Wahrheit.

Äußerst feinfühlig konzipiert

Das fragile Gefühlskonstrukt, in dem sich die beiden Protagonisten mehr und mehr verstricken, ist von Autor Robert Goolrick geschickt aufgebaut. Mit großem Fingerspitzengefühl setzt er seine beiden Hauptpersonen in Kontext zueinander. Und er agiert wie ein geschickter Magier. Nach und nach, sehr dezent und mit einem leichten Zögern, letztlich aber doch sehr konsequent deckt er die Hintergründe auf, die die beiden Hauptfiguren zu ihren Handlungen treiben. Dabei entwickelt Goolrick ein feinfühliges Psychogramm - sowohl von Catherine Land als auch von Ralph Truitt. Dadurch lässt er den Leser zwischen Sympathie und Antipathie hin und her pendeln. Mal ist es Truitt, den man mit einer gewissen Distanz betrachtet, mal ist es Catherine Land.

Tristes Bild einer tristen Stadt

Obwohl der Schnee eine blütenweiße Decke über alles legt, kommt doch die bedrückende Düsterkeit der kleinen Stadt in Wisconsin zum Ausdruck. Mit großer Nachhaltigkeit zeichnet Robert Goolrick ein Bild von Hoffnungslosigkeit, Armut und Verzweiflung. Die Menschen versuchen, ihrem Schicksal zu entweichen, ohne je Hoffnung auf eine Erlösung zu haben. Diese Atmosphäre bringt Goolrick hervorragend zum Ausdruck. Weniger überzeugend sind die sexuellen Phantasien des Autors, die er den Gedanken Truitts zuordnet. Sie sind zwar nicht wirklich anrüchig, doch sind sie mit der Zeit äußerst langweilig und man ist geneigt, entsprechende Stellen zu überlesen, um der Langeweile zu entkommen. Diese Sequenzen machen denn auch die einzige Schwäche des an sich überzeugenden und höchst interessanten Romans aus.

Thriller und Liebesroman

In Goolricks Roman geht es einerseits um Tod und Berechnung, andererseits aber auch um eine Liebe, die nicht einfach so da ist, sondern nach und nach Raum bekommt, bis sie sich zu einer Obsession auswächst. Auch hier zeigt der Autor, dass er mit den Gefühlen seiner Protagonisten ebenso spielen kann, wie er es mit jenen der Leserinnen und Leser zu tun vermag. Mit einem Auge fürs Detail ausgestattet vermag es Goolrick, im Kopf seines Publikums Bilder entstehen zu lassen, die absolut überzeugend sind.

Auch sprachlich muss bei diesem Roman kein Abstrich gemacht werden. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen ist gut gelungen und trägt ein Übriges zum positiven Gesamteindruck bei.