Die Ludwig-Verschwörung
- Ullstein
- Erschienen: Januar 2011
- 5
- Ullstein, 2011, Titel: 'Die Ludwig-Verschwörung', Originalausgabe
Starb der Märchenkönig doch nicht durch eigene Hand?
Kurzgefasst:
Steven Lukas, ein Antiquar aus München, findet in seinen Regalen ein ihm unbekanntes altes Buch. Schon bald merkt er, dass es sich dabei um das Tagebuch eines engen Vertrauten von Ludwig II. handelt, den Assistenten des königlichen Leibarztes Max Schleiß von Loewenfeld. Das über hundert Jahre alte Buch ist in einer geheimen Kurzschrift verfasst, die Lukas nur Stück für Stück entziffern kann. Der ungeheuerliche Fund könnte die wahren Umstände des Todes von Ludwig II. verraten! Doch offenbar haben verschiedene Parteien ein Interesse daran, die Veröffentlichung des Tagebuchs zu verhindern. Und ein Fanatiker geht dabei über Leichen. Gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld gelingt es Lukas, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen - eine Rätselreise, die die beiden zu sämtlichen Schlössern des Märchenkönigs führt.
In diesem Roman bewegt sich Autor Oliver Pötzsch auf zwei Zeitebenen. Einerseits hat er für seine Geschichte die Gegenwart gewählt, in der ein passionierter Antiquar und eine ambitionierte Kunstdetektivin unvermittelt in eine aufregende Ermittlung geraten, zum anderen bewegt man sich in den letzten Wochen des Lebens von König Ludwig II. von Bayern. Die beiden Geschichtsstränge sind geschickt ineinander verwoben und stellen eine gegenseitige Befruchtung dar. Dadurch schafft es Pötzsch, auf den überlieferten, historischen Fakten einen Thriller aufzubauen, der das Potential hat, zu unterhalten und zu fesseln. Obwohl - und hier muss man wohl gleich die größte Einschränkung machen - die Verschwörungs-Elemente sich stark an die bereits hinlänglich bekannten Bestseller dieses Genres anlehnen.
Ein geheimnisvolles Dokument taucht auf
Recht unvermittelt wird der Münchner Antiquar Steven Lukas in die Verschwörungsgeschichte um den Märchenkönig einbezogen. Es beginnt mit dem Besuch eines älteren Herrn, der ein bestimmtes Werk sucht, dann aber wieder verschwindet. Der Antiquar findet daraufhin ein Kästchen, das nebst Fotos und einer Haarlocke eine Kladde mit seltsamen Schriftzeichen enthält. Die Neugier des Antiquars ist geweckt. Als kurz darauf sein Geschäft verwüstet wird und er einigen Schlägertypen nur mit Hilfe der aus dem Nichts aufgetauchten Kunstdetektivin Sara Lengfeld entkommen kann, beginnt Steven zu ahnen, dass es mit der Kladde etwas Besonderes auf sich haben muss. Schließlich kann Steven die Schriftzeichen entschlüsseln. Ihm offenbart sich Ungeheuerliches: Eine Verschwörung, die den Märchenkönig das Leben kosten sollte. Steven und Sara müssen gleichzeitig erkennen, dass sie sich mitten in einem Wettlauf um die Beweise eines Mordes befinden.
Gelungener Mix
Die Mischung zwischen historischen Fakten und fiktiver Gegenwart ist Oliver Pötzsch gut gelungen. Beide Zeitebenen sind in sich stimmig und schlüssig und stehen in einem idealen Verhältnis zueinander. Da es beim historischen Teil zwar um eine Verschwörung geht, er aber gesamthaft doch ruhiger daher kommt, mag es den temporeichen Teil der Gegenwart gut vertragen. Mehr als einmal blitzt allerdings die Erinnerung an ähnlich konzipierte Verschwörungsthriller auf und man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, hier werde eben ein Mix aus diesen verschiedenen Thrillern serviert. Allerdings - und das ist dem Autor Oliver Pötzsch zugute zu halten - fällt Die Ludwig-Verschwörung nicht ab gegen die Konkurrenz. Weder von der Geschichte selber noch vom sprachlichen Niveau her.
Ein sich ergänzendes Duo
Ideal besetzt sind die Hauptfiguren des Romans. Während Steven Lukas eher den intellektuellen Part übernimmt und vieles durch seine Fähigkeit, sich durch alte Dokumente und Bücher zu wühlen, zu lösen ist, mit Sara Lengfeld den Part einer taffen und mit allen Wassern gewaschenen Detektivin ein. Das Duo ergänzt sich in vielerlei Hinsicht optimal und es steht schon von Beginn an fest, dass sie in einem besonderen Verhältnis zueinander stehen würden. Äußerst deutlich sind auch die Bösewichte gezeichnet. Oliver Pötzsch hält sich hier an die gängigen Klischees, was ihm aber angesichts der klaren Ausrichtung des Thrillers verziehen werden kann.
Unterhaltende Lektüre
Sprachlich bleibt dem Autor seinem Stil treu, mit dem er sich längst eine Fangemeinde aufbauen konnte. Der Roman ist leicht zu lesen und mag doch mit einer sprachlichen Feinheit aufwarten, die in den meisten Thrillern vergebens gesucht würde. Letztlich muss man sich gar zur Raison rufen: Nämlich sich bewusst machen, dass es sich hier nicht um eine fundierte Erklärung handelt, wie denn der Märchenkönig tatsächlich zu Tode gekommen ist, sondern um einen Roman, der alle Elemente einer guten Unterhaltung in sich vereint.
Wer sich intensiv mit der Geschichte von König Ludwig II. auseinandersetzt, wird allerdings gut daran tun, da und dort ein Auge zuzudrücken und eine eher abenteuerliche Interpretation der Ereignisse zuzulassen. Ansonsten kann dieser Thriller sowohl Krimifreunden, als auch Freunden des historischen Romans einige spannende Lesestunden bescheren.
Oliver Pötzsch, Ullstein
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