Die Bruderschaft des Schwertes
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2011
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- Goldmann, 2011, Titel: 'Die Bruderschaft des Schwertes', Originalausgabe
Spannendes Abenteuer, aber mehr Fantasy als historischer Roman
Kurzgefasst:
Konstantinopel 1309. Das byzantinische Reich wird von Unruhen erschüttert. Während Raoul von Bazerat, kaiserlicher Hauptmann und einstiger Gesandter von Papst Bonifatius VIII., in Kleinasien gegen die Osmanen kämpft, wird seine Tochter Naje von beunruhigenden Visionen heimgesucht. Raoul ahnt, dass in den labyrinthischen Gärten und Palästen der Kaiserstadt eine unvorstellbare Gefahr heraufdämmert. Als Barzin Ardeshir, ein geheimnisvoller persischer Kaufmann, Naje mithilfe des fanatischen Schwertbrüderordens entführt, beginnt eine Jagd, die Raoul bis an die Grenzen der bekannten Welt führt...
Raoul von Bazerat, ist Ritter und Hauptmann des Kaisers, als er nach einem Auftrag nach Hause kommt und sein Heim zerstört und ohne seine Frau Jada und seine Tochter Naje vorfindet. Raoul weiß, wer in seinem Heim gewütet und seine Lieben entführt hat: Barzin Ardeshir, ein reicher Kaufmann aus Konstantinopel. Er erfährt, dass Ardeshir Jada und Naje weit in den Norden bringen will und macht sich selbst auf die lange und beschwerliche Reise, um die beiden zu retten.
Irreführender Klappentext
Liebhaber historischer Romane werden wohl aufgrund des Klappentextes eine spannende Geschichte im frühen 14. Jahrhundert erwarten. Im Grunde stimmt das auch - aber leider nur bedingt. Man wird mit Staunen feststellen, dass ein Großteil des Buches mehr dem Genre Fantasy als dem der historischen Romane zuzuordnen ist. Kann jemand mit Fantasy nichts anfangen, so ist dies mitunter ziemlich ärgerlich, was aber nicht dem Autor, sondern vielmehr dem Verlag vorzuwerfen ist.
Jada, Raouls Frau ist eine "Djinn" und bereits über 1400 Jahre alt. Djinns verfügen über besondere Gaben und Naje, halb Mensch, halb Djinn, ist im Stande, schwere Wunden binnen Sekunden zu heilen oder eine Fata Morgana zu erschaffen, und Wasser ist für einen Djinn tödlich.
Auch die Bruderschaft des Schwertes ist im Besitz von etwas ganz Besonderem, was ebenso nichts mit der Realität zu tun hat. Da so viel Fantasy im Buch vorkommt, kann man auch getrost darüber hinwegsehen, dass eine einfache und harmlose Ringelnatter schon mal zu einer gefährlichen Giftschlange mutiert und Menschen, ja ganze Heere, binnen kürzester Zeit im Moor versinken, was rein physikalisch gar nicht möglich ist. Das Buch ist eine Mischung aus beiden Genres und es wäre wünschenswert, wenn der Leser schon bei der Auswahl des Buches wüsste, was ihn in etwa erwartet.
Tempo- und ereignisreiche Erzählung
Ungeachtet der irreführenden Kurzbeschreibung bzw. der Nichterwähnung der Fantasy-Elemente, erzählt Christoph Lode eine flottes und ereignisreiches Abenteuer, bei dem die Spannung straff bis zum Schluss bleibt. Lode besitzt das besondere Talent, Landschaften und deren Bevölkerung so in Szene zu setzen, dass der Leser wirklich das Gefühl bekommt, mit den Protagonisten unterwegs zu sein, diese auf der langen und beschwerlichen Reise zu begleiten und mit den fremden Sitten und Gebräuchen konfrontiert zu sein. Geschickte Szene- und Perspektivenwechsel lassen nie Längen aufkommen - man begleitet einerseits Raoul auf der verzweifelten Suche nach seiner Familie und andererseits Jada und Naje mit ihren Entführern. So bleibt die abenteuerliche Reise, die von Konstantinopel über das heutige Rumänien, Ungarn und auch Polen führt, immer interessant und bietet dem Leser viel Abwechslung.
Interessante Figuren mit kleinen Schwächen
Raoul von Bazerat ist eine vielschichtige und feinfühlig gestaltete Figur, deren Gedankengänge der Leser nachvollziehen kann, auch wenn man seine Ansichten nicht immer teilt. So ist Raoul zwar der "Gute", hat aber seine Schwächen und eine der Zeit angepasste Lebenseinstellung. Auch Narses, Raouls bester Freund und Begleiter, und Naje, seine Tochter, sind Figuren wie aus dem wahren Leben entlehnt. Dafür kann man oft Jadas Gefühlswelt nicht ganz nachvollziehen und mitunter wird sie dem Leser aufgrund ihres scheinbar kalten Handelns beinah unsympathisch. Barzin Ardeshir, der Antagonist, ist der Böse in Person bzw. Djinn. Er hasst alle Menschen und ist brutal und rücksichtlos. Weshalb er aber einen so extremen Hass auf die menschliche Lebensform hat und welches Ziel genau er mit der Entführung verfolgt, bleibt leider im Verborgenen.
Zweifelsfrei hat Christoph Lode es geschafft, seinen Stil und auch die Figuren weiterzuentwickeln, was in diesem Buch deutlich zum Ausdruck kommt. Die Geschichte ist stimmig, hat keine Längen und nimmt den Leser mit in eine andere Welt. Ist auch der Großteil der Figuren gelungen dargestellt und kann man sich mit ihnen identifizieren, so fehlt es dem einen oder anderen Darsteller noch etwas an Glaubwürdigkeit. Man darf aber zuversichtlich sein, dass der Autor auch dieses Manko künftig noch zu beheben weiß.
Christoph Lode, Goldmann
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